Bezirkskliniken - Verabschiedung Kurt Ertl
Nun ist der Günzburger in den Ruhestand gegangen. Bekannt ist er vor allem auch wegen seines Hobbys.
Es gibt beinahe niemanden aus dem Kreis der Beschäftigten der Bezirkskliniken Schwaben, der mit ihm nicht direkt oder indirekt etwas zu tun gehabt hat: Kurt Ertl aus Günzburg war nicht nur 21 Jahre freigestellter Arbeitnehmervertreter und fast 14 Jahre Vorsitzender des Gesamtpersonalrates, sondern auch elf Jahre Personalleiter des Gesundheitsunternehmens. In seiner Zeit als Leiter des Service-Centers Personal (SCP) wuchs die Mitarbeiterzahl von knapp 3000 auf mehr als 4000. Ende August ging Ertl in den Ruhestand. Wenn am 30. September 2022 seine Freistellungsphase der Altersteilzeit endet, wird er auf eine Dienstzeit von 47 Jahren zurückblicken können. Und das ununterbrochen bei einem Arbeitgeber, dem Bezirk und seiner Tochterfirma, den Bezirkskliniken. „Ich bewundere Ihren Mut, den Sie damals hatten, vom Gesamtpersonalratsvorsitzenden zum Personalchef zu wechseln. Für die Bezirkskliniken Schwaben war es das Beste, was passieren konnte“, sagte Personalvorstand Wolfram Firnhaber voller Respekt gegenüber Kurt Ertl bei dessen Verabschiedung, die coronabedingt nur im kleinsten Rahmen stattfinden konnte.
Ertl, der in Leipheim (Kreis Günzburg) geboren wurde, begann mit Eintritt am 1. September 1975 eine Ausbildung zum Verwaltungsbeamten im mittleren Dienst am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg. Eine berufsbegleitende Weiterbildung mit Aufstieg in den gehobenen Dienst schloss sich später an. Zehn Jahre sammelte er Erfahrungen als Sachbearbeiter im Tagesgeschäft mit nahezu allen typischen Aufgaben im operativen Personalmanagement. 1986 wurde er in den örtlichen Personalrat am BKH gewählt, vier Jahre später in den Gesamtpersonalrat des Bezirks Schwaben, zu dem damals noch die Eigenbetriebe Bezirkskrankenhäuser gehörten. 21 Jahre blieb er freigestellter Arbeitnehmervertreter und mehrere Jahre Personalratsvorsitzender. Fast 18 Jahre fungierte er im Gesamtpersonalrat. Dabei blieb es nicht: Ertl war auch langjähriger Sprecher der AGBB, der Arbeitsgemeinschaft der Gesamtpersonal- und Gesamtbetriebsräte bei den bayerischen Bezirken. Als 2008 die Gründung des Kommunalunternehmens Bezirkskliniken Schwaben anstand, bewarb Ertl sich für die Führungsfunktion des Personalleiters. Die Wahl fiel schließlich auf ihn.
Es folgten spannende und arbeitsreiche Jahre mit vielen Projekten und Entscheidungen. Unter anderem baute er mit seinem Team ein effektives Controllingsystem auf, ließ die gesamten Abläufe zertifizieren und implizierte ein Bewerbermanagement-System. Unter zentraler Leitung und Ausrichtung betreute er mit seinem Team die Leitungen und Beschäftigten in nahezu allen gängigen unternehmenstypischen Personalprozessen. Pro Jahr wurden zwischen 500 und 600 Einstellungen umgesetzt, und das bei mehreren Tausend Bewerbungen. Der unternehmensweite Personalaufwand stieg von knapp 120 Millionen Euro bei Unternehmensgründung auf etwa 180 Millionen Euro in 2019. Seinem Service-Center, das inzwischen knapp 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfasst, gelang es, eine außergewöhnlich breite Palette an familienfreundlichen Teilzeitmodellen zu schaffen.
Höchste Priorität genoss bei Ertl die Bildung eines unternehmensweit aufgestellten und agierenden Personalerteams mit einheitlichen Strukturen und der Ausrichtung auf ein modernes Personalmanagement. Keine leichte Aufgabe, galt es doch, aus den ehemals selbstständigen Personalabteilungen an den großen Standorten Augsburg, Günzburg und Kaufbeuren ein gemeinsames Service-Center Personal zu formen. Von seinem Team schwärmt der 62-Jährige bis heute: „Tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Auf sie konnte ich mich stets verlassen.“
Dabei waren schon die Zeiten vor der Gründung der Bezirkskliniken Schwaben äußerst spannend und intensiv. Um die Jahrtausendwende drohte die Auflösung der bayerischen Bezirke, und zwischen 2005 und 2007 stand der Ausstieg des Bezirks Schwaben aus dem Arbeitgeberverband im Raum. „Beide Male war ich in meiner Funktion als GPR-Vorsitzender bzw. AGBB-Sprecher besonders gefordert“, so Ertl.
Auch wenn Vorstand Wolfram Firnhaber, der seit Jahresbeginn 2019 im Unternehmen ist, dies nicht alles selbst miterlebt hat, so weiß er doch um die Verdienste Ertls. „Die Bezirkskliniken Schwaben können Ihnen zu Dank verpflichtet sein. Sie haben viele neue Dinge mit auf den Weg gebracht. Eine tolle Leistung, die Sie erbracht haben, da können Sie wirklich zufrieden sein“, sagte er bei der Verabschiedung im Hörsaal des BKH Günzburg. Der scheidende Personalleiter hatte den Vorstandsvorsitzenden Thomas Düll bereits Anfang 2018 über seine Pläne zur Altersteilzeit informiert – und damit rechtzeitig seine Entscheidung signalisiert, um einen Nachfolger einarbeiten zu können. Seit 1. Juli 2019 ist nun Alfons Forstpointner in der Funktion als SCP-Leiter tätig. „Sie haben uns seitdem bei der Einarbeitung, die wir gebraucht haben, tatkräftig unterstützt“, betonte Firnhaber, der sich bei Ertl herzlich bedankte.
Michelle Leopold, Referentin Personalcontrolling/IT/Demografie, sagte, ihr scheidender Chef habe immer Wert darauf gelegt, dass im SCP qualitativ hochwertige Arbeit geleistet wird – stets nach dem Motto „Sicherheit vor Schnelligkeit“. Sie habe in den zwölf Jahren gelernt, dass die Aufgabe des SCP-Leiters nicht immer vergnügungssteuerpflichtig ist. „Man kann es nie allen recht machen und man muss auch unbequeme Entscheidungen treffen. Und Herr Ertl, das können Sie!“ Er hinterlasse über die Standortgrenzen hinaus ein starkes Team, so Leopold.
In der Tat werde die Arbeit im Personalbereich oft nicht gesehen, sagte der 62-Jährige. „Wenn es funktioniert und läuft, dann sieht man sie nicht.“ Es sei dennoch gelungen, über die Jahrzehnte hinweg den Wandel und die Entwicklung des Bezirks und der BKH vom Eigenbetrieb zum modernen Dienstleister Bezirkskliniken Schwaben mitzugestalten und zu beeinflussen. Dass die Bezirkskliniken unlängst in Wolfram Firnhaber einen eigenen Vorstand installiert haben, der sich im Wesentlichen ums Personal kümmert, „pushe“ das ganze Unternehmen und sei „ein herausragendes Zeichen“, so Ertl. Seinen langjährigen Stellvertreter Gerhard Roth bezeichnete Ertl als „Topbesetzung“.
Zum Ausklang der kleinen Verabschiedungsfeier hörten Firnhaber, Forstpointner und die drei Personalreferenten Roth, Leopold und Sonja Hirschbeck, mit großer Aufmerksamkeit noch einige interessante Anekdoten aus dem Munde Ertls, denn dieser hat auch eine erlebnis- und erfahrungsreiche Laufbahn als Fußball-Schiedsrichter absolviert. In seiner beinahe 46-jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit fungierte der verheiratete Familienvater von zwei Kindern nicht nur als Unparteiischer in der 2. Liga, sondern auch als Schiedsrichterassistent in der 1. Bundesliga sowie in der Europa- und Champions-League. Bei 56 Länderspielen von Nationalmannschaften sowie bei höchst brisanten Ansetzungen im Ausland stand der Günzburger jeweils an der Linie. Dabei bereiste Ertl beinahe die gesamte Welt und erlebte Partien mit bis zu 100.000 Zuschauern live auf dem Platz. Im Jahr 2000 vertrat er die deutschen Farben bei der Fußball-Europameisterschaft zusammen mit dem mehrfach ausgezeichneten „Welt-Schiedsrichter“ Dr. Markus Merk.