Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren: P-Seminarpreis für ein bemerkenswertes Kunstprojekt

10. Dezember 2024: Das P-Seminar „NS-Euthanasie Erinnern“ des Jakob-Brucker-Gymnasiums Kaufbeuren ist mit dem P-Seminarpreis 2024/25 ausgezeichnet worden. Die Schülerinnen und Schüler sind damit einer von drei schwäbischen Preisträgern.
Künstler A. Knitz (v. l.), die Gymnasiasten Tim, Andreas und Yulia, Lehrer D. Krieger, Dr. P. Schweizer-Martinscheck (Bezirksarchiv) und Schulleiter C. Walter nahmen die Urkunde des P-Seminarpreises 2024/25 entgegen. - Foto: Georg Schalk

Dr. Christoph Henzler, Ministerialbeauftragter für die Gymnasium in Schwaben, würdigte das Projekt und übergab eine Urkunde. Der Preis ist jeweils mit 200 Euro dotiert. Er wird gemeinsam vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus und seinen Kooperationspartnern - der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) und der Eberhard von Kuenheim Stiftung - ausgelobt.

Konzeption, Projektdurchführung und Ergebnis des P-Seminars „NS-Euthanasie Erinnern“ hätten die Jury überzeugt, informierte Dr. Henzler bei der Preisverleihung in den Räumen der Handwerkskammer Schwaben in Augsburg. Die Gymnasiasten, ihr Lehrer Dario Krieger, zwei Schülerinnen der Berufsfachschule für Pflege der Bezirkskliniken Schwaben am Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren, Historikerin Dr. Petra Schweizer-Martinschek (Leiterin Bezirksarchiv Schwaben; ehemals Historisches Archiv des BKH) und Künstler Andreas Knitz hätten „ein ganz schwieriges Thema regional angepackt“ und daraus ein bemerkenswertes Kunstprojekt gemacht, lobte der Ministerialbeauftragte. Unterstützt wurden sie unter anderem von der Zeitbild-Stiftung und von Schulleiter Christof Walter.

Wie berichtet, wurden am 2. Juli dieses Jahres am Haupteingang des BKH 14 Originalteller in die Mauer eingebracht, aus denen den Patienten während der NS-Zeit Hungerkost (oder E-Kost) serviert worden war. Das substanzlose Essen führte schließlich dazu, dass die Patienten entweder verhungerten oder an den Folgen unzureichender Ernährung starben. Die Installation bleibt dauerhaft dort. „Es gibt Punkte, die einen zutiefst bewegen, wenn man davon erfährt. Es gilt, diesen Dingen deutlich etwas entgegenzusetzen. Das habt Ihr getan, und zwar in unmittelbarer Nähe. Ihr habt regionale Geschichte aufbereitet“, sagte Henzler. Die Opfer der Krankenhausmorde seien lange Zeit nicht gesehen worden. „Ihr habt daraus ein Kunstprojekt gemacht. Das gebührt Respekt!“ Der Ministerialbeauftragte hob die finanzielle Unterstützung durch die Zeitbild-Stiftung und den Einsatz von Andreas Knitz lobend hervor. Dieser habe mit den Schülern einen künstlerischen Ausdruck zu einem Thema geschaffen, „das einem manchmal die Worte nimmt“.  

P-Seminare unterstützten Schüler bei der Berufs- und Studienorientierung, betonte Katharina Friedrich (vbw). Die dadurch erzielte Selbstreflexion sei wichtig für die eigene Persönlichkeit. „Es lohnt sich, in die Zukunft der jungen Menschen zu investieren“, stellte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Volker Zimmermann, fest.   

Die beiden anderen Preisträger des P-Seminars 2024/25 sind das Maria-Theresia-Gymnasium Augsburg mit dem italienischen Kochbuch „Delizioso“ und das Bernhard-Strigel-Gymnasium Memmingen, die Möglichkeiten für eine energieautarke Zukunft ihres Schulgebäudes ohne fossile Energieträger entwickelt haben.