BKH Kaufbeuren: Auch die 25. Auflage bietet topaktuelle Einblicke
Das Allgäuer Neurologie-Symposium in Kaufbeuren hat eine lange Tradition. Weil die Corona-Pandemie den Veranstalter jedoch ausbremste, dauerte es fast drei Jahre, bis die 25. Auflage über die Bühne gehen konnte. Das Jubiläums-Symposium der Klinik für Neurologie des Bezirkskrankenhauses (BKH) Kaufbeuren am örtlichen Klinikum konnte wieder in Präsenz stattfinden. Allerdings mussten die notwendigen Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Mehr als 50 Teilnehmende aus der Ärzteschaft und dem Gesundheitswesen freuten sich über der Möglichkeit, sich im BKH-Festsaal wieder „vor Ort“ fortzubilden. Es wurden wichtige Informationen zur Parkinsonerkrankung und zu Epilepsien vorgetragen. Der Ärztliche Direktor der neurologischen Klinik, Prof. Dr. Martin Hecht, und sein Team hatten ein sehr interessantes Programm mit Vorträgen zu topaktuellen Themen zusammengestellt.
Prof. Estifanos Ghebremedhin berichtete von der Entdeckung der Braak-Stadien. Der Referent ist selbst langjähriges Mitglied der Arbeitsgruppe um Prof. Heiko Braak, Obwohl die Parkinsonerkrankung grundsätzlich schon seit langem bekannt ist, gelang es Prof. Braak und seinem Team 2003 in der klinischen Neuroanatomie Frankfurt den neuropathologischen Verlauf der Parkinsonerkrankung ganz neu zu schreiben. Die nach ihm benannten Braak-Stadien werden mittlerweile auf der ganzen Welt verwendet und konnten auch mittels spezieller kernspintomographischer Verfahren bei Parkinsonkranken während der Erkrankung nachgewiesen werden.
Während des hervorragenden Vortrages von Prof. Ghebremedhin konnten die Anwesenden den Verlauf dieser bahnbrechenden Entdeckung mitverfolgen. Zudem berichtete der Referent aus Hessen über die aktuellen Forschungen zur Krankheitsentstehung bei Morbus Parkinson, an denen er auch beteiligt ist. Prof. Braak ist als Senior Scientist, auch mit über 80 Jahren, an der neurologischen Universitätsklinik Ulm weiter wissenschaftlich tätig. Von dieser neurologischen Universitätsklinik Ulm kommend berichtete der stellvertretende ärztliche Direktor, Prof. Jan Kassubek, im Anschluss über die aktuelle differenzierte Parkinsontherapie, die nicht nur die motorischen Symptome, sondern auch besonders die nicht-motorische Symptome beinhaltet. Die ärztlichen Zuhörer bekamen so viele praktische Tipps, auch für den Alltag.
In der zweiten Hälfte des Symposiums berichteten Prof. Dr. Jan Rémi und PD Dr. Dr. Christian Vollmar von der neurologischen Universitätsklinik Großhadern, Universität München, über die Diagnostik und Therapie von Epilepsien. Viele Epilepsiepatienten sind mit heutigen Medikamenten gut einstellbar: Patienten bleiben unter Einnahme eines Medikamentes anfallsfrei und können ein normales Leben führen. Dennoch gibt es einen kleineren Anteil Betroffener, die mit Medikamenten nicht ausreichend behandelbar sind. Diese können in einem Spezial-Monitoring in Epilepsiezentren wie in der Neurologie München-Großhadern näher analysiert werden. Beeindruckende Bilder zeigten, wie verschiedene Methoden digital in einer 3D-Darstellung zusammengefasst werden können. So kann oft das auslösende Hirnareal gefunden werden und dadurch eine epilepsiechirurgische Heilung erfolgen. Da derartige Hirnbereiche, die häufig Anfälle auslösen, keine positive Funktion in Gehirn mehr erfüllen, entstehen den Patienten durch eine Operation keine Defizite, sondern sie können auf diese Weise von ihren Anfällen geheilt werden.
Alle vier Vorträge waren informativ und unterhaltsam, die Zuhörenden blieben fasziniert bis zum Schluss im Festsaal. Die Reihe Allgäuer Neurologie-Symposium wird fortgesetzt. Die nächste Veranstaltung ist für den Mai 2023 geplant.