Bezirkskliniken nehmen von einer psychiatrischen Tagesklinik in Aichach Abstand
Das beschloss der Verwaltungsrat bei seiner Sitzung am Dienstag, 12. März 2024, in Günzburg. „Die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen zwingen uns zu diesem Schritt“, berichtet Bezirkstagspräsident Martin Sailer, zugleich Vorsitzender des Verwaltungsrates. „Wir haben den Eindruck, dass kleinere Standorte von der Bundesregierung nicht mehr erwünscht sind“, sagt Vorstandsvorsitzender Stefan Brunhuber mit Blick auf die Krankenhausreform. Sollten verbindliche personelle Mindestvorgaben zur Frage, mit wieviel therapeutischem Personal Einrichtungen mindestens ausgestattet sein müssen, nicht eingehalten werden, drohen künftig hohe Strafzahlungen, warnt sein Stellvertreter Wolfram Firnhaber. „Das würde bereits passieren, wenn beispielsweise eine Ärztin oder ein Psychotherapeut kurzfristig wegen Krankheit ausfällt“, so Firnhaber. „So viele Fachkräfte aus den einzelnen Berufsgruppen, die wir für Aichach benötigen würden, haben wir nicht. Beispielsweise in Augsburg deswegen temporär eine Station zu schließen, um in Aichach eine Tagesklinik betreiben zu können, ist keine Alternative“, stellt Prof. Alkomiet Hasan, Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses (BKH) Augsburg und Vorstand Krankenversorgung der Bezirkskliniken, fest.
Wie mehrfach berichtet, schlagen immer mehr Kliniken Alarm. Hohe Inflation, steigende Kosten, etwa bei Löhnen und Energiepreisen: Die Ausgaben werden immer größer, die Krankenhäuser können aber nicht entgegensteuern. Über 90 Prozent der bayerischen Kliniken befürchten, dass sie dieses Jahr mit einem Minus abschließen. Auch die Bezirkskliniken Schwaben, zu denen die Bezirkskrankenhäuser als Fachkliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik gehören, mussten für 2024 einen Wirtschaftsplan mit einem negativen Ergebnis beschließen. „Diese Zahlen zeigen, dass etwas nicht stimmt im System“, sagt Brunhuber.
Eine Tagesklinik in Aichach zu etablieren, war lange Zeit das Ziel. Seit 2020 gibt es im alten Aichacher Krankenhaus eine Psychiatrische Institutsambulanz (PIA). Sie sollte der erste Schritt für eine verbesserte, umfassende psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung im Kreis Aichach-Friedberg sein. Tagesklinik und PIA sollten in einem Neubau untergebracht werden, der ans neue Krankenhaus angedockt wird. Dazu sollte die neue Klinik im Bereich des Eingangsbereichs aufgestockt werden. Es handelt sich um eine u-förmige, 57 mal 30 Meter große Fläche (Außenmaße) über der Eingangshalle um den bestehenden Innenhof herum, heißt es in der Projektbeschreibung.
Mitte 2022 gelang es, das Vorhaben durch Beschluss des Bayerischen Kabinetts in das Jahreskrankenhausbauprogramm des Freistaates für 2024 aufzunehmen. Die förderfähigen Kosten wurden damals mit 2,35 Millionen Euro angegeben. Die Gesamtinvestition belief sich auf 4,3 Millionen Euro. Diese Summe wurde bei der Regierung von Schwaben eingereicht.
Diese Zahlen sind längst überholt. Nach neuesten Berechnungen würde die Baumaßnahme jetzt etwa 6,6 Millionen Euro kosten. Darin enthalten sind Mehrkosten von 1,3 Millionen Euro, die bedingt durch den hohen Aufwand und Umbauerschwernisse entstehen würden. Diese Zahlen hat ein Architekt im Auftrag der Bezirkskliniken ermittelt. „Wir müssten zusätzlich jedes Jahr eine sechsstellige Summe aufbringen, um den jährlichen Verlust der Tagesklinik auszugleichen“, ergänzt Brunhuber mit Verweis auf Erfahrungen mit der Tagesklinik Lindau mit 20 Plätzen, die die Bezirkskliniken seit 25 Jahren betreiben.
Nun können sich die Bezirkskliniken eine alternative Variante vorstellen: Der Standort BKH Augsburg könnte erweitert werden. Mit den neuen Kapazitäten soll es ermöglicht werden, Patientinnen und Patienten aus dem nördlichen Kreis Aichach-Friedberg künftig in der Bezirkshauptstadt zu behandeln und über die Aichacher Ambulanz die Gemeindenähe zu sichern. Bislang müssen sie dazu nach Günzburg. „Das wäre für uns der gangbarste Weg. Allerdings müssen wir vorher noch viele Hausaufgaben erledigen und mit den zuständigen Stellen Planungen absolvieren, so dass es noch mehrere Jahre dauern würde, bis es zur Umsetzung kommen könnte“, berichtet Stefan Brunhuber.