BKH Günzburg: Prof. Becker geht in Ruhestand, Prof. Riepe und Prof. Wirtz übernehmen Leitungsfunktionen
Der 59-Jährige steht seit mehr als zehn Jahren an der Spitze der Abteilung Gerontopsychiatrie und Akutgeriatrie am BKH und hat außerdem eine W3-Professur an der Uni Ulm inne. Die Aufgaben des Leitenden Ärztlichen Direktors am Standort Günzburg führt ab dem Frühjahr vorübergehend Prof. Christian Rainer Wirtz. Der 60-Jährige ist seit 2008 Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurochirurgie Günzburg/Ulm und Ordinarius für Neurochirurgie an der Medizinischen Fakultät der Uni Ulm. Wie Stefan Brunhuber, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, und sein Stellvertreter Wolfram Firnhaber mitteilten, werden beide Chefärzte die Leitungsfunktionen am größten Standort der Bezirkskliniken so lange übernehmen, bis das Berufungsverfahren der Uni Ulm abgeschlossen und ein(e) Nachfolger(in) für Prof. Becker eingesetzt ist.
Wie Prof. Becker haben Prof. Riepe und Prof. Wirtz zwei Arbeitgeber: das Land Baden-Württemberg und die Bezirkskliniken Schwaben in Bayern. Das ist dem Umstand geschuldet, dass das BKH Günzburg seit Jahrzehnten Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik II der Uni Ulm ist. Als Beamte für das Land Baden-Württemberg arbeiten Riepe und Wirtz in der Forschung in Ulm, als Angestellte der Bezirkskliniken am Standort in Günzburg. Wirtz ist seit 13 Jahren Chefarzt der Neurochirurgie mit den Standorten Günzburg und Ulm, wo er auch Aufgaben der Patientenversorgung hat. Riepe leitet die Abteilung Akutgeriatrie/Gerontopsychiatrie seit mehr als 10 Jahren.
Der Chefarzt der psychiatrischen Klinik muss einerseits an der Universität Ulm vertreten sein und andererseits am BKH Günzburg arbeiten. Aus diesem Grund war der Kreis der möglichen Interimskandidaten für die Nachfolge Beckers überschaubar. Prof. Riepe hat sich bereiterklärt, vorübergehend Verantwortung zu übernehmen. „Es wird darum gehen, dass alles reibungslos und gut weiterläuft“, sagt der 59-Jährige.
Prof. Wirtz ist seit mehreren Jahren Stellvertreter von Prof. Becker in der Funktion des Leitenden Ärztlichen Direktors. Dieser koordiniert die Tätigkeiten am Standort, kümmert sich in Zusammenarbeit mit Regionalleiter Wilhelm Wilhelm um die Infrastruktur sowie um die strategische und strukturelle Planung. Neben der Klinik für Psychiatrie gibt es am Günzburger Campus die Kliniken für Neurologie und Neurologische Rehabilitation, für Neurochirurgie und den Maßregelvollzug, die die Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie im Auftrag des Freistaates ausführt, sowie die Abteilung Neuroradiologie und die Abteilung für Anästhesie. Insgesamt sind es somit sechs Einrichtungen mit eigenen Chefärztinnen und Chefärzten, die am BKH beheimatet sind. Am Standort befinden sich zudem drei Berufsfachschulen, der außerklinische Bereich „Wohnen und Fördern“, das Dienstleistungs- und Logistikzentrum (DLZ) der Bezirkskliniken sowie das Radiologiezentrum und ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) für Neurologie und Neurochirurgie. Das parkähnliche Gelände umfasst etwa 100 Gebäude, ca. 1800 Menschen arbeiten dort.
„Es ist eine spannende Herausforderung. Am Standort ist derzeit vieles im Umbruch, nicht zuletzt wegen des Neubaus der Psychiatrie und der damit verbundenen Umstrukturierungen. Auch die Personalausgestaltung und -gewinnung sind große, zentrale Themen“, sagt Prof. Wirtz mit Freude, aber auch mit Respekt vor der neuen, zusätzlichen Aufgabe.
Wie lange Prof. Riepe und Prof. Wirtz interimsmäßig Prof. Beckers Aufgaben übernehmen werden, sei offen, teilte Vorstandsvorsitzender Brunhuber mit. Die akademischen Berufungsverfahren an Universitäten dauerten erfahrungsgemäß relativ lange. Das interne Berufungsverfahren an der Uni hat bereits begonnen.
Prof. Becker wird noch ein knappes halbes Jahr an der Spitze des BKH stehen. Am 1. Mai 2022 – seinem ersten Tag im Ruhestand – wird er dann 66 Jahre alt sein. Leitender Ärztlicher Direktor in Günzburg ist er seit 2008, die W3-Professur mit Leitungsfunktion der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik II der Uni Ulm hat er seit Dezember 2002 inne. „Ich bin dankbar für die fast 20 Jahre in einem tollen Team in Klinik und Forschung und freue mich auf das, was kommt“, sagte Becker. In Günzburg sei immer gut zu tun. Damit meint der aktuelle 65-Jährige insbesondere das Großprojekt „Neubau Psychiatrie“, dessen erster Bauabschnitt abgeschlossen ist und zwei weitere folgen werden. Das 90-Millionen-Euro-Projekt wird die Verantwortlichen noch einige Jahre beschäftigen und den Klinikstandort nachhaltig verändern. Dass bereits so viel erreicht wurde – auch dank der Unterstützung durch den Freistaat und die Bezirkskliniken, darauf sei er „ein wenig stolz“, sagte der viel zitierte Psychiater, der vom Magazin „Focus Gesundheit“ regelmäßig als „Top-Mediziner Deutschlands“ gelistet wird.
Becker wohnt mit seiner Frau in Günzburg und fühlt sich dort auch sehr wohl. Langfristig zieht es das Paar jedoch in den Raum München. Ihr 26-jähriger Sohn arbeitet als Drehbuchautor. Der Forschung wird Prof. Thomas Becker erhalten bleiben: Der Ordinarius wurde von der Universität Leipzig vor kurzem zum Seniorprofessor bestellt. In einem Schreiben heißt es: „Mit der Vergabe einer Seniorprofessur ehrt die Universität Leipzig ausgewählte herausragende Professoren, die nach Eintritt in den Ruhestand weiterhin in Forschung und Lehre tätig sein werden und sich mit ihrem Erfahrungsschatz aktiv an der Universität Leipzig und auf ihrem Wissenschaftsgebiet einbringen. Sie weisen exzellente Ergebnisse aus langjähriger Forschungs- und Lehrtätigkeit vor und erfüllen somit die Voraussetzungen im bestmöglichen Sinne.“ Die Seniorprofessur Beckers beginnt am 1. April 2022 und geht bis zum 31. März 2025.