15 Jahre Donauwörther Psychiatrie: Klein, familiär und schlagkräftig

04. November 2016: Das Bezirkskrankenhaus (BKH) Donauwörth gibt es erst seit Jahresbeginn, die Psychiatrie an der Donau-Ries Klinik schon seit 15 Jahren – zunächst unter der Trägerschaft des Bezirks und seit 2008 unter der der Bezirkskliniken Schwaben. Soll man das 15-jährige Bestehen feiern? Ja, sagten sich die Verantwortlichen, jedoch feiern ohne großen Pomp.
Festredner und Protagonisten des 1. Psychiatrie-Forums im Donau-Ries

Gruppenbild, von links: Gerhard Kramer (Regionalleiter Nord der Bezirkskliniken Schwaben), Ärztlicher Direktor Dr. Karel Frasch, Pflegedirektorin Gabriele Bachhuber (beide BKH Donauwörth), Thomas Düll (Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben), Dr. Franziska Widmann (stellvertretende Ärztliche Direktorin des BKH) und der langjährige Chefarzt und Vorgänger von Dr. Frasch, Dr. Norbert-Ullrich Neumann.

„Wir wollen zeigen, was wir erreicht haben, und jenen danken, mit denen wir täglich zusammenarbeiten“, beschrieb Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, das Ziel der Festveranstaltung. Ihr Titel: „1. Psychiatrie-Forum im Donau-Ries“. Gut 40 Gäste kamen - viel mehr hätten im Besprechungszimmer, wo die Veranstaltung stattfand - auch nicht Platz gefunden.

Das BKH Donauwörth ist eine „kleine und ein bisschen familiäre“ Einrichtung. „Man kommt nicht aus und begegnet dem anderen mindestens dreimal am Tag“, sagt Pflegedirektorin Gabriele Bachhuber. Sie ist wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen vom ersten Tag an dabei – ein „Urgestein“, wie sie sich selbst bezeichnet. Die Fluktuationsrate sei sehr niedrig, was für das gute Arbeitsklima in der Klinik spreche.

Vor gut 15 Jahren startete die Donauwörther Psychiatrie mit 16 Betten und 20 Tagesklinik-Plätzen – damals allerdings noch als Abteilung des BKH Günzburg. Heute sind es 40 stationäre Betten, verteilt auf zwei Stationen – in einem eigenständigen BKH. Die Platzzahl in der Tagesklinik wurde auf 16 reduziert. Die Psychiatrische Institutsambulanz rundet das Angebot ab. „Wir freuen uns, dass wir jetzt auf Augenhöhe mit den anderen sieben Standorten der Bezirkskliniken Schwaben sind“, sagte Ärztlicher Direktor Dr. Karel Frasch. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten habe man das erste Jahr gut gemeistert. Aufgabe des BKH ist die psychiatrische-psychotherapeutische Versorgung des Landkreises Donau-Ries mit seinen 130000 Einwohnern.

Frasch betonte die sehr gute Kooperation mit der Donau-Ries Klinik, in dessen Räumen sich das BKH befindet. „Wir fühlen uns als Abteilung hier im Haus.“ Noch wichtiger sei, so der Ärztliche Direktor, dass die Patienten die doppelte Trägerschaft nicht merkten. „Psychisch-Kranke gehen durch dieselbe Tür wie körperlich-Kranke. Das ist Sozialpsychiatrie im besten Sinne“, so Frasch.

Vorstandsvorsitzender Düll sieht das BKH Donauwörth angekommen in der Riege der schwäbischen Bezirkskrankenhäuser. „Eine solche Aufwertung und Emanzipation bekommt man aber nicht geschenkt, die muss man sich erst erarbeiten und sich etablieren“, sagte Düll. Die Patientinnen und Patienten kommen fast ausnahmslos aus Nordschwaben, was das „absolut bedarfsorientierte Planen und Vorgehen“ zeige. Es unterstreiche, dass die Bezirkskliniken „ganz zielgerichtet am Platz sind“, so Düll. Die stationären Betten seien zu 100 Prozent ausgelastet. „Die Patienten kommen, weil sie uns brauchen“, stellte der Vorstandsvorsitzende fest. Er lobte das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an jedem einzelnen Tag. Etwas mehr als 70 Beschäftigte zählt das BKH Donauwörth aktuell.

Düll verwies auf die Aussagen der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml, die die Situation der psychiatrischen Versorgung in Schwaben wiederholt als vorbildhaft für ganz Bayern charakterisiert hat. Die eine Hälfte der schwäbischen BKH sei in einem Allgemeinkrankenhaus integriert, die andere befinde sich in unmittelbarer Nähe auf einem Nachbargrundstück. „Die Verzahnung, die dadurch erreicht wird, ist optimal. Aus fachlich-medizinischer Ebene ist das sowieso positiv“, meinte Düll. Er bezeichnete den Bezirk Schwaben mit seinen Bezirkskliniken „als Innovationslokomotive in Bayern“.

Mit anschaulichen Fotos ließ Pflegedirektorin Gabriele Bachhuber die vergangenen 15 Jahre Revue passieren. Viel habe sich getan, viel sei neben der täglichen Arbeit in Angriff genommen worden: Spatenstich für den Anbau im März 2001, ein Tag der offenen Tür im Oktober 2001, das Ehemaligentreffen 2003, zu dem alle ehemaligen Patienten eingeladen wurden, die in der psychiatrischen Abteilung Donauwörth bis dato behandelt worden sind, die Gründung eines Chores (2004), Teilnahme am Weihnachtsmarkt, 2014 der Spatenstich für die Erweiterung usw. 2015 wurde die zweite Station eröffnet. „2005 haben wir aus einem verwilderten Platz hinter der Klinik ein Volleyballfeld gemacht. Das war das bislang schönste Projekt“, so Bachhuber. Mit einem Sportfest wurde das Gelände in Betrieb genommen. 2008 kam dort eine Hütte hinzu, die in Eigenleistung errichtet wurde, 2011 ein Trimm-Dich-Pfad.

Ein wichtiges Jahr für die Donauwörther Psychiatrie ist 2013: Damals wurde hier das „Home Treatment“ (HT) ins Leben gerufen. Dr. Frasch hatte das Modell der psychiatrisch-psychotherapeutischen Akutbehandlung zu Hause vom BKH Günzburg mit seinem Wechsel nach Nordschwaben mitgebracht. Seine heutige Stellvertreterin Dr. Franziska Widmann stellte das HT beim 1. Psychiatrie-Forum vor. Ein multiprofessionelles Team des BKH, bestehend aus Arzt, Pflegekräften und Sozialdienst, fahren zum Patienten nach Hause, um ihn dort genauso zu behandeln wie in der Klinik auch. Das soll stationäre Aufenthalte verhindern oder zumindest verkürzen. 115 Patienten habe man in den vergangenen Jahren auf diese Weise behandelt, so Dr. Widmann. Dabei legten die Teams insgesamt schon 55000 Kilometer zurück. Im Schnitt werde der Betroffene 19 Mal aufgesucht. Laut Statistik sind 68 Prozent Frauen im Alter von durchschnittlich 46 Jahren; 25 Prozent lebten allein, 45 Prozent seien berentet.

Eine wichtige Person für die Donauwörther Psychiatrie ist Dr. Norbert-Ullrich Neumann: Er leitete die Abteilung während der ersten zehn Jahre, ehe er 2011 in den Ruhestand ging. Die Verantwortlichen freuten sich, dass der ehemalige Chefarzt in bester Gesundheit zum 1. Psychiatrie-Forum im Donau-Ries und zur 15-Jahr-Feier der Klinik gekommen war.

www.bezirkskliniken-schwaben.de