Bezirkskrankenhaus Augsburg: Neue Angebote im neuen Ambulanzzentrum

08. Juli 2021: Das BKH Augsburg baut sein ambulantes psychiatrisch-psychotherapeutisches Spektrum aus. Im umgebauten Gebäude ist nicht nur die Leitstelle des Krisendienstes Schwaben untergebracht, dort wurde auch gegen Covid-19 geimpft und es sind im vergangenen Jahr viele neue Angebote entstanden.
Ambulanzzentrum

Im neuen Ambulanzzentrum des Bezirkskrankenhauses Augsburg sind in jüngster Zeit zahlreiche neue Angebote entstanden. Die Klinik baut ihr ambulantes psychiatrisch-psychotherapeutisches Spektrum kontinuierlich aus.

Seit gut einem Jahr ist das neue Ambulanzzentrum des Bezirkskrankenhauses (BKH) Augsburg, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg in Betrieb. Für 6,5 Millionen Euro haben die Bezirkskliniken Schwaben als Trägerin das ehemalige Gebäude des Blutspendedienstes zu einer hellen, freundlichen, niederschwelligen Einrichtung umgebaut. „Es gleicht jetzt einem modernen Ärztehaus und hat keinen Krankenhaus-Charme mehr“, sagt der Ärztliche Direktor des BKH, Prof. Dr. Alkomiet Hasan. Wegen der Corona-Pandemie hat es nie eine Einweihung gegeben. Es sind jedoch zahlreiche neue Angebote geschaffen worden.

Das BKH Augsburg versorgt mehr als 9000 Menschen pro Jahr ambulant. „Wir sind eine der größten Ambulanzen in Bayern“, sagt der oberärztliche Leiter Dr. Andreas Gartenmaier. Waren die einzelnen spezialisierten Ambulanzen zuvor auf unterschiedliche Standorte innerhalb des BKH verteilt, so sind sie seit mehr als einem Jahr in einem eigenen Gebäude unter einem Dach vereint. Das war auch das Ziel des Vorstands der Bezirkskliniken: den stationären vom ambulanten Teil der Klinik räumlich, aber nicht inhaltlich voneinander zu trennen.

Im vergangenen Jahr wurden verschiedene neue ambulante Angebote geschaffen. Dazu gehören die Präventionsambulanz Cannabis und Psychose, eine Ambulanz für moderne Neurostimulationsverfahren und eine Spezialambulanz für Sportpsychiatrie und Psychotherapie. Etablierte Ambulanzen mit den Schwerpunkten der peripartalen Störungen (rund um die Geburt), die Autismusambulanz oder die Fachambulanz für Opiatabhängigkeit werden aktuell ausgebaut. Schließlich wurde eine Clearingsprechstunde für Studierende der Medizin am Standort Augsburg gemeinsam mit der medizinischen Fakultät etabliert.

Stimulationsambulanz. Zu den neuen Angeboten, die das im Ambulanzzentrum tätige multiprofessionelle Team anbietet, gehört die Neurostimulation. Mit verschiedenen Hirnstimulationsmethoden soll auf schonende Art und Weise psychischen Erkrankungen behandelt werden. „Das geschieht nicht-invasiv, was bedeutet, dass man nicht mit einem Gerät oder Katheter in den Körper eindringt, also nur äußerlich behandelt“, beschreibt Prof. Hasan den innovativen Therapieansatz. Die Methode wird besonders bei Patientinnen und Patienten angewandt, die von anderen Therapieverfahren nicht profitieren konnten.

Cannabis und Psychose. In Augsburg ist ein Kooperationsprojekt für junge Menschen mit Cannabis-induzierter Psychose und deren Angehörige gestartet. Das Therapie- und Präventionsprojekt trägt den Titel „Cannabis und Psychose Augsburg“ (CaP). Das BKH und Condrobs als Träger mit vielfältigen sozialen Hilfsangeboten bieten es gemeinsam an. „Der Konsum von Cannabis ist mit hohen Risiken für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen verbunden. Studien belegen, dass lebenslange psychische Erkrankung droht“, sagt Prof. Hasan. Besonders schwerwiegend sei die Cannabis-induzierte Psychose. CaP bietet betroffenen jungen Menschen Betreuung im Anschluss an die stationäre Behandlung und leistet Aufklärungsarbeit an Schulen. Finanziert wird das auf zunächst fünf Jahre angelegte Projekt von der Robert-Vogel Stiftung.

Rund um die Geburt. In der „Sprechstunde bei psychischen Krisen rund um die Geburt“ erhalten Mütter mit psychischen Problemen während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung rasch das Angebot einer psychiatrischen Behandlung. Die Anmeldung hierfür erfolgt über die Gynäkologen, Kinderärzte, Hebammen oder Beratungsstellen. Spezialangebot für Menschen mit Autismus. Oberarzt Dr. Gartenmaier und sein Team führen im Ambulanzzentrum diagnostische Abklärungen von Autismus-Spektrum-Störungen durch. Sie bieten eine ausführliche Diagnostik und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter an.

Sportpsychiatrie. In den vergangenen Jahren rückten zunehmend die psychischen Belastungen von Leistungssportlern in den Vordergrund. Diese sind zum einen durch die besonderen Lebensumstände (hohe körperliche Belastung, Leistungsdruck, kurze Verträge, wechselnde Ansprechpartner) und zum anderen durch die Sorge gekennzeichnet, durch eine psychiatrische Diagnose und gegebenenfalls Therapie nicht mehr im Leistungssport bestehen zu können. In der Spezialsprechstunde am BKH bekommen Leistungssportler niedrigschwellige, professionelle psychiatrisch psychotherapeutische Diagnose- und Therapieangebote. Durch die Vernetzung innerhalb des Referates für Sportpsychiatrie, das die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) gegründet hat, kann die Augsburger Klinik auch in anderen Regionen Unterstützung leisten.

Clearing-Sprechstunde für Medizinstudierende. Speziell an die jungen Menschen, die in der Fuggerstadt Medizin studieren, richtet sich das Angebot der psychiatrisch-psychotherapeutischen Clearing-Sprechstunde. Wer mit den persönlichen Herausforderungen und dem Studienstress nicht klar kommt, der kann sich bei psychischen Beschwerden unkompliziert und vertraulich an erfahrene Fachärzte und Psychotherapeuten im Ambulanzzentrum des BKH wenden. Sie bieten den Betroffenen einen schnellen und kostenfreien Zugang zu einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Abklärung ihrer Beschwerden an und beraten sie über Behandlungsmöglichkeiten.

Bipolare Störungen. Eine Spezialsprechstunde gibt es auch für Menschen mit bipolaren Störungen. Damit ist das BKH eines jener Häuser, das diese besondere Anlaufstelle bietet.

Im Ambulanzzentrum ist zudem die Leitstelle des Krisendienstes Schwaben untergebracht. Ob in Nördlingen oder Lindau: Wer die kostenfreie Rufnummer 0800 / 655 3000 wählt, landet hier – seit 1. Juli rund um die Uhr. Menschen in psychischen Krisen, Angehörige oder auch Fachstellen bekommen professionelle Soforthilfe. Das Leitstellenteam entscheidet, wie dem Anrufenden geholfen werden kann und schickt in dringenden Fällen ein mobiles Krisenteam los, das zum Hilfesuchenden fährt und binnen kurzer Zeit zur Lösung der Krise beitragen kann.