Bezirkskrankenhaus Augsburg: So relevant wie am ersten Tag
Im Eingangsbereich des Medizinischen Schulzentrums am Universitätsklinikum Augsburg fielen die großen, bunten Luftballons, die zusammen die Zahl „30“ ergeben, gleich auf. Alles schön dekoriert, überall fröhliche Gesichter, ein lachendes Männchen – angelehnt an das Logo der Bezirkskliniken Schwaben - auf einem Programmplakat. Die Berufsfachschule für Logopädie der Bezirkskliniken hatte zur Feier ihres 30-jährigen Bestehens geladen, und etwa 150 Gäste kamen. Die Einrichtung ist die einzige, die im Regierungsbezirk Logopädinnen und Logopäden ausbildet.
So schön die Lehr- und Lernumgebung heute ist, so einfach begann alles im Jahr 1994. Damals startete die Logopädieschule in Räumen über einer Kfz-Werkstätte am Kurzen Geländ nahe des Kobelweges. Träger war damals noch der Bezirk Schwaben. 1999 zog die Schule dann an die Stenglinstraße um. „Hätte die Einrichtung nicht eine so tolle Entwicklung genommen, dann wären wir noch da, wo alles begann“, sagte Bezirkstagspräsident Martin Sailer bei der Geburtstagsfeier. Seit Gründung des Kommunalunternehmens im Jahr 2008 sind die Bezirkskliniken Schwaben der Träger.
Was sich über die drei Jahrzehnte seit Bestehen allerdings nicht verändert hat, ist der Bedarf an Logopädinnen und Logopäden. Der sei damals wie heute sehr hoch, stellte Sailer fest. „Die Berufsfachschule ist nach 30 Jahren so relevant wie am ersten Tag. Bundesweit gibt es immer noch zu wenige Logopädinnen und Logopäden. Patientinnen und Patienten müssen zum Teil Monate auf eine Behandlung warten“, so der Bezirkstagspräsident, der zugleich Verwaltungsratsvorsitzender der Bezirkskliniken ist.
Logopäden behandeln Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- und Hörstörungen bei Patienten aller Altersstufen – vom Säugling mit Fütterstörungen bis hin zu alten Menschen, die einen Schlaganfall hatten. Dass junge Menschen in Augsburg mit viel Wissen und Praxis auf diesen wichtigen Beruf vorbereitet werden, sei deshalb ein Glücksfall, aber keine Selbstverständlichkeit, so Sailer. Er bedankte sich bei den Bezirkskliniken, die seit 2008 dafür sorgten, dass die Schule über Schwabens Grenzen hinaus Strahlkraft entwickelt. An die Schülerinnen und Absolventinnen gewandt sagte Sailer: „Sie haben einen Beruf gewählt, der Sinn für Sprache erfordert und genau deshalb Sinn macht. Sprache ist der Schlüssel für unsere Kommunikation und bedeutet gesellschaftliche Teilhabe.“ Die Logopädinnen leisteten so einen großen Beitrag für mehr Inklusion in der Gesellschaft.
Wie der Bezirkstagspräsident lobte auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken, Wolfram Firnhaber, die sehr gute Nachbarschaft mit dem Uniklinikum und seiner Akademie für Gesundheitsberufe. „Wir haben hier an der Logopädieschule ein ganz tolles Team und einen tollen Teamspirit, was vor allem an Ihnen liegt“, sagte Firnhaber mit Blick auf Schulleiter Dirk Gerlach, der seit zwölf Jahren an der Spitze die Einrichtung steht.
Jedes Jahr starten 15 junge Menschen ihre dreijährige Ausbildung an der Berufsfachschule für Logopädie. Neben der Einrichtung in Augsburg betreiben die Bezirkskliniken noch vier weitere Schulen: drei in Günzburg (Pflege, Ergotherapie und Physiotherapie) sowie eine in Kaufbeuren (Pflege). „Wir haben mehr als 400 Ausbildungsplätze und wollen nicht nur eigene Fachkräfte gewinnen, sondern bilden auch für Dritte aus, zum Beispiel für Kliniken, Heime und Praxen“, so Firnhaber. Dabei sei der Anteil an praktischem Unterricht mit „echten“ Patienten hier besonders hoch. Gerade in der Logopädie könne das Gesundheitsunternehmen kaum Fachkräfte übernehmen, weil in der Psychiatrie dafür kein bzw. wenig Bedarf besteht und Logopäden nur in der Neurologie in Günzburg und am Therapiezentrum Burgau arbeiten. „Dennoch ist die Ausbildung eine gesellschaftliche Verpflichtung für uns“, betonte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende.
Sorgen machten der Schule und ihrem Träger die Pläne seitens der Länder und des Bundes, die Logopädieausbildung grundständig akademisch durchzuführen, also universitär. Auch eine Teilakademisierung ist im Gespräch. Eine Entscheidung wird in nächster Zeit erwartet. „Es ist sehr spannend, wohin die Reise geht. So oder so: Wir stehen zu unserer Logopädieschule“, gab Firnhaber als klares Bekenntnis ab.
Dies zu hören, freute den Schulleiter. Trotz 30 Jahre Ausbildung sei der Bedarf an logopädischen Fachkräften immer noch hoch, stellte Gerlach fest. Der Schulleiter und sein Team sehen die zukünftige Akademisierung ebenfalls sehr zwiespältig, vor allem unter dem Aspekt des hohen fachpraktischen Anteils innerhalb der Ausbildung. „Aber wir sind die einzige Logopädieschule in Schwaben und eine von 80 Berufsfachschulen für Logopädie in Deutschland. Wir bilden junge, fitte, engagierte Schülerinnen und Schüler gerne aus und freuen uns über die vielen Bewerber, die wir haben“, sagte Gerlach. Schule sei immer im Wandel. „Meine Kollegen und ich sind sehr bereit für den Wandel. Wir werden ihn innerhalb des engen Rahmens, der uns unter anderem durch zahlreiche Gesetze vorgegeben ist, gerne kreativ mitgestalten.“