Bezirkskrankenhaus Günzburg: Lehrer und Pflegedirektor: Georg Baur „brennt“ immer noch für beides

10. Dezember 2024: Georg Baur freut sich schon auf die Zeit nach seiner beruflichen Tätigkeit, auf seine Familie und den sieben Enkeln, auf Tennis spielen und Radfahren. Und doch dringt Wehmut durch, wenn der langjährige Pflegedirektor des Bezirkskrankenhauses (BKH) Günzburg „auf die Zeit danach“ angesprochen wird, auf die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit, die am 1. Januar 2025 beginnt.
Georg Baur, Pflegedirektor am BKH Günzburg, „brennt“ immer noch für seinen Beruf. Ende des Jahres geht er in den Ruhestand. - Foto: Georg Schalk, Bezirkskliniken Schwaben

„Ich weiß noch nicht, wie es ist, nicht mehr jeden Tag hierher zu kommen“, sagt der 62-Jährige und wird ganz wehmütig. Der Abschied fällt offensichtlich nicht so leicht. Kein Wunder: Von 1979 bis heute hat er – mit Unterbrechungen – viele, viele Stunden, Tage und Wochen in unterschiedlichen Funktionen und in verschiedenen Einrichtungen am größten Standort der Bezirkskliniken Schwaben verbracht. Für Georg Baur ist das BKH so etwas wie sein Lebenswerk.

Der gebürtige Waldkircher (Gemeinde Winterbach) „lebt“ seinen Beruf, speziell die Pflege. Einerseits ist er ein Mann der Zahlen, an Controllingberichten kann er sich begeistern. „Alles, was man analytisch betrachten kann, ist seins“, beschreibt ihn eine langjährige Weggefährtin. Andererseits hat er nie den Blick auf die Menschen verloren: auf die vielen Patientinnen und Patienten, die im BKH behandelt werden, auf die derzeit 760 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihm zugeordnet sind. Er hat sich stets für das Wohlergehen jedes Einzelnen interessiert.

Mit 17 Jahren begann Baur seine Ausbildung zum Krankenpfleger an der örtlichen Berufsfachschule. Nach erfolgreichem Abschluss arbeitete er ein Jahr auf der Intensivstation des Kreiskrankenhauses Krumbach, ehe er 1984 zurück ans BKH Günzburg kam. Dort blieb er sechs Jahre auf der neurologischen Abteilung. Er absolvierte einen Lehrgang „Leitung einer Station“ erfolgreich und anschließend eine Weiterbildung „Leitung und Unterricht an Krankenpflegeschulen“ in München. Weil keine Stelle in Günzburg frei war, wechselte er 1990 als Lehrer für Pflegeberufe an die Berufsfachschule für Krankenpflege am Krankenhaus in Lauingen (Kreis Dillingen). Dort wurde er am 1. Oktober 1992 hauptamtlicher Schulleiter.

Lange Zeit lief es beruflich wie am Schnürchen. Doch 2004 kam der Schock: Weil die Elisabethenstiftung ihre Berufsfachschule in Lauingen schloss, erhielt Baur nach zwölf Jahren als Schulleiter eine betriebsbedingte Kündigung. „Arbeitslos zu sein, war jedoch keine Option für mich“, sagt er rückblickend über die für ihn sehr schwierige Zeit. Er klopfte beim damaligen Verwaltungsleiter des BKH Günzburg, Willi Losert, und beim Pflegedirektor Gerhard Fischer an und bekam eine Stelle als Pflegedienstleiter im gerontopsychiatrischen Bereich der Psychiatrie. „Damals habe ich es nicht so gesehen: Aber die Schließung der Schule in Lauingen war rückblickend ein Glücksfall für mich.“

Fortan begann Baurs zweite Karrierelaufbahn. Er absolvierte ab 2006 ein berufsbegleitendes Studium „Pflegemanagement“ an der Fachhochschule Osnabrück. Ab 1. November 2007 arbeitete er als Pflegedienstleiter in der Forensischen Klinik. Der Lohn der Mühen: der Abschluss „Bachelor of Arts“.  Am 1. Juni 2010 wurde Baur dann zum Ständigen Vertreter des Pflegedirektors bestellt. Nach dreimonatiger kommissarischer Tätigkeit rückte Baur zum 1. Juli 2012 als Pflegedirektor auf. Damit wurde er auch Mitglied der Krankenhausleitung. 

Das ist er bis heute. Nun dreht sich das Rad weiter. Baurs Nachfolgerin Alishia Schneider (die 35-Jährige kam von der Donauklinik Neu-Ulm) ist bereits seit 1. November im Dienst und wird von ihm eingearbeitet. „Die Menge und Vielfältigkeit an Aufgaben hier sind groß: Egal, was sich Politiker in Berlin oder München an neuen Gesetzen oder Verordnungen einfallen lassen: Wir haben alles. Man muss breit aufgestellt sein“, beschreibt die scheidende Führungskraft die Situation. Dazu das „Alltagsgeschäft“: Anfragen per Telefon oder Mail, Mitarbeitende, die vorbeikommen, um bei ihm um Rat zu fragen oder sich einen Tipp geben zu lassen. Das sei zwar zeitintensiv, aber der Pflegedirektor hat das nach eigenen Angaben immer gerne getan. Bei vielen Einschätzungen geholfen haben ihm einerseits sein „unglaublich großes Fachwissen“ (ein Insider) und andererseits seine ehrenamtlichen Tätigkeiten unter anderem im Bundesverband Pflegemanagement (Baur war zwölf Jahre im Vorstand und acht Jahre Vorsitzender des Landesverbandes Bayern) sowie im Bayerischen Landespflegerates. Außerdem ist Baur bis heute aktives Mitglied im CSU-Kreisverband Günzburg und Gemeinderat in Winterbach.

Der 62-Jährige ist ein ruhiger, ausgleichender Mensch, kein Lautsprecher. Ein bisschen Stolz schwingt bei der Frage mit, in welchem Zustand er das Feld seiner Nachfolgerin übergibt: „Ich übergebe den gesamten Pflegebereich am BKH, ohne eine ganz große Baustelle zu haben.“ Selbst beim Kampf um Fachkräfte habe man den „Turnaround“ geschafft. Vor drei Jahren habe es eine Delle gegeben, räumt der Pflegedirektor ein. Stellen seien unbesetzt geblieben, die Übernahmequote von der eigenen Pflegeschule sei nicht zufriedenstellend gewesen. „Das ist jetzt alles vorbei. Wir dürfen uns über einen Personalaufwuchs in allen Bereichen freuen“, so Baur. Mit dem aktuellen Personalstand in der Psychiatrischen und in der Forensischen Klinik sei er „sehr zufrieden“; den Personalstand in den Kliniken für Neurologie und Neurochirurgie bezeichnet er sogar als „sehr, sehr gut“.

Geschafft habe man dies mit verschiedenen Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung. Es seien Arbeitszeitmodelle verbessert worden. Überhaupt, so der Pflegedirektor, gibt es am Standort Günzburg nicht weniger als 132 (!) verschiedene Arbeitszeitmodelle - also im Prinzip für (fast) jeden Bedarf eine (fast) maßgeschneiderte Lösung. Mit dem Projekt „Ausfallmanagement“ (flexible Tag- und Nachtdienste, Rufbereitschaften, Springer auf freiwilliger Basis etc.) habe man dafür gesorgt, dass Mitarbeitende nun deutlich seltener „aus dem Frei“ an den Arbeitsplatz zurückgeholt werden, weil jemand kurzfristig ausgefallen ist.  

Die Entwicklung sei positiv. „Ich bekomme Rückmeldungen von Leuten, die sagen: Endlich kann ich mich mehr um die Patienten kümmern. So habe ich mir den Beruf vorgestellt.“ Während Georg Baur das alles so erzählt, merkt man, dass der Mann die Pflege „lebt“ und immer noch für seinen Beruf „brennt“.