Bezirkstag besucht Aichacher Caritas-Dienste
Kreative Angebote wie Singen oder Trommeln, Gesprächsrunden, Mitarbeit in der Küche oder der Holzwerkstatt – das Angebot der Tagesstätte ist vielfältig. Es richtet sich an Menschen, die unter einer chronischen, psychischen Erkrankung leiden, einen stationären Aufenthalt hinter sich haben oder unter sozialer Isolation und Ängsten leiden. Rund 45 Besucher kämen mehr oder weniger regelmäßig in die Tagesstätte, erzählte Leiterin Rosa Straub. Ein Großteil davon kommt direkt aus der Paarstadt, viele aus dem ländlichen Bereich im Norden des Landkreises, für den die Tagesstätte zuständig ist.
Um Beratung und Information bei psychischer Erkrankung und seelischer Belastung geht es beim Sozialpsychiatrischen Dienst (SpDi). Die Beratungsstelle feierte in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Sozialpädagogin Sabine Graf berichtete, dass die Zahl der Klienten in diesem Zeitraum von 67 (1997) auf aktuell rund 400 gestiegen sei. „Manche kommen einmal, andere über Jahre immer wieder oder regelmäßig." Neben Aichach gibt es inzwischen auch Außenstellen in Friedberg, Mering und Pöttmes. Während Pöttmes eher schleppend anläuft, werden die anderen beiden Außenstellen sehr gut angenommen. Mering platze inzwischen sogar aus allen Nähten, so Graf.
Einen Grund, warum es in Pöttmes eher langsam anläuft, nannte Sisi Veit-Wiedemann, stellvertretende Bürgermeisterin in Pöttmes und Mitglied des Bezirkstages: „Die Anonymität auf dem Land ist wichtig." Deshalb würden Betroffene trotz schwieriger Busverbindungen lieber den Umweg nach Aichach in Kauf nehmen.
Eine andere Schwierigkeit sprach Sabine Graf an: die im Verhältnis zu geringe Anzahl an Therapeuten im Landkreis und die damit verbundenen langen Wartezeiten auf einen Termin. Für ein Erstgespräch beim Psychiater liege die Wartezeit bei etwa vier Monaten, sagte Graf. Auf einen Termin beim Psychotherapeuten müssen Betroffene rund acht Monate warten. Die Beratungsstelle überbrückt mit ihren Angeboten die Wartezeit auf einen Therapieplatz.
Um hier flexibler reagieren zu können sei der Wunsch nach einer Institutsambulanz groß, betonte Graf. Die Chancen, dass eine sogenannte psychiatrische Institutsambulanz kommen wird, schätzte Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert als relativ gut ein. Der Bezirk sei mit Kliniken bereits im Gespräch. Bis November rechnet er damit, dass ein Gesamtkonzept für eine Institutsambulanz auf dem Tisch liegen wird. Reichert geht davon aus, dass die Umsetzung 2018/19 erfolgen wird. „Wir versuchen, ein neues Netz für Schwaben zu entwickeln." Hoffnungen, dass es in absehbarer Zeit eine psychiatrische Tagesklinik geben würde, dämpfte der Bezirkspräsident. Das sei schlicht unrealistisch, sagte er.