Vor 25 Jahren wurde in Thierhaupten die Ideenschmiede für den ländlichen Raum gegründet

30. Juni 2017: „Gemeinsam Zukunft gestalten“ – mit diesem Vorhaben war die Schule der Dorf- und Landentwicklung (SDL) in Thierhaupten vor 25 Jahren angetreten, um die Weichen für eine nachhaltige Zukunft im ländlichen Raum zu stellen. Mittlerweile ist die Einrichtung zu einer vielgeachteten Institution geworden, deren hervorragender Ruf weit über die Grenzen Bayerns hinauswirkt. „25 Jahre Verantwortung für das Land“: Unter diesem Motto stand die Jubiläumsfeier im Kloster Thierhaupten. Zahlreiche Ehrengäste nahmen daran teil, viele von ihnen unterstützen und gestalten die Entwicklung der SDL seit Jahrzehnten mit.
Eine Schautafel demonstriert die gelungene Vernetzung der SDL Thierhaupten

Wo die Schule der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten überall ihre Wirkung entfaltet, demonstrierte beim Festakt eine anschauliche Tafel.

Die Erfolgsgeschichte der SDL gründet auf der Idee, dass die Bürger einer Gemeinde Experten in eigener Sache sind und ihre Zukunft idealerweise selbst in die Hand nehmen. Geistiger Vater war Professor Holger Magel, damals Chef der Verwaltung für Ländliche Entwicklung. Die Bildungseinrichtung wurde vom damaligen Bezirkstagspräsidenten Dr. Georg Simnacher im Kloster Thierhaupten als Verein gegründet; die besondere Atmosphäre der historischen Räume ist zu einem Markenzeichen der SDL geworden. Vorstandsvorsitzender ist heute Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Geschäftsführerin des Vereins ist seit 1996 Gerlinde Augustin.

„Heute ist die SDL aus dem ländlichen Raum nicht mehr wegzudenken. Sie leistet einen erheblichen Beitrag zur aktiven Bürgergesellschaft und trägt wesentlich dazu bei, dass viele Entwicklungspotenziale im ländlichen Raum nachhaltig gelingen", so Helmut Brunner, Staatsminister des Bayerischen Ministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten. Es gelte, den demographischen Wandel bewusst zu gestalten. Damit die hohe Lebensqualität der Bewohner auf dem Land erhalten bleibt, müssten einerseits die Stärken des ländlichen Raumes besser genutzt werden, andererseits sind moderne, zukunftsfähige Strukturen erforderlich. Die Geschichte der SDL ist eng verknüpft mit der Bayerischen Dorferneuerung. 

Bei seinem Rückblick würdigte auch Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert die Verdienste der SDL: „Unbestritten sind in den vergangenen 25 Jahren wichtige Impulse von Thierhaupten in die schwäbischen und oberbayerischen Regionen ausgegangen. 1.600 Veranstaltungen mit 37.000 Teilnehmer – das ist eine beeindruckende Zahl, die für sich spricht", so Reichert. Großes Interesse an der Arbeit der SDL zeigten immer wieder auch Gemeinden und Institutionen aus anderen Bundesländern oder dem Ausland. 

Gemeinsam erkennen, entwickeln, handeln

Die SDL bietet Seminare, Exkursionen und Klausurtagungen zu unterschiedlichen Themen an. Das Programm wird kontinuierlich an die Bedürfnisse und aktuellen Entwicklungen in den Gemeinden angepasst. Kommunen erhalten Soforthilfe, Service und Beratung sowie Unterstützung bei der Projektentwicklung und Umsetzung. Unter den Teilnehmern sind Bürgermeister, Gemeinderatsmitglieder, engagierte Bürger und Ehrenamtliche, die sich in die Zukunftsgestaltung ihrer Gemeinde einbringen. Freilich ist manchmal ein Umdenken notwendig, denn plötzlich dürfen Bürger mitreden, so Berry Mehrer aus Weyarn. „Gerade deshalb braucht es Steuerung von Beteiligungsprozessen", erklärte der Vorsitzende des Fachbeirats, Dr. Peter Jahnke. 

Der Erfolg der SDL liegt u.a. in der engen Vernetzung mit zahlreichen Ämtern, Institutionen und Experten aus der Praxis begründet. Dazu gehört in erster Linie das Amt für Ländliche Entwicklung, das als verlässlicher Partner bei der Gestaltung von attraktiven Wohn-, Lebens- und Arbeitsverhältnissen im ländlichen Raum eng an der Seite der SDL steht. Darüber hinaus schöpft die SDL ihre Kompetenz aus dem Engagement eines kompetenten Teams aus Moderatoren und Referenten. Sie alle bringen aktuelle Themen aus ihrer Praxiserfahrung mit den Gemeinden in das Angebot ein und machen die Seminare so zu wertvollen Veranstaltungen mit hohem Nutzen für die Teilnehmer. 

SDL steht für Information, Motivation und Qualifikation

Das Themenspektrum ist breit gefächert und reicht vom Strukturwandel in der Landwirtschaft über Nah- und Energieversorgung sowie Innenentwicklung bis hin zu sozialen Themen. Allein 450 Fachseminare fanden im Laufe der 25-jährigen Geschichte statt, jährlich kommen rund 230 Bürgermeister nach Thierhaupten, um an praxisnahen Seminaren teilzunehmen und vom Erfahrungsaustausch zu profitieren. „Die SDL ist eine geistige Tankstelle", resümierte Susanne Hoyer, Bürgermeisterin von Langenbach. Sie nimmt regelmäßig an Veranstaltungen teil und schätzt die SDL als wichtige Institution der politischen und gesellschaftlichen Weiterbildung. Letztlich geht es um den Zusammenhalt der Generationen im ländlichen Raum, denn nur wenn die Jungen bleiben, hat der ländliche Raum eine Zukunft.

Die Idee der SDL trägt in die Zukunft

„Globalisierung, Digitalisierung, veränderte Arbeitswelten, neue Kommunikationsstrukturen und komplexe Planungsprozesse wirken bis in unsere ländlichen Gemeinden. Schnell mutiert da ein Schlafbürger zum Wutbürger", so SDL-Geschäftsführerin Gerlinde Augustin. „Deshalb sehen wir auch zukünftig unsere Aufgabe darin, das demokratische Potenzial, das im ländlichen Raum steckt, zu schulen und zu fördern. Nur durch bürgerschaftliches Engagement und die Einbindung möglichst Vieler wird es uns gelingen, nachhaltige Konzepte zu entwickeln, die die Menschen überzeugen."

Die Liste der ermutigenden Projekte, die die SDL nach 25 Jahren erfolgreicher Bildungsarbeit mit entwickelt und begleitet hat, ist mittlerweile beachtlich: Da stellt eine Gemeinde wie Wildpoldsried im Allgäu eine eigene Energieversorgung mit erneuerbaren Energien auf die Beine. Da bauten Kommunen leerstehende, alte Gebäude um, um sie sinnvoll neu zu nutzen, sie siedelten erfolgreich Betriebe an und schufen so neue Arbeitsplätze, verbesserten die Nahversorgung für Jung und Alt, entwickelten neue Freizeitangebote oder initiierten die interkommunale Zusammenarbeit,

Den Mut, die Kreativität und den Pioniergeist der Gründerjahre will sich Gerlinde Augustin behalten, denn: „Nur wer brennt, kann das Feuer entfachen." Dann gelinge es auch, Menschen zusammenzubringen, den manchmal notwendigen Perspektivwechsel einzuleiten und so gemeinsam an einer tragfähigen Zukunft für den ländlichen Raum zu arbeiten.

Text: Gerlinde Augustin

Infos unter: www.sdl-inform.de