Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert reagiert kritisch auf Diskussion in Marktoberdorf
„Hier werden Menschen, die ein hartes persönliches Schicksal erlebt haben, diskreditiert und vorverurteilt", äußert sich der Bezirkstagspräsident heute insbesondere mit Bezug auf einen Zeitungsartikel in der Allgäuer Zeitung Marktoberdorf, der den Eindruck erweckt, es handele sich hier überwiegend um ein Angebot für straffällige „und gewissermaßen gefährliche" Menschen. „Es geht hier in erster Linie um Menschen, die aus biographischen Gründen obdachlos geworden sind und für eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft zunächst besondere Unterstützung benötigen", so Reichert. Der betroffene Personenkreis habe eine so gute soziale Prognose, dass die Menschen mit fachlicher Hilfe durchaus wieder in einer eigenen Wohnung leben und einer Arbeit nachgehen können. „Dass aus der sozialhilferechtlichen Formulierung der gewaltgeprägten Lebensumstände das Gerücht entsteht, es handele sich hier um überwiegend straffällige Gewalttäter, ist eine Vorverurteilung", kritisiert Reichert. „Natürlich geraten auch Strafentlassene in die Obdachlosigkeit, aber ebenso auch Familienmitglieder, die aus gewaltbereiten Verhältnissen kommen sowie unschuldig in Not Geratene."
Der Bezirk Schwaben ist zuständig für die Finanzierung und flächendeckende Versorgung für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten. Da es bislang nur in Augsburg eine Übergangswohneinrichtung für diesen Personenkreis gibt, hat der schwäbische Bezirkstag im Mai 2018 dem Konzept eines Trägers zugestimmt, ein entsprechendes Angebot im Ostallgäu zu errichten. „Grundlage ist dafür auch das Prinzip der heimatnahen Versorgung, da Betroffene im Allgäu bislang kein derartiges Angebot fanden", so Reichert.
Falsch sei jedoch auch die Behauptung, der Bezirk habe den Standort in Marktoberdorf dezidiert und ohne Rücksprache mit der Stadt festgelegt. „Die Suche nach dem geeigneten Standort und die Entscheidung dafür ist in erster Linie Angelegenheit des Einrichtungsträgers, der sich vor Ort mit allen Beteiligten verständigen muss", so Reichert, „die Kommune war dabei informativ miteinbezogen."