Die Ausstellung „Spalierobstanbau in Schwaben“ im Spaliergarten des Bauernhofmuseums Illerbeuren zeigt, wie sich Obst „erziehen“ lässt, und dass Spaliere eine alte Tradition in Schwaben haben
Der museumseigene Spaliergarten, der seit 2006 existiert, war bislang für die Besucherinnen und Besucher nur ein Schaugarten. Mit der nun eröffneten ersten landwirtschaftlichen Outdoor-Ausstellung, konzipiert und umgesetzt von Kurator David Kemmer, erzählt dieser besondere Garten endlich mehr von sich, und wie es zu jenen architektonischen Obstgebilden überhaupt kommt. Das Anliegen von David Kemmer ist es, die Menschen anhand dieser Ausstellung in ihrem Staunen abzuholen und Antworten auf die offenen Fragen zu geben. Der Besucher im Bauernhofmuseum.
Illerbeuren kann beim Schlendern durch diesen Garten „eine kleine Zeitreise machen, bei der ein Kulturphänomen erklärt wird, das unsere schwäbische Landschaft geprägt hat“, so Kemmer. Und weil beim Obst ohne Bienen nichts läuft, war es nur schlüssig und sinnfällig auch das sogenannte Bienenhaus Böhen, welches 1997 in Besitz des Museums kam, originalgetreu zu restaurieren und es nun wieder den Museumsbienen zu übereignen.
Wenn Baum, Mensch und Zeit zusammenkommen Es braucht im Leben für Alles immer das Zusammentreffen und das Zusammenwirken mehrerer Kräfte: So bieten Spaliere die Möglichkeit, auf engstem Raum hochwertiges Obst heranzuziehen. Zugleich sind Spaliere ästhetische Gestaltung von Fassaden und schützen diese auch noch. Es braucht dazu jedoch die Zuwendung, Pflege sowie die (handwerkliche) Fertigkeit des Menschen, dass die Natur uns ihre unerschöpflichen Qualitäten wie Aroma, Süße, Schönheit bereitwillig zur Verfügung stellt. Und sicherlich, dazu braucht es unsererseits auch Geduld und Fleiß. Deshalb hob vermutlich Michael Helfert, der Stv. Unterallgäuer Landrat, bei seiner Begrüßung nicht ohne Grund (wenn auch mit einem Schmunzeln) gewisse ähnliche Wesenszüge zwischen den „Unterallgäuern“ und den „Bienen“ hervor. „Auch wir sind fleißig, halten zusammen und sind bisweilen stachelig, wenn es eben drauf ankommt.“ Weiterhin machte Helfert auf den Schwäbischen Bienenvater, Pfarrer Kneipp, aufmerksam, der ein tatkräftiger Pionier der professionellen Bienenzucht in Schwaben war und auch in diesem Gebiet darauf bedacht war, mit Güte im Umgang mit allen Wesen zu sein, alles sorgsam zu prüfen und stets nur das Beste zu behalten.
Aufdecken – erhalten – fördern Dieser Dreiklang steht für den Bezirk Schwaben und dessen Selbstverständnis. Anlässlich der Ausstellungseröffnung hob die Bezirkstagsvizepräsidentin, Barbara Holzmann, hervor, dass die Erhaltung von Kulturgut die zentrale Aufgabe des Bezirks darstellt. Und dazu zählt eben auch die Erhaltung von alten schwäbischen Obstsorten, wie es im Bauernhofmuseum Illerbeuren und mit exklusiv wissenschaftlichem Fokus in der Versuchsstation für Obstbau Schlachters in Sigmarszell passiert. Dem Bezirk Schwaben ist es ein Anliegen, immer wieder über seine Förderung und Projektunterstützung deutlich zu machen, welch reiches tradiertes und wieviel wandelbares neues Potenzial in Schwaben steckt. Und dass Spalierobstanbau zukunftsfähig und -weisend ist, weil sich die Sinnhaftigkeit dieser Art von Obstanbau in heutigen Zeiten wieder mehr als aufdrängt, wurde nicht nur den Gästen an diesem Tag deutlich; sondern das wird sich auch den künftigen Besucherinnen und Besuchern des Spaliergartens im Museum erschließen.
Ernten heißt danken Das Danken zog sich wie ein roter Faden durch die Ansprache der Stv. Museumsleitung, Gudrun Thiel. Und tatsächlich ist es letztlich die Klammer um das große Ganze. Man erntet was man sät – eben das, was man von sich selbst an Einsatz in eine Sache, in ein Projekt hineingibt. Gleichzeitig braucht es immer mehrere Qualitäten und Personen, dass etwas gelingt und buchstäblich Früchte trägt.
Und so auch bei dieser Ausstellung: Ohne Sonne und Regen, ohne die Bestäubung der Bienen, ohne den Zuschnitt des Gärtners, ohne die Ideen des Wissenschaftlers, ohne jene (Mitarbeiter) Hand hier oder dort würde der Garten nicht blühen und wir könnten am Ende nicht ernten. Dass der Eröffnungssonntag zugleich Erntedanktag war somit ein zusätzliches stimmiges Zusammentreffen. Kurzum: Alles eine runde Sache. Denn sogar ein „eckig“ disziplinierter Spalierbaum fügt sich und verschmilzt mit der Hauswand über Jahrzehnte hinweg schlussendlich zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk mit runder Frucht.
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