BKH Günzburg: Prof. Gregor Antoniadis verabschiedet: Er hat die Periphere Nervenchirurgie in Deutschland geprägt
Er leitet die Sektion „Periphere Nervenchirurgie" innerhalb der Neurochirurgischen Klinik der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg, ist Mitglied der Deutschen Sektion „Periphere Nerven“ als auch der europäischen und der weltweiten Föderation, er ist geschäftsführender Sekretär und Gründungsmitglied des NervClubs e.V., einer interdisziplinären Studiengruppe für die peripheren Nerven, und war an allen interdisziplinären Therapie-Leitlinien zum Spezialfach maßgeblich beteiligt. Von 2001 bis 2011 war er Vorsitzender der Sektion „Periphere Nerven“ der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie und bis 2021 Vize-Präsidenten der entsprechenden Europäischen Sektion. Ende Juni geht der etablierte Nervenchirurg, der mit seiner Frau in Leinheim (Stadt Günzburg) wohnt, im Alter von 72 Jahren in den Ruhestand.
Ein wesentlicher Bestandteil des neurochirurgischen Spektrums ist die operative Behandlung von Erkrankungen der peripheren Nerven. Zum peripheren Nervensystem gehören alle Nerven an den Extremitäten und die Nervengeflechte am Arm und Bein. Die periphere Nervenchirurgie ist ein bedeutender Schwerpunkt der Neurochirurgie am BKH Günzburg. Das Spektrum reicht dabei von der Behandlung aller Engpass-Syndrome peripherer Nerven (z.B. Karpaltunnel-Syndrom) über die rekonstruktive Nervenchirurgie, z.B. nach Unfallverletzungen, insbesondere auch des Armnervengeflechtes, bis hin zur Behandlung von Tumoren peripherer Nerven.
„Sie haben die Periphere Nervenchirurgie in Deutschland geprägt wie kein anderer“, stellte der stellvertretende Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, Wolfram Firnhaber, bei einer kleinen Verabschiedungsfeier fest. Prof. Antoniadis ist Herausgeber von vier Standardwerken zur Peripheren Nervenchirurgie. Diese wurden auch international verfasst. Des Weiteren hat er den Günzburger Nervkurs ins Leben gerufen. „Seit dem Jahr 2000 – jetzt zum 19. Mal – wurden mindestens 400 Nervenchirurgen hier am Standort ausgebildet“, so Firnhaber. Die Bezirkskliniken Schwaben seien froh und dankbar, mit ihm „so eine Koryphäe“ gehabt zu haben.
Der gebürtige Grieche studierte in München und kam dann am 1. Mai 1978 als Assistenzarzt in die Neurochirurgie des BKH Günzburg. Nach zwei Unterbrechungen (Wehrdienst in Griechenland und vorübergehender Wechsel nach Fulda) kehrte er am 1. Oktober 1990 zum dritten Mal nach Günzburg zurück. Im Februar 2005 ernannte die Uni Ulm Gregor Antoniadis zum außerplanmäßigen Professor. Von 1990 bis 2016 war er ständiger Vertreter des Ärztlichen Direktors der neurochirurgischen Klinik und seit 1. Juli 2016 ist er Sektionsleiter.
Prof. Antoniadis erinnert sich noch genau an seine Anfangszeit 1978. „Damals waren wir vier Assistenten und fünf Oberärzte bei 2000 Operationen im Jahr und bis zu 100 Patienten pro Ambulanztag. Das war eine harte Schule, die mich geprägt hat. Aber ich habe enorm davon profitiert“, sagte der 72-Jährige. Nach Beendigung seiner neurochirurgischen Tätigkeit im Jahre 2016 baute er mit Unterstützung von Thomas Düll (ehemaliger Vorstandsvorsitzender) und Prof. Christian Rainer Wirtz (Ärztlicher Direktor) eine Sektion für Periphere Nerven innerhalb der Günzburger Neurochirurgie auf – damals die einzige Abteilung dieser Art in der Bundesrepublik.
„In den sieben Jahren hat die Sektion national und international einen hervorragenden Ruf erlangt“, betonte Antoniadis. Die Veranstaltungen, die er und sein Team seit mehr als 20 Jahren für die Ausbildung von Neurochirurgen in Deutschland anbieten, die vier Standardwerke und mehr als 100 Veröffentlichungen nur auf diesem Spezialgebiet, dazu Tagungen, Workshops sowie die Beteiligung an vier interdisziplinären Leitlinien hätten dazu beigetragen, dass die Nervensektion als Referenzzentrum für das ganze Bundesgebiet fungiert, sagte er. „Inzwischen sind ein Viertel der Eingriffe in der Neurochirurgie Nerven-OP. Die Anfragen von Kollegen und Patienten haben enorm zugenommen.“
Nach Ansicht von Prof. Wirtz hat Prof. Antoniadis Großes geleistet. „Ihr Name ist in diesem Fach in Stein gemeißelt“, sagte Wirtz. Der scheidende Sektionsleiter habe bereits eine Nachfolgerin aufgebaut: Es ist Privatdozentin Dr. Maria Teresa Pedro. Die 44-Jährige ist seit 2005 bei den Bezirkskliniken angestellt und arbeitet als Oberärztin in der Neurochirurgischen Klinik.