Der Dreistachlige Stichling: Der Fisch des Jahres 2018 ist nicht überall gern gesehen
Die Wahl zum Fisch des Jahres 2018 durch den Deutschen Angelfischerverband, das Bundesamt für Naturschutz und den Verband Deutscher Sporttaucher stößt dieses Mal nicht auf ungebrochene Begeisterung. Denn der „Dreistachlige Stichling", einer der kleinsten heimischen Süßwasserfische, verursacht durchaus auch Probleme: Im Bodensee kommt es seit 2013 zu einer explosionsartigen Vermehrung dieses Schwarmfisches.
„Inzwischen machen die Stichlinge mehr als 80 Prozent des Fischbestandes im Freiwasser aus", erläutert Dr. Oliver Born, Fischereifachberater des Bezirk Schwaben. Die Stichlinge - die erst seit den 1950er-Jahren im Bodensee heimisch sind - seien nicht nur direkte Nahrungskonkurrenten für andere Fischarten, sondern ernähren sich auch von deren Eiern und Larven. Vor allem bezüglich der bereits schon im Bestand stark rückläufigen Bodenseefelchen ist dies ein Problem.
„Eine derartige Entwicklung in einem großen See ist fischereibiologisch einzigartig", so Born. Aktuelle Studien der Fischereiforschung versuchen diese Zusammenhänge besser zu verstehen.
Der dreistachlige Stichling ist ein besonderer Überlebenskünstler: Der Fisch des Jahres 2018 ist in der Lage, auch von Menschen veränderte Gewässer, beispielsweise begradigte Bäche, zu besiedeln. Neben seinem charakteristischen Aussehen fällt der Schwarmfisch vor allem durch sein besonderes Verhalten in der Brutzeit auf: Die Brust der Männchen verfärbt sich rot, der Rücken blaugrün, um den Weibchen ihre Fruchtbarkeit zu verdeutlichen. Die Weibchen werden dann durch einen Zickzacktanz so lange umgarnt, bis sie im Nest zur Eiablage kommt. Nach der Eiablage wird das Weibchen verscheucht und das Männchen zeigt ein ausgeprägtes Brutpflegeverhalten. Es verteidigt sein Brutrevier aggressiv gegenüber Artgenossen. „Für die Verhaltensbiologie ist der Stichling durch sein auffälliges Balz- und Brutpflegeverhalten ein wunderbares Beobachtungsobjekt", so Born.