Historische Bebauungsplanung
Das Haus hat in einem Freilichtmuseum eine besondere Rolle – es ist das größte und zugleich schwierigste, sensibelste Sammlungsobjekt zugleich. Mit dem Abtrag eines Gebäudes werden Biografien verpflanzt, werden Gerüche weitergegeben, werden Erinnerungen wachgerüttelt. Die Häuser stiften Identifikation im Räumlichen, Sozialen oder im Wirtschaftlichen. Inzwischen erzählen die Wände von bereits 32 größeren und kleineren Gebäuden Geschichten. Beim Übertreten der Türschwelle kann man die Vergangenheit spüren.
Für die Ausbauplanung sind bereits 8 historische Häuser an ihren Ursprungsstandorten in den letzten Jahren abgetragen worden. Drei Baustellen sind für die Besucher derzeit am Museumsrand sichtbar: Es handelt sich um ein Bauernhaus aus dem Westallgäu, aus der Einöde bei Engenberg, um eine kleine Fachwerkkapelle aus dem Ostallgäu, aus Luttenried und um ein Bauernhaus aus Weicht, ebenfalls aus dem Ostallgäu.
Fünf weitere Gebäude sind bei einer Spezialfirma für Baudenkmalpflege und Gebäudetranslozierungen eingelagert:
- der Wohnteil einer Sölde aus Stölzings bei Kempten (nach Bauforschungsergebnissen das nachweislich älteste Bauernhaus im Allgäu - Balken in der Stubendecke und Wandteilen belegen das Jahr 1467 - damit die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg)
- eine Sennerei aus Unterbetzisried bei Ottobeuren (Der Sennereigenossenschaft gehörten einst sieben Bauern an. Die
Käserei war, soweit bekannt, von 1908-1939 in Betrieb; danach als Milchsammelstelle. Das Gebäude ist vollständig eingerichtet und ein herausragendes Dokument der Landwirtschaftsgeschichte des Alpenvorlandes.)
- ein Kleinbauernhof aus Gundremmingen, im Landkreis Günzburg (Die Hofstelle besteht aus zwei Gebäuden, dem Wohnhaus und einem separatem Wirtschaftsteil, erbaut am Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Gemeinde Gundremmingen wird im frühen 19. Jahrhundert im Rahmen von einer russisch angeworbenen Auswanderungsbewegung bedeutsam; so siedelten Handwerker und Bauern nach Bessarabien/Odessa um.)
- Wohn- und Wirtschaftssituation im Ries: eine Sölde, ein Kleinbauernhof, aus Deiningen, Lkr. Donau-Ries (bei Nördlingen) erbaut um 1660; im Gebäude wurden insgesamt 16 Fassungsschichten befundet, ein typisches Gebäude für einfache, bescheidene Lebensverhältnisse, Strohdachdeckung
- im Kontrast dazu ein stattliches Bauernhaus aus Reimlingen, Lkr. Donau-Ries (bei Nördlingen) - Größendimension des Bauernhauses (rund 20 Meter in der Länge und über 10 Meter in der Breite) typisch für das Ries, erdgeschossig steile Dachneigung von 48° und mehr Grad - so kommt über die gesamte Hauslänge ein enormer und beeindruckender Dachaufbau zusammen.
Die Gebäude werden zunächst bauhistorisch untersucht und entsprechend des Präsentationszeitraums wiederaufgebaut, eingerichtet und pädagogisch zugänglich gemacht. Aktuelle Fragen der Museumsarbeit wie Barrierefreiheit und Besucherpartizipation stehen dabei ebenfalls im Fokus.
In aller Kürze:
Das Schwäbische Bauernhofmuseum wurde 1955 gegründet.
Es ist ein dreidimensionaler Speicher der vergangenen ländlichen Kultur in Schwaben.
Das bisherige Museumsgelände umfasst 12 Hektar.
Dargestellte Regionen, bereits zugänglich:
- "Altes Museumsdorf" (erstes Freilichtmuseum in Süddeutschland, Gestaltung und
räumliche Ausrichtung der Häuser entspricht den Anfängen der Museumsgeschichte, zwischen 1955 und 1985 gewachsen, 19 Gebäude, teilweise In-Situ-Häuser)
- "Technik auf dem Land" ( große Landmaschinenausstellung, Technisierung in der Landwirtschaft: Maschinenwerkstatt, Pumphaus zur Wasserversorgung und Windrad zeigen techn. Fortschritt, funktionsfähig)
- "Baugruppe Mittelschwaben" (7 Gebäude zeigen verschiedene Zeitschnitte und Bauformen in Mittelschwaben, mit Feldern, Gärten und Weiden, Baugruppe seit der Geländeerweiterung im Jahr 2000 zugänglich)
- Torfwirtschaft (Folgen der Industrialisierung und des Eisenbahnzeitalters zwischen Ulm und Augsburg)
Im Museumsausbauplan sind weitere Baugruppen/Regionen vorgesehen:
- Baugruppe „Nordschwaben“ mit dem Rieser Land
- Baugruppe „Alpenvorland“
- Baugruppe „Alpine Region“
- Baugruppe "Bodensee"
Die dafür notwendige Erweiterungsfläche beträgt circa 8 Hektar (ohne Waldstücke).
Das fehlende Verbindungsstück in diesem Gebiet von circa 3 Hektar konnte Ende November 2017 erworben werden.
Träger:
Der Träger des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren ist ein Zweckverband, dem der Bezirk Schwaben, der Landkreis Unterallgäu und der Heimatdienst Illertal e.V. als Mitglieder angehören.
Weitere Informationen unter www.bauernhofmuseum.de
Fragen zum Bauernhofmuseum:
Sandra Czaja, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/Veranstaltungsorganisation
E-Mail: sandra.czaja@bauernhofmuseum.de
Tel. (0 83 94) 92 601-15, Fax (0 83 94) 14 54