Ausbau von Schwabens Freilichtmuseum schreitet weiter voran

10. Januar 2018: Zusätzliche Flächen schließen eine Lücke und bilden die Grundlage, die historische Bau- und Kulturvielfalt der ländlichen Regionen Schwabens künftig besser denn je abzubilden.
Dieser Entwurf zeigt die angestrebte Geländeentwicklung des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren.

Das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren ist eine Besonderheit unter den Freilichtmuseen. Nicht nur, dass es eines der ältesten Häuser ist, sondern ein „Dorf im Dorf“, prägte und prägt die Entwicklung des Museums bis heute. Aufgabe in Illerbeuren ist es, die Bau- und Kulturvielfalt im alten bayerischen Schwaben als Freilichtmuseum zu präsentieren. Der Besucher soll die Möglichkeit erhalten, sich den ländlichen Raum vom Ries bis ins Allgäu in seiner historisch gewachsenen Ausprägung selbst zu erschließen. Dabei hilft die Gliederung und Einteilung des Bauernhofmuseums in sogenannte Baugruppen, die die charakteristischen Regionen Schwabens im Kleinen widerspiegeln. Die Entwicklung der Gemeinschaften, Dörfer und Regionen wurde stark von gesellschaftlichen Veränderungen beeinflusst. Durch verschiedene Aufbaukonzepte werden diese später im Museum sichtbar und begreifbar. Daneben ist das Museum bestrebt, die schwäbische Landschaft samt seiner Streuobstwiesen, Felder, Wälder und Tiere darzustellen.

Flächenerweiterung

Um dieses Ziel zu erreichen, war eine erhebliche Flächenerweiterung notwendig. Bisher sind circa 12 Hektar für die Landschaftspräsentationen und die Infrastruktur des Museums zugänglich. Die notwendige Erweiterung konnte der
Zweckverband nach Jahren der Planung nun realisieren: Ende November 2017 erreicht Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert den Lückenschluss am Ausbaugebiet entlang der Memminger Straße. Es handelt sich um eine circa 3 Hektar große Fläche, die die bereits vorhandenen Areale verbinden wird. Derzeit liegt dieser Bereich noch in einem nichtzugänglichen Teil. Die gesamte Erweiterung von insgesamt rund 8 Hektar wird sich wie eine Hochebene über das bisherige Museumsgelände erstrecken. Mit dieser Geländeentwicklung rüstet sich der Zweckverband für die Zukunft und baut die Bedeutung des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren als Freilichtmuseum für Schwaben aus.

Historische Bebauungsplanung

Das Haus hat in einem Freilichtmuseum eine besondere Rolle – es ist das größte und zugleich schwierigste, sensibelste Sammlungsobjekt zugleich. Mit dem Abtrag eines Gebäudes werden Biografien verpflanzt, werden Gerüche weitergegeben, werden Erinnerungen wachgerüttelt. Die Häuser stiften Identifikation im Räumlichen, Sozialen oder im Wirtschaftlichen. Inzwischen erzählen die Wände von bereits 32 größeren und kleineren Gebäuden Geschichten. Beim Übertreten der Türschwelle kann man die Vergangenheit spüren.

Für die Ausbauplanung sind bereits 8 historische Häuser an ihren Ursprungsstandorten in den letzten Jahren abgetragen worden. Drei Baustellen sind für die Besucher derzeit am Museumsrand sichtbar: Es handelt sich um ein Bauernhaus aus dem Westallgäu, aus der Einöde bei Engenberg, um eine kleine Fachwerkkapelle aus dem Ostallgäu, aus Luttenried und um ein Bauernhaus aus Weicht, ebenfalls aus dem Ostallgäu.

Fünf weitere Gebäude sind bei einer Spezialfirma für Baudenkmalpflege und Gebäudetranslozierungen eingelagert:

  • der Wohnteil einer Sölde aus Stölzings bei Kempten (nach Bauforschungsergebnissen das nachweislich älteste Bauernhaus im Allgäu - Balken in der Stubendecke und Wandteilen belegen das Jahr 1467 - damit die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg)
  • eine Sennerei aus Unterbetzisried bei Ottobeuren (Der Sennereigenossenschaft gehörten einst sieben Bauern an. Die
    Käserei war, soweit bekannt, von 1908-1939 in Betrieb; danach als Milchsammelstelle. Das Gebäude ist vollständig eingerichtet und ein herausragendes Dokument der Landwirtschaftsgeschichte des Alpenvorlandes.)
  • ein Kleinbauernhof aus Gundremmingen, im Landkreis Günzburg (Die Hofstelle besteht aus zwei Gebäuden, dem Wohnhaus und einem separatem Wirtschaftsteil, erbaut am Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Gemeinde Gundremmingen wird im frühen 19. Jahrhundert im Rahmen von einer russisch angeworbenen Auswanderungsbewegung bedeutsam; so siedelten Handwerker und Bauern nach Bessarabien/Odessa um.)
  • Wohn- und Wirtschaftssituation im Ries: eine Sölde, ein Kleinbauernhof, aus Deiningen, Lkr. Donau-Ries (bei Nördlingen) erbaut um 1660; im Gebäude wurden insgesamt 16 Fassungsschichten befundet, ein typisches Gebäude für einfache, bescheidene Lebensverhältnisse, Strohdachdeckung
  • im Kontrast dazu ein stattliches Bauernhaus aus Reimlingen, Lkr. Donau-Ries (bei Nördlingen) - Größendimension des Bauernhauses (rund 20 Meter in der Länge und über 10 Meter in der Breite) typisch für das Ries, erdgeschossig steile Dachneigung von 48° und mehr Grad - so kommt über die gesamte Hauslänge ein enormer und beeindruckender Dachaufbau zusammen.

Die Gebäude werden zunächst bauhistorisch untersucht und entsprechend des Präsentationszeitraums wiederaufgebaut, eingerichtet und pädagogisch zugänglich gemacht. Aktuelle Fragen der Museumsarbeit wie Barrierefreiheit und Besucherpartizipation stehen dabei ebenfalls im Fokus.

In aller Kürze:

Das Schwäbische Bauernhofmuseum wurde 1955 gegründet.
Es ist ein dreidimensionaler Speicher der vergangenen ländlichen Kultur in Schwaben.

Das bisherige Museumsgelände umfasst 12 Hektar.

Dargestellte Regionen, bereits zugänglich:

  • "Altes Museumsdorf" (erstes Freilichtmuseum in Süddeutschland, Gestaltung und
    räumliche Ausrichtung der Häuser entspricht den Anfängen der Museumsgeschichte, zwischen 1955 und 1985 gewachsen, 19 Gebäude, teilweise In-Situ-Häuser)
  • "Technik auf dem Land" ( große Landmaschinenausstellung, Technisierung in der Landwirtschaft: Maschinenwerkstatt, Pumphaus zur Wasserversorgung und Windrad zeigen techn. Fortschritt, funktionsfähig)
  • "Baugruppe Mittelschwaben" (7 Gebäude zeigen verschiedene Zeitschnitte und Bauformen in Mittelschwaben, mit Feldern, Gärten und Weiden, Baugruppe seit der Geländeerweiterung im Jahr 2000 zugänglich)
  • Torfwirtschaft (Folgen der Industrialisierung und des Eisenbahnzeitalters zwischen Ulm und Augsburg)

Im Museumsausbauplan sind weitere Baugruppen/Regionen vorgesehen:

  • Baugruppe „Nordschwaben“ mit dem Rieser Land
  • Baugruppe „Alpenvorland“
  • Baugruppe „Alpine Region“
  • Baugruppe "Bodensee"

Die dafür notwendige Erweiterungsfläche beträgt circa 8 Hektar (ohne Waldstücke).
Das fehlende Verbindungsstück in diesem Gebiet von circa 3 Hektar konnte Ende November 2017 erworben werden.

Träger:

Der Träger des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren ist ein Zweckverband, dem der Bezirk Schwaben, der Landkreis Unterallgäu und der Heimatdienst Illertal e.V. als Mitglieder angehören.

Weitere Informationen unter www.bauernhofmuseum.de

Fragen zum Bauernhofmuseum:
Sandra Czaja, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/Veranstaltungsorganisation
E-Mail: sandra.czaja@bauernhofmuseum.de
Tel. (0 83 94) 92 601-15, Fax (0 83 94) 14 54