Von schottischen Großraumbüros und tschechischen Handscanner: Wer eine Reise tut, hat was zu erzählen

19. Juni 2017: Wer eine Reise tut, hat was zu erzählen. Und kehrt oftmals mit einem neuen Blick in den eigenen Alltag zurück. So geht es auch den Auszubildenden beim Bezirk Schwaben, die über ihre Berufsschule an einem Austauschprogramm in der EU teilnehmen - sie lernen nicht nur, dass in anderen Ländern andere Sitten herrschen, sondern oft auch andere Arbeitsabläufe in deren Verwaltungen.
Im Bild vor der Europafahne im Sitzungssaal des Bezirks von links nach rechts: Anna Janson, Karen Dehner und Lena Kuchenbaur, die während ihrer Ausbildung beim Bezirk Auslandserfahrungen sammelten.

Im Bild vor der Europafahne im Sitzungssaal des Bezirks von links nach rechts: Anna Janson, Karen Dehner und Lena Kuchenbaur, die während ihrer Ausbildung beim Bezirk Auslandserfahrungen sammelten.

„Als ich aus Inverness zurückkam, konnte ich unsere Büros wieder richtig schätzen - das Arbeiten in einem Großraumbüro mit 30, 40 Leuten ist wirklich eine Herausforderung." Anna Janson, die inzwischen ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachfrau beim Bezirk erfolgreich beendet hat und in der Sozialverwaltung des Bezirks arbeitet, lernte über den Berufsschul-Austausch „The Highland Council" im schottischen Inverness kennen. Die zentrale Verwaltung für eine Fläche, die vergleichbar mit Belgien ist, aber weit weniger Einwohner hat, ist für eine Vielzahl von Aufgaben zuständig. Anna Janson war während ihres dreiwöchigen Aufenthalts dem Bauamt zugeordnet, „was natürlich toll war, weil man bei den Außenterminen Land und Leute wirklich kennenlernen konnte." 

Für Lena Kuchenbaur, die noch im zweiten Ausbildungsjahr ist, brachte der Austausch viel, „insbesondere habe ich natürlich meine Sprachkenntnisse verbessern können, aber es ist auch interessant zu sehen, wie eine andere Verwaltung arbeitet". Die 19jährige befürchtet jedoch, dass mit dem Brexit diese Austauschmöglichkeit künftig verschlossen ist - die Programme werden über das Da Vinci-Programm der EU finanziert, damit fällt Inverness, Partnerstadt von Augsburg, aus. „Wobei der Austausch leider sowieso sehr einseitig war - weil die Schotten das duale System nicht kennen, kamen aus der Verwaltung dort keine jungen Leute zu uns", berichtet die 19jährige. 

Vom Brexit verschont ist jedoch ein anderer Weg ins Ausland: Karen Dehner, im ersten Ausbildungsjahr beim Bezirk Schwaben, hatte die Möglichkeit, über die Berufsschule in eine tschechische Verwaltung reinzuschnuppern. Zwei Wochen praktizierte sie in Sumperk, das etwa eine Stunde von Prag entfernt ist. Unter anderem war sie im Touristikamt, im Rathaus, aber auch zwei Tage in der freien Wirtschaft eingesetzt und durfte sogar einmal am schulischen Deutschunterricht teilhaben. „Das Programm war sehr abwechslungs- und lehrreich", sagt die Auszubildende, „vor allem aber habe ich mitbekommen, wie viele Beziehungen es zwischen Deutschland und Tschechien seit jeher gibt." In manchen Dingen sei die tschechische Verwaltung schon sehr viel moderner - so gebe es dort statt der „Stempelkarte" für die Arbeitszeiten bereits einen Handscan-, in anderen Angelegenheiten sei man dagegen „noch ziemlich altmodisch", meint die 19jährige. „So viel Papier im Büro, da ist noch nichts digitalisiert!"

Einig sind sich die drei jungen Frauen darin, dass ihnen der Austausch, der jeweils über die Berufsschule 5 der Stadt Augsburg organisiert wird, viel gebracht hat, sowohl persönlich als auch beruflich. „Man schaut sich schon auch die positiven Dinge bei den anderen ab", so Anna Janson. 

Die Teilnahme an solchen Auslandsaufenthalten ist für die jungen Leute freiwillig und zuvor durchaus mit Aufwand verbunden. So muss man sich bewerben, ein Motivationsschreiben verfassen, zu Vorbereitungstreffen kommen, ein Austauschtagebuch führen und im Nachgang einen Bericht abliefern. „Nicht jeder hat darauf Lust, weil man auch viel seiner Freizeit investieren muss - ich aber finde, das hat sich für mich gelohnt", betont Anna Janson.

Der Bezirk Schwaben unterstützt solche Aktivitäten seines Berufsnachwuchses, die Auszubildenden werden während des Austausches freigestellt, müssen ihren Urlaub nicht dafür einbringen. „Die jungen Leute profitieren von ihrer Auslandserfahrung, sprachlich und durch den Erwerb von Fachwissen - und das kommt letzten Endes natürlich auch dem Bezirk als Arbeitgeber zu Gute", bestätigt Manfred Brehm, Leiter der Personalverwaltung des Bezirks.