Bezirkstagspräsident Reichert beeindruckt von der Inklusion in der Realschule in Meitingen

08. Februar 2017: An der größten Realschule Schwabens wird Inklusion gelebt. Bezirkstagspräsident Reichert zeigte sich beeindruckt vom Engagement in der Dr.-Max-Josef-Metzger-Schule in Meitingen. Gemeinsam mit stellvertretenden Landrat Heinz Liebert und Bürgermeister Michael Higl informierte er sich bei Lehrern und Schülern, wie das Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung an der Schule funktioniert.
Inklusionsschule Meitingen

Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, stv. Landrat Heinz Liebert, Bürgermeister Michael Higl und Schulleiter Michael Kühn (im Bild von rechts) mit Schülerinnen im Gespräch

Ein Vorbild, eine Ermunterung für andere, denselben Weg einzuschlagen: Das ist für Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert die Dr.-Max-Josef-Metzger-Schule in Meitingen. Denn in der Staatlichen Realschule im Landkreis Augsburg wird Inklusion gelebt - und zwar so innovativ und engagiert, dass die Schule vor kurzem mit dem „Miteinander“-Preis für vorbildliche Inklusionsprojekte vom Bayerischen Sozialministerium ausgezeichnet wurde. Reichert wollte sich nun selbst vor Ort informieren, wie Lehrkräfte, Schüler und Eltern das Miteinander von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung organisieren und erleben.

Beim Besuch in der mit 950 Schülern größten Realschule Schwabens war die kommunale Familie komplett vertreten: Rektor Michael Kühn führte neben dem Bezirkstagspräsidenten auch den stellvertretenden Landrat Heinz Liebert und Bürgermeister Michael Higl durch einige Schulklassen.

Dort erzählten beispielsweise die 14jährige Rollstuhlfahrerin Dilan und ihre Mitschülerinnen, wie sie Inklusion erleben: „Unkompliziert - das wird alles mit der Zeit einfach selbstverständlich“. Auch die Teilnahme am Sportunterricht, wo Dilan überall, bis auf das Schwimmen, aktiv dabei ist.

Derzeit werden in der Schule 19 junge Menschen mit einer Behinderung in Regelklassen unterrichtet. Darunter sind autistische Kinder, Kinder mit Tourettesyndrom, mit einer Körperbehinderung und hörgeschädigte Kinder.

Jedes hat seinen speziellen Unterstützungsbedarf, damit es dem Unterricht folgen kann. Beispielsweise benötigen die Schüler mit AVWS (Auffälligkeiten in Teilbereichen der Verarbeitung und Wahrnehmung von Lauten), die teilweise Implantate oder Hörgeräte mit Empfängern tragen - die Lehrkräfte haben dann die dazugehörigen Sender - eine möglichst störungsarme Umgebung. „Das ist Wissen, dass sich unser Kollegium mit einem hohen zeitlichen, auch ehrenamtlichen Aufwand aneignet“, so Michael Kühn, „zugleich aber braucht es auch finanzielle und materielle Unterstützung, um Inklusion umzusetzen.“

So werden sukzessive alle Klassenräume der Schule gedämmt – durch eine besondere Initiative: Das Landratsamt als Sachaufwandsträger stellt das Dämmmaterial zur Verfügung. Eine Folge der Inklusion, die allen zu Gute kommt: Denn in den schallgedämmten Klassenzimmern profitieren allen Schülerinnen und Schülern von der ruhigen Arbeitsatmosphäre. Für die Unterstützung von der Gemeinde und dem Landkreis sei man sehr dankbar, so der Schulleiter.

Um die Umsetzung der Inklusion an der Realschule kümmert sich ein  Beratungsteam rund um Konrektorin Helena Rigatos. Es werden regelmäßig Fortbildungen angeboten, man arbeitet je nach Faktenlage mit Ärzten, Kliniken, Jugendämtern, Landratsamt, den Mobilen Sozialpädagogischen Diensten und Fachleuten aus der Staatlichen Schulberatungsstelle zusammen. „Es ist zunächst viel Arbeit - aber wir sehen auch täglich die Früchte“, sagt Helena Rigatos. In der Gesamtschau habe sich das Inklusionskonzept sukzessive selbst entwickelt. Mit jedem neuen Schüler mit Inklusionsbedarf wurden Fortbildungen organisiert, Expertenrunden geladen und Förderpläne entwickelt. Was sich bewährt habe, wurde systematisiert, was wenig hilfreich war, verworfen. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Schulfamilie zufrieden mit unserem inklusiven Konzept und wir sind sicher, dass wir Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf Chancen eröffnen“, so die engagierte Pädagogin.

„Man merkt, dass an dieser Schule ein besonderer Geist herrscht“, zeigte sich Bezirkstagspräsident Reichert beeindruckt. Der Bezirk Schwaben ist als Kostenträger zuständig für die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. Mit rund 500 Millionen Euro jährlich der größte Posten im Haushalt, wie Heinz Liebert als langjähriger früherer Kämmerer des Bezirks gut weiß. Inklusion sei auch für den Bezirk Schwaben die größte Aufgabe und Herausforderung der kommenden Jahre. „Damit sie gelingt und Menschen mit Behinderung wirklich mitten in der Gesellschaft ankommen, müssen alle an einem Strang ziehen - der Bildungsbereich, die Arbeitswelt, die Kostenträger und die politisch Verantwortlichen“, so Reichert. Die Meitinger Realschule mache bereits vor, wie das gehen kann: „Sie packen diese Herausforderung einfach engagiert an.“