Bezirkskliniken - RPK Schwaben: Martina Bronold folgt auf Berthold Gawlik
Sein letzter Arbeitstag war am 4. Mai. Gawlik stand acht Jahre an der Spitze der RPK, die sich um die Rehabilitation von psychisch Kranken im Regierungsbezirk kümmert. Mit inzwischen insgesamt 50 Mitarbeitenden an den beiden Standorten Kempten und – neu – in Günzburg ist sie die größte derartige Einrichtung in Bayern.
Nach Aussage von Nachfolgerin Martina Bronold hat Gawlik zwei große Ziele erreicht: Er hat in seiner Amtszeit zum einen die RPK vollständig ins Kommunalunternehmen Bezirkskliniken Schwaben integriert und zum anderen auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses (BKH) Günzburg einen Standort für Nordschwaben eröffnet. Bislang war die Rehabilitationseinrichtung ausschließlich im Stadtgebiet Kempten beheimatet, insbesondere mit der beruflichen Rehabilitation in Waltenhofen-Hegge. „Die Räume im ehemaligen Arbeits-Trainings-Zentrum (ATZ) in Günzburg sind wirklich schön geworden. Mitarbeitende und Rehabilitanden können sich dort wohlfühlen und sich gut auf den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben vorbereiten“, stellte Bronold bei einer kleinen Feier fest. Diese fand zum ersten Mal nach mehr als zwei Jahren Corona-Pause wieder in Präsenz statt, und zwar in den Räumen des Stadtjugendrings in der Kemptener Altstadt.
2014 ging es für Berthold Gawlik in Kempten los. Dort wird bereits seit drei Jahrzehnten erfolgreich medizinische und berufliche Rehabilitation betrieben. Die RPK unterstützt hier junge psychisch kranke Menschen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Als feststand, dass die Einrichtung von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und dem Bezirk Schwaben an die Bezirkskliniken übergehen sollte, wurde ein Einrichtungsleiter gesucht. „Sie kamen damals aus Ostdeutschland, genauer aus Halle (Saale). Der Kontakt kam über Prof. Peter Brieger, den ehemaligen Ärztlichen Direktor des BKH Kempten zustande“, berichtet der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken, Stefan Brunhuber, rückblickend. Vorrangige Aufgabe der neuen Führungskraft sei gewesen, die damalige eigenständige Tochtergesellschaft „zum Laufen zu bringen“. Das gelang. 2018 ging die Gesellschaft dann innerhalb der Bezirksklinken auf. „Es war immer viel zu tun und zu erledigen. Die Herausforderungen waren stets groß, vieles musste umstrukturiert werden. Der neue Standort Günzburg, den ich mit Begeisterung besichtigt habe, ist eine tolle Erweiterung“, so Brunhuber. Damit stehen jungen psychisch Kranken in Schwaben nun zwei Standorten für ihre medizinische und berufliche Reha zur Verfügung.
Als „Global Player“ für Hilfe bei psychiatrischen Erkrankungen streben die Bezirkskliniken eine möglich lange Versorgungskette an. „Die RPK ist ein wichtiger Bestandteil dieser Kette“, stellte Brunhuber fest. Der Vorstandsvorsitzende versprach dem scheidenden Geschäftsbereichsleiter, die eigenen Zuweisungen aus den Bezirkskrankenhäusern zu stärken und die interne Versorgungskette durchlässiger zu machen. Dafür hat sich Gawlik stets eingesetzt.
Um den Betrieb auf Vordermann zu bringen, habe Gawlik nur so vor Ideen gesprudelt, erinnert sich Martina Bronold. Dazu gehörten auch „Teambuilding-Maßnahmen“ wie gemeinsamer Betriebssport, die Gründung eines Betriebschores und sogar eine Balletttruppe. „So sorgten Sie für sportliche und musikalische Höhepunkte bei den Beschäftigten“, meinte die 61-jährige gelernte Sozialpädagogin mit einem Augenzwinkern. Die gebürtige Straubingerin, die seit vielen Jahren in Kempten lebt, arbeitet seit 1991 bei der RPK und wird offiziell am 1. Juli 2022 die Leitung des Geschäftsbereichs Rehabilitation bei den Bezirkskliniken Schwaben übernehmen.
Was Gawlik dann beruflich macht, ist offen. „Ich werde jetzt erst mal meine Überstunden und den Resturlaub nehmen und mir dann eine kleine Auszeit gönnen“, sagte der 57-Jährige am Rande der Veranstaltung. Er räumt ein, dass sein Engagement bei den Bezirkskliniken länger gedauert hat als ursprünglich gedacht. Die nicht ganz einfache Eingliederung ins Kommunalunternehmen und die Corona-Pandemie seien die Hauptgründe dafür gewesen. „Mein Ziel war stets, die RPK in einen Zustand zu versetzen, der ihr eine gewisse Stabilität verleiht. Ich meine, das ist gelungen.“ Der Reha-Bereich befinde sich nun unter dem Dach „einer gesunden Mutter“, der Geschäftsbereich sei für die nächsten Jahre und Jahrzehnte gefestigt. „Mit einer überdurchschnittlichen Belegung ist der neue Standort Günzburg bereits zwei Monate nach seiner Eröffnung gut gestartet“, so der scheidende Leiter.
Berthold Gawlik ist in Heimenkirch im Westallgäu geboren und hat dort auch noch viele Freunde und Bekannte sowie familiäre Wurzeln. Seine Zelte im Allgäu wird er nach eigenen Angaben abbrechen und zurück zu seiner Frau und Familie nach Landau (Pfalz) ziehen. Dort wird er sich Gedanken machen, wie es beruflich weitergeht. Dass er bald eine Anschlusstätigkeit findet, gilt als sicher: Gawlik, der sich selbst als „Urgestein in der Branche“ bezeichnet, ist sehr gut vernetzt. Deshalb dürfte seine nächste berufliche Herausforderung nur noch eine Frage der Zeit sein.