Bezirkskliniken Schwaben: Viele Bauvorhaben in Schwaben tragen seine Handschrift
Um die 200 Projekte sind es, die Wolfgang Siebenhütter baulich betreut hat. Beim Neubau des Bezirkskrankenhauses (BKH) Augsburg, des BKH Kempten, bei den Museen in Oberschönenfeld, Maihingen und Hammerschmiede-Naichen oder bei der Errichtung der neuen Turnhalle der Jugendbildungsstätte Babenhausen – um ein paar zu nennen - vertrat er stets den Bauherren. Ein Vorhaben sticht in der beruflichen Laufbahn des gebürtigen Königsbrunners, der heute in Diedorf (Kreis Augsburg) wohnt, heraus: „Die Sanierung des Kurhauses in Göggingen war mein schönstes Projekt“, stellt Siebenhütter fest. Mit 62 Jahren geht der langjährige Mitarbeiter des Bezirk Schwabens und Leiter des Service-Centers Bau der Bezirkskliniken Schwaben zum 1. April in die Freistellungsphase der Altersteilzeit.
Nach dem Abitur am Gymnasium Königsbrunn und dem 15-monatigen Wehrdienst absolvierte Siebenhütter an der Fachhochschule ein Studium des gehobenen nicht-technischen Verwaltungsdienstes. Heute heißt es „Qualifikationsebene 3“. 1984 schloss er es erfolgreich ab. Für kurze Zeit war der Diplom-Verwaltungswirt (FH) dann bei der Regierung von Schwaben tätig. Diese ordnete ihn zum Bezirk Schwaben ab, um ein Großereignis federführend mit zu organisieren: den Schwabenumzug zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg im Jahr 1985. „Das war gleich der richtige Einstieg: Ich musste in die Städte rausfahren, Gruppen und Musiker gewinnen, gemeinsam mit einem Kollegen die Organisation vorantreiben und alles für den Umzug vorbereiten. Also alles andere als Akten wälzen und Vorgänge bearbeiten“, erzählt Siebenhütter mit einem Schmunzeln. Die Veranstaltung mit den vielen tausend Teilnehmenden und abertausenden Zuschauern wurde ein großer Erfolg. Und für ihn in bleibender Erinnerung.
Aus der „Tätigkeit auf Zeit“ wurde eine „Tätigkeit auf Dauer“: Das junge Organisationstalent blieb beim Bezirk Schwaben. Zunächst arbeitete Siebenhütter im Kulturbereich beim damaligen Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Hans Frei. Ab 1988 galt es, ein eigenes Baureferat beim Bezirk aufzubauen. Fortan leitete er das Referat Krankenhaus- und Bauangelegenheiten.
„Die Bautätigkeit war damals noch nicht so ausgeprägt, wie es sie heute ist“. Vor allem unter Thomas Düll, der ab 1997 zunächst Direktor der schwäbischen Bezirkskrankenhäuser und ab 2008 Vorstandsvorsitzender des eigenständigen Kommunalunternehmens Bezirkskliniken Schwaben wurde, setzte ein regelrechter „Bauboom“ ein, wie es Siebenhütter im Rückblick formuliert. Er war stets dabei. Neben den Museen des Bezirks und dem Neu- und Ausbau der Bezirkskliniken koordinierte Siebenhütter unter anderem die energetische Sanierung der Hauptverwaltungsgebäude des Bezirks am Hafnerberg und die Aufstockung des Gebäudes um einen siebten Stock, in dem sich heute der große Sitzungssaal befindet.
Von 1988 an sollte er sich dann zusätzlich um die Sanierung des Kurhauses in Augsburg-Göggingen kümmern. Dass dies zehn Jahre dauern, 25 Millionen Euro kosten und ein Projekt von europäischem Rang werden würde, wusste zum damaligen Zeitpunkt noch keiner. „Es war eine herausfordernde Aufgabe für den Architekten und die Denkmalpflege. Erst als im Sommer 1988 der Bezirk unter ihrem damaligen Präsidenten Dr. Georg Simnacher einstieg, erwachte die Immobilie aus ihrem Dornröschenschlaf. Ein Zweckverband zwischen Stadt und Bezirk wurde gegründet, 1993 übernahm Siebenhütter die Funktion des Geschäftsführers. Bis 2016 hatte er dieses Amt inne. Im Februar 1996 erfolgte die feierliche Wiedereröffnung des Kurhauses, im Mai 1998 die des gesamten Kurhausareals – mit allen Nebengebäuden und Parkanlage.
„Dieses Zehn-Jahres-Projekt war Ihr Kind“, stellte Bezirkstagspräsident Martin Sailer bei der Verabschiedung fest. Siebenhütter habe hier bleibende Spuren hinterlassen und sich große Verdienste um den Erhalt des Baudenkmals und um die Kulturpflege erworben.
Unter dem vor vier Jahren neu gewählten Bezirkstagspräsidenten Sailer wurde am Hafnerberg eine neue, eigene Bauverwaltung aufgebaut. Bis Anfang 2020 kümmerte sich Siebenhütter um die Projekte des Bezirks. Parallel dazu zeichnete er auch für die Vorhaben der Bezirkskliniken verantwortlich. Trotz der großen Verantwortung hat Siebenhütter sich immer als „kleines Rädchen im Getriebe“ gesehen. „Alleine könnte ich so etwas nie erreichen. Dazu gehören immer ganz viele Menschen: meine eigenen Mitarbeiter, die Planungsbüros, Baufirmen und viele mehr“, stellt er fest. Froh und glücklich ist er, dass während seiner Zeit kein einziger schwerer Unfall auf einer der zahlreichen Baustellen passiert ist.
Der scheidende Service-Center-Leiter hat ausgerechnet, dass alle Bauvorhaben, um die er sich in seinen 39 Jahren beim Bezirk und seinen Kliniken gekümmert hat, ein Volumen von etwa 300 Millionen Euro umfassen. Das Größte läuft gerade: der komplette Neubau der Psychiatrie am Standort Günzburg. „Für mich war jedes Projekt wichtig, auch die kleinen. Sie haben genauso viel Spaß bereitet wie die großen“, sagt er. Bauen und Baustellen – das war für ihn „eine ganz tolle Aufgabe“. „Zu sehen, wie ein Gebäude für Menschen entsteht, die nicht so viel Glück im Leben haben wie ich, und die künftig ein schönes Umfeld bekommen, in dem sie hoffentlich wieder gesund werden, das ist, was mich befriedigt und stets angetrieben hat.“
Die zunehmende Bürokratie dagegen kritisiert er. Komplizierte Ausschreibungsverfahren sehr zeitaufwändige Verwendungsnachweise, hohe Auflagen beim Brandschutz, lange Wartezeiten bei Genehmigungen – „in Deutschland wird zu viel verwaltet. Das ist schade und aus meiner Sicht der falsche Weg“, so Siebenhütter. Er plädiert dafür, das Bauen wieder einfacher zu machen.
„Sie haben Ihre Arbeits-Lebensleistung in den Dienst der Kliniken gestellt“, betonte Vorstandsvorsitzender Stefan Brunhuber. Wolfgang Siebenhütter sei quasi der „Bau-Meister“ der Bezirkskliniken gewesen. Sein bisheriger Stellvertreter, der 32-jährige Raphael Ziegler, folgt ihm nach.
Auf seine Zeit als Ruheständler freut er sich. Der 62-Jährige freut sich nun auf die Zeit mit der Familie, auf Haus, Garten und Hund „Manni“, ein zwölf Jahre alter Shelti. „Ich will viel in der Natur und in den Bergen sein und Sport machen: Skifahren, Mountainbiken, Nordicwalken.“ Gemeinsam mit seiner Frau Elvira will er noch einige Fernreisen unternehmen. Die beiden erwachsenen Kinder Verena und Christian sind schon aus dem Haus. Im Jahreskalender „gesetzt“ sei die Fahrt zum Gardasee mit dem Wohnmobil. Allerdings wird Siebenhütter sich terminlich eng mit seiner fünf Jahre jüngeren Frau abstimmen müssen: Die Mitarbeiterin bei der Regierung von Schwaben hat noch ein paar Jährchen zu arbeiten, ehe auch sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen kann.