Bedrohter Donaulachs: Wie die Fischereifachberatung den Huchen schützt
Die Lage des Huchens in Iller, Lech, Wertach und Donau ist ernst – zu diesem Ergebnis kommt eine deutsch-österreichische Studie der Universität für Bodenkultur Wien, an der die Fischereifachberatung Schwaben mitgearbeitet hat. „Ohne die Nachzuchtbemühungen unserer Fischereifachberatung könnte der Huchen in unseren Gewässern nicht bestehen“, sagt Bezirkstagspräsident Martin Sailer. „Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag für die Vielfalt der schwäbischen Wasserwelt.“ Der Leiter der Fischereifachberatung, Dr. Oliver Born, ergänzt: „Der Huchen zählt wie die Nase, die Barbe oder der Nerfling zu den Fischarten, die wichtige Indikatoren für den Zustand unserer Gewässer darstellen. Huchenschutz ist gleichbedeutend mit Gewässerschutz.“
Dass der auch als Donaulachs bekannte Raubfisch nur durch menschliche Hilfe in Schwabens Gewässern bestehen kann, hat verschiedene Ursachen: Um vor Ort für Hochwasserschutz zu sorgen, müssen zum Beispiel Betreiber von Wasserkraftwerken den Flüssen Kies entnehmen. Dem Huchen fehlen dadurch jedoch überströmte Kiesbänke, in die er seinen Laich ablegt. Flussregulierungen durch Wehre oder Begradigungen lassen geeigneten Lebensraum verschwinden und verhindern, dass der Fisch die Gewässer durchwandern kann. Der Klimawandel, steigende Wassertemperaturen und Fressfeinde wie Fischotter, Kormoran und Gänsesäger setzen dem Huchen zusätzlich zu.
Diesen unterschiedlichen Bedrohungen für den Huchen setzt der Bezirk Schwaben eine Reihe von Maßnahmen entgegen. Im Zentrum steht ein gezieltes Artschutzprogramm, das der Fischereiverband Schwaben e. V. fördert.: Als einziger schwäbischer Zuchtbetrieb vermehrt der Fischereihof Salgen junge Huchen, die die Fischereifachberatung zusammen mit den Fischereigenossenschaften und -vereinen in geeigneten Gewässerabschnitten aussetzt. Die Fischereifachberatung beteiligt sich außerdem an Maßnahmen, um die Fressfeinde des Donaulachses zu vergrämen.
Bessere Bedingungen für den Huchen schaffen auch diverse Projekte, die die Fischereifachberatung fachlich begleitet: Das Großprojekt „Agile Iller“ der Wasserwirtschaftsämter Kempten und Donauwörth und des Regierungspräsidiums Tübingen soll die Iller entsprechend umgestalten. Zugeführter Kies schafft neue Laichplätze. Fischaufstiegsanlagen und Sohlrampen machen den Fluss zudem zugänglicher. Eine huchenfreundliche Donau gestalten wiederum eine Reihe von Fischtreppen der LEW Wasserkraft, während das Projekt „Licca liber“ den Lech in einen naturnahen Zustand zurückversetzen wird. „Mit diesen Projekten leisten wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz“, betont der Leiter der Fischereifachberatung, Dr. Oliver Born. „Die Lage des Huchens in Schwaben ist ernst, aber nicht hoffnungslos.“
Dramatisch gefährdet ist die Lage des Huchens hingegen im gesamten bayerisch-österreichischen Einzugsbereich der Donau. Die bis zu 1,50 Meter lange und bis zu 25 Kilogramm schwere Fischart lebte früher in mehr als 250 Flüssen auf rund 7.500 Kilometer Länge. Ihr geeigneter Lebensraum ist inzwischen extrem geschrumpft. In Deutschland existieren heute nur noch zwei Populationen, die sich ganz aus eigener Kraft erhalten können. Wie kritisch der Zustand des Bestandes ist, zeigt die internationale Studie „Der Huchen stirbt aus - was tun?“, die unter Beteiligung der Fischereifachberatung Schwaben entstanden ist. Die 170 Seiten umfassende Broschüre kann online beim Österreichischen Fischereiverband heruntergeladen werden.
Interessierte, die seltene Arten wie den Huchen aus nächster Nähe beobachten, die schwäbische Wasserwelt entdecken und mehr über die Arbeit der Fischereifachberatung erfahren wollen, lädt der Bezirk Schwaben ein zum
Tag der offenen Tür im Fischereihof Salgen am
Sonntag, 18.06.2023, ab 10 Uhr
im Fischereihof Salgen, Mörgener Straße 50, 87775 Salgen