Bücher von Abt Honorius Grieninger kehren nach über 200 Jahren nach Kloster Irsee zurück

11. September 2019: Im Beisein von Stadtarchivar Dr. Peter Keller und seiner Mitarbeiterin Verena Bickel überreichte Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse Schwabens Bezirkstagspräsident Martin Sailer einen 103 Bände umfassenden Buchbestand aus dem Besitz des letzten Irseer Abtes als Dauerleihgabe für Kloster Irsee.
Buchübergabe im Kloster Irsee

Das Foto von der Buchübergabe zeigt vor dem Porträt von Abt Honorius Grieninger in Kloster Irsee: Bezirkstagspräsident Martin Sailer (l.) und Oberbürgermeister Stefan Bosse (r.) sowie Verna Bickel und Dr. Peter Keller (Stadtarchiv Kaufbeuren) mit Dr. Stefan Raueiser (Mitte), Leiter des Schwäbischen Bildungszentrums.

Bezirkstagspräsident Sailer zeigte sich sichtlich erfreut: „Was nach Irsee gehört, kommt nach Irsee zurück. Ich danke der Stadt Kaufbeuren mit Oberbürgermeister Stefan Bosse und Stadtarchivar Dr. Keller für das Vertrauen, den historischen Bücherschatz wieder an seinem Ursprungsort in Kloster Irsee präsentieren zu können.“

Die Bücherschätze stammen aus dem Nachlass von Honorius Grieninger, der am 31. Dezember 1741 in Immendingen bei Tuttlingen geboren wurde, 1762 in Irsee seine Ordensgelübde ablegte und dort im Juni 1766 die Priesterweihe empfing. In Kloster Irsee wirkte er zunächst als Bibliothekar, dann als Prior und wurde schließlich im September 1784 von seinen Mitbrüdern zum Abt gewählt.

Als Bibliothekar katalogisierte Grieninger erstmals die Irseer Stiftsbibliothek und erstellte gesonderte Verzeichnisse der Handschriften und Inkunabeln (Frühdrucke bis 1500). Später verfasste er eine Fortsetzung der Klosterchronik des Placidus Emer, eine ausführliche Beschreibung der für Irsee schlimmen Zeit der Koalitionskriege (1796-1801) sowie weitere geschichtliche Abhandlungen.

Unmittelbar nach seinem Amtsantritt als Abt sorgte sich Honorius Grieninger um die Bewirtschaftung der Irseer Waldgebiete, förderte den Anbau von Raps, ließ die Wasserversorgung des Klosters verbessern und schloss eine Feuerversicherung für die Klostergebäude ab. Wegen der hohen Säuglingssterblichkeit ließ er ausgewählte Frauen von einem Kaufbeurer Arzt zu Hebammen ausbilden. An Sonn- und Feiertagen führte er eine „Sommerschule“ zur Fortbildung von Jugendlichen ein. 1794 schließlich erhielt der bereits früher errichtete Brunnen vor der Kloster-fassade, der den Reichsadler als Hoheitszeichen trägt, das Wappen von Abt Honorius mit der Inschrift „HAMU 1794“ (Honorius Abbas Monasterii Ursinensis).

Drei Jahre nach der Säkularisation seines Klosters verließ Abt Honorius am 13. November 1805 Irsee und über-siedelte nach Kaufbeuren, wo er am 6. Februar 1809 verstarb und auf dem Alten Friedhof begraben wurde. Bei seinem Umzug hatte er auch seine umfangreiche Privatbibliothek mitgenommen, die nach seinem Tod aufgelöst und zerstreut wurde. In fast alle Bände hatte er sein persönliches Buchzeichen (Exlibris) mit der Aufschrift „Aus der Bücher-Sammlung des Abts Honorius in Irrsee“ eingeklebt.

Unter den nun aus dem Stadtarchiv Kaufbeuren nach Irsee zurückgekehrten Büchern sind theologische Werke aus der Feder französischer Jesuiten, meist in deutscher Übersetzung, teils auch in der Originalsprache, besonders stark vertreten. Das Interesse Grieningers an den Ereignissen seiner Zeit spiegelt sich in der 17-bändigen Geschichte der Französischen Revolution von Christoph Girtanner wider, einem aus der Schweiz stammenden Göttinger Arzt. Bemerkenswert ist ebenso die „Sammlung der besten Reisebeschreibungen“, von der zwischen 1784 und 1789 insgesamt 34 Bände erschienen. Darin enthalten ist auch die berühmte Beschreibung Georg Forsters über seine Weltumsegelung mit Captain Cook. Zu erwähnen ist schließlich die radikal-aufklärerische Zeitschrift „Der Zuschauer in Baiern“, die Grieninger las, als er noch Irseer Prior war.

Angeregt durch ein Kooperationsprojekt des Schwäbischen Bildungszentrums Irsee mit dem Stadtmuseum Kaufbeuren und der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zur Wiedersichtbarmachung der ehemaligen Irseer Klosterbibliothek, entschloss sich jetzt auf Vorschlag von Verena Bickel und Stadtarchivar Dr. Peter Keller die Stadt Kaufbeuren, dem Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben die über einhundert Bände aus der Privatbibliothek des letzten Irsees Abtes zur Präsentation in seinem kleinen Hausmuseum zur Verfügung zu stellen.