Deutsch-Französischer Tag: "Es ist unsere Pflicht und Chance, die Wege zu ebnen, auf denen Europa sich weiterbewegen wird"
Am 22. Januar wird jährlich der Deutsch-Französische Tag gefeiert, da 1963 an diesem Tag der Élysée-Vertrag abgeschlossen wurde. Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle unterzeichneten den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag mit der Absicht, die Beziehung beider Länder zu festigen und sie vor allem in Bildungsbereich und der Jugendarbeit sichtbarer zu machen.
2019 wurde in Aachen ein neuer deutsch-französischer Freundschaftsvertrag von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron unterzeichnet. Er soll die Zusammenarbeit in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Kultur und Technologie vertiefen.
Der Bezirk Schwaben pflegt die deutsch-französische Freundschaft schon seit Jahrzehnten auf regionaler Ebene durch seine Partnerschaft mit dem Département de la Mayenne. Anlass für ein Interview mit Bezirkstagspräsident Martin Sailer.
Die Mayenne und Schwaben unterhalten seit langem enge Verbindungen - aus welchem Grund?
Martin Sailer: Die deutsch-französische Partnerschaft ist ein wichtiges Fundament des heutigen Europas. Vor allem Schwaben und die Mayenne gehen hier regional wie auch auf Gemeindeebene mit einem guten Beispiel voran. Die ab den 1960er-Jahren durch die Handwerkskammern beider Regionen angebahnte Freundschaft wurde 1987 in einer offiziellen Regionalpartnerschaft besiegelt. Die seit mehr als 30 Jahren bestehende Partnerschaft zwischen dem Bezirk Schwaben und dem Département de la Mayenne zeigt somit, wie der Europagedanke in die Tat umgesetzt werden kann. Die engen Verbindungen sind in den 22 Gemeindepartnerschaften, bei Schüler- und Jugendbegegnungen, aber auch im Austausch zwischen Fachleuten unterschiedlicher kultureller oder sozialer Bereiche erlebbar. Touristische Aspekte stehen nicht mehr im Vordergrund, eher tauscht man sich aus über Erfahrungen im Bereich erneuerbare Energien, Stadtentwicklung, im Bildungssystem oder im Umgang mit natürlichen Ressourcen. Voneinander lernen ist seit jeher der wichtigste Mehrwert bei diesen Treffen.
Die Verbindung der beiden Regionen betrifft insbesondere die Jugend. Warum ist es wichtig, die Jugendlichen an diesen Austauschprogrammen zu beteiligen?
Martin Sailer: In unserer Partnerschaftsarbeit mit dem Département de la Mayenne nehmen die Begegnungen von jungen Leuten einen hohen Stellenwert ein. Das gegenseitige Kennenlernen erweitert den Horizont der Jugendlichen, es fördert das Verständnis für die andere Kultur und trägt damit wesentlich zur Friedensarbeit und europäischen Verständigung bei. Die Jugendlichen suchen nach gemeinsamen Lösungen in Umweltfragen, bei der sozialen Gerechtigkeit oder der Jugendarbeitslosigkeit. Gerade in Zeiten aufkommenden Nationalismus in Europa wird es unsere besondere Aufgabe sein, durch internationale Begegnungen und Jugendaustausch-Programme das Verständnis für andere Menschen und Regionen zu ermöglichen und zu fördern. Es ist unsere Pflicht und Chance, die Wege zu ebnen, auf denen Europa sich weiterbewegen wird.
Gibt es weitere Projekte, um den Austausch zwischen Mayenne und Schwaben fortzuführen?
Martin Sailer: Seit 2002 betreibt der Bezirk Schwaben die Internationale Jugendbegegnung „Vier Regionen für Europa“ mit seinen Partnerregionen Mayenne (Frankreich), Suceava (Rumänien) und Czernowitz (Ukraine). Sie findet abwechselnd jedes Jahr in einem der Länder statt. Kern dieser Begegnung ist ein U-16 Fußball-Turnier mit vier Mannschaften. Seit 2010 vervollständigt ein kulturelles Projekt des Gastgebers die Treffen. Neben dem sportlichen und kulturellen Austausch erkunden die Jugendlichen bei gemeinsamen Ausflügen gemeinsam die jeweilige Region und finden bei Spiel und Freizeit viele Möglichkeiten, um sich Grenzen übergreifend kennenzulernen.
Daneben ist es uns auch ein wichtiges Anliegen, die Begegnungen in den Partnergemeinden, Schulen sowie Vereinen und den Jugendaustausch entsprechend zu fördern.
Ich hoffe deshalb, dass wir unsere gemeinsame Zusammenarbeit auch in Zukunft so erfolgreich gestalten können und sich die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Regionen weiter vertiefen. Dies ist unser Beitrag zur Völkerverständigung und zum Frieden in Europa.