BKH Günzburg: Gemeinsam die Krise bewältigen

18. Mai 2021: Bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch Genesungs-Begleitung: Internationales Forschungsprojekt von BKH Günzburg und Universität Ulm sucht Studienteilnehmende

Auf dem Weg aus der Krise können oft diejenigen am besten helfen, die den Weg selbst schon einmal gegangen sind. Diesem Prinzip folgt das internationale, von der EU geförderte Forschungsprojekt „Upsides“, das in sechs Ländern auf drei Kontinenten durchgeführt wird. Ziel ist es, das Modell der Peer-Begleitung sowohl in Industrieländern aber auch in Ländern mit mittleren und geringen Einkommen zu etablieren. Denn weltweit erhalten viele Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, aufgrund von Fachkräftemangel und schlechten Versorgungsstrukturen, keine oder keine ausreichende Behandlung.

Im Rahmen von Upsides erhalten Menschen mit einer psychischen Erkrankung Unterstützung von einer Person, die selbst Erfahrung mit psychischen Erkrankungen hat und gestärkt daraus hervorgegangen ist. Diese sogenannten Peer-Begleiter unterstützen Betroffene auf ihrem Genesungsweg, etwa durch Gespräche oder Ratschläge im Umgang mit der Erkrankung. Aber auch Hilfestellung bei der Tagesplanung oder Begleitung zu Arztterminen können dazugehören.

Koordiniert wird dieses internationale Projekt von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II des Universitätsklinikums Ulm am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg. Das Projekt ist über fünf Jahre angelegt und wird gemeinsam von der Europäischen Union (EU) und der Global Alliance of Chronic Diseases (GACD) gefördert. Durchgeführt wird es an sechs verschiedenen Studienstandorten weltweit, neben den beiden deutschen Standorten Ulm und Hamburg auch in Indien, Tansania, Uganda und Israel. So wurden im Rahmen des Projekts auch am Standort Ulm / Günzburg Peer-Begleiterinnen und -Begleiter trainiert: „Neugierig bin ich durch eine Stellenausschreibung geworden. Durch die eigene Erfahrung können wir Menschen, die selbst in einer Krise stecken, anders zur Seite stehen als professionelle Fachkräfte“, erzählt Manfred Lohner, einer der Peer-Begleiter bei Upsides, „ich unterstütze Klienten bei alltäglichen Dingen, wie Tagesstrukturierung, Behördengänge oder beim Ausbau von eigenen Netzwerken. Ganz wichtig ist mir, den Klienten die Hoffnung zu geben, dass eine Veränderung der aktuellen Situation zum Guten hin möglich ist.“

Seit Februar 2020 bietet das Upsides-Team in Ulm / Günzburg Peer-Begleitung für Studienteilnehmern an. Auch Sabine Rogg ist Teil des Teams: „Als Peer-Begleiter sind wir in der Bewältigung von psychischen Krisen erprobt und können unser Erfahrungswissen an leidende Menschen weitergeben. Dies kann entlastend wirken und die Symptomatik verringern, damit Betroffene schneller in ein für Sie normales Leben zurückkehren können. Als Peer-Begleiterin möchte ich Vermittlerin zwischen Fachkräften und Betroffenen sein. Wichtig ist mir dabei, den Klienten auf Augenhöhe zu begegnen und in Zusammenarbeit Ressourcen und Stärken aufzuspüren.“

Im Rahmen des Forschungsprojekts Upsides suchen die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II in Günzburg und die Universität Ulm nun Teilnehmende aus dem Raum Ulm/Neu-Ulm, Günzburg und Augsburg. Menschen, die sich aktuell in einer psychischen Krise befinden, aber auch Personen, die schon seit mehreren Jahren von einer psychischen Erkrankung betroffen sind und jemanden zum Austausch auf Augenhöhe suchen, sind aufgerufen, mit dem Forschungsteam Kontakt aufzunehmen. Insgesamt werden die Upsides Peer-Begleiter ca. 100 Personen mit psychischen Erkrankungen unterstützen. Während eine Hälfte der Projektteilnehmenden die Unterstützung sofort erhalten, erfolgt die Peer-Begleitung der anderen Hälfte zeitversetzt nach zwölf Monaten. Die Peer-Begleitung im Rahmen der Studie ist vertraulich und kostenlos.

Ansprechpartner:

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm am BKH Günzburg:
Lisa Wenzel, Ramona Hiltensperger, Prof. Dr. Bernd Puschner, Telefon 08221 96-2862, E-Mail: UPSIDES@uni-ulm.de