Das Nachsorge Zentrum Augsburg will größer werden
Im Haus am Rande des Siebentischwaldes werden Menschen im erwerbsfähigen Alter aufgenommen, die durch einen Unfall oder eine Erkrankung eine Hirnverletzung erlitten haben. Dies kann durch einen Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma oder durch Sauerstoffmangel passiert sein. „Das Durchschnittsalter unsere Rehabilitanden beträgt etwa 33 Jahre“, berichtet Christoph Kalchgruber. Er arbeitet seit 21 Jahren hier und ist seit zwölf Jahren Geschäftsführer. „Wir sind etwas sehr Spezielles. Und in dem, was wir machen, sind wir sehr erfolgreich“, stellt Kalchgruber fest. Bei mehr als 90 Prozent der Rehabilitanden, die hier begleitet und therapiert werden, gelinge es, ihnen wieder ein weitgehend eigenständiges Leben bei der Familie oder in der eigenen Wohnung sowie eine berufliche Tätigkeit am ersten oder zweiten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. „Woanders würden sie durchs Raster fallen. Dort heißt es nach der Rehaklinik oftmals: entweder ins Pflegeheim oder in eine Behinderteneinrichtung“, so der 57-Jährige.
Das NZA wurde 1997 auf dem Gelände der ehemaligen Urologischen Klinik an der Frischstraße (den Augsburgern besser bekannt unter dem Begriff „Frischklinik“) als nachklinische stationäre Neurorehabilitation eröffnet. Gegründet hat es der Neusässer Unternehmer Max Schuster, der 1989 auch das Therapiezentrum Burgau ins Leben gerufen hat. 2015 wurde der Erweiterungsbau des NZA mit drei ambulanten Praxen (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie), sechs Appartements und 20 Wohnplätzen bezogen. Heute sind die Bezirkskliniken Schwaben Alleingesellschafter sowohl des Therapiezentrums als auch dieser Einrichtung. Sie verfügt über insgesamt 30 Reha-Plätze, 26 Dauerwohnplätze sowie sechs Appartements zur Miete. Fünf Rehabilitanden sind derzeit im ambulant betreuten Wohnen. Hinzu kommen 140 ambulante Patientinnen und Patienten, die vom NZA dauerhaft betreut werden. 114 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten hier.
Gründer Max Schuster hat das NZA stets als Erfolgsmodell bezeichnet. Längst hat sich gezeigt, wie recht er damit hatte, vor 26 Jahren ein neues, alltagsorientiertes Therapiekonzept zu schaffen. Inzwischen ist die Einrichtung räumlich allerdings zu klein geworden.
Deshalb soll das Nachsorge Zentrum erweitert werden. Eine entsprechende Bauvoranfrage wurde bei der Stadt bereits im Februar 2022 gestellt. „Wir warten noch auf Rückmeldung vom Bauordnungsamt“, informiert Kalchgruber. Die zusätzlichen Plätze hat der Bezirk Schwaben schon vor längerer Zeit genehmigt.
Geplant ist, auf der Fläche der ehemaligen Gaststätte „Paradiesgarten“, die sich genau gegenüber des Nachsorge Zentrums befindet, zusätzliche 18 Wohnplätze für hirnverletzte Menschen zu schaffen. Laut Geschäftsführer sollen diese in drei Sechser-Wohngruppen unterteilt werden: Zwei davon sind Dauerwohnen, eine ist eine Trainingsgruppe, in der die Bewohner maximal zwei Jahre ihre weitgehende Selbstständigkeit üben können.
Völlig neu wird dann die Tagesstätte für hirnverletzte Menschen sein – „ein bundesweites Pilotprojekt“, so Kalchgruber. Dabei handelt es sich um ein niederschwelliges Angebot für Betroffene aus Augsburg und Umgebung, die zuhause leben. Sie sollen hier den Tag verbringen können, damit ihre Angehörige zuhause mal durchatmen und eine Auszeit finden können. Dritter Bestandteil des Neubaus soll die Ambulanz werden, die erweitert wird: Für alle drei Therapiebereiche sollen neue Räume geschaffen werden, kündigt der Geschäftsführer an.
Das NZA rechnet derzeit mit einer Gesamtinvestition von neun Millionen Euro. „Wir können sofort loslegen, sobald uns die Stadt für den Bau grünes Licht gibt und die benötigten Fördergelder genehmigt sind. Unsere Hoffnung ist, bis 2026 fertig zu sein“, sagt Kalchgruber.