Die Baustelle steht unter einem guten Stern

11. Oktober 2022: Die Bezirkskliniken Schwaben feiern Richtfest für ein neues Heim für seelische Gesundheit in Günzburg. Das 12,5-Millionen-Euro-Projekt liegt nicht nur im Zeitplan, sondern auch im Kostenrahmen.
Richtfest beim "Heim für seelische Gesundheit" Foto: Georg Schalk - Bezirkskliniken Schwaben

Mit Richtkrone vor einer imposanten Baustelle: (von links) Vorstand Prof. Alkomiet Hasan, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Wolfram Firnhaber, Geschäftsleiter Gerhard Becker, der ehemalige Vorstandsvorsitzende Thomas Düll, der künftige Leiter des Heims, Wolfgang Schmal, Vorstandsvorsitzender Stefan Brunhuber (alle Bezirkskliniken), Bezirkstagspräsident Martin Sailer, Architektin Susanne Dövener, Verwaltungsrat Dr. Gerhard Ecker, Verwaltungsrätin Stephanie Denzler sowie die Krankenhausreferentin des Bezirks, Sonja Treffler. Bild: Georg Schalk, Bezirkskliniken Schwaben

Die Bezirkskliniken Schwaben haben für ihr Pflegeheim für seelische Gesundheit in Günzburg Richtfest gefeiert. Auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses (BKH) entsteht nahe der Reisensburger Straße ein Pflegeheim für 48 chronisch psychisch kranke Bewohnerinnen und Bewohnern, die hier auf zwei Stockwerken jeweils in Einzelzimmern leben sollen. Fertig sein soll das Gebäude voraussichtlich Ende des Jahres 2023. Die Bezirkskliniken investieren für das Pflegeheim, das zu ihrem außerklinischen Bereich „Wohnen und Fördern“ gehört, etwa 12,5 Millionen Euro in Eigenregie. Das hat seinen Grund, wie bei der Hebauffeier deutlich wurde.

„Wir haben drei Schleifen mit dem Ministerium gedreht“, sagte Bezirkstagspräsident Martin Sailer. Als sich herausstellte, dass jeder Anlauf, um ins Förderprogramm zu kommen, vergeblich war, habe der Verwaltungsrat der Bezirkskliniken beschlossen, das dringend notwendige Projekt ohne staatliche Förderung anzupacken. Es sei ein „ganz klares Bekenntnis zu Wohnen und Fördern“, betonte Sailer und ergänzte: „Wir investieren das für die uns anvertrauten Menschen.“ Der Ort – das Heim entsteht anstelle des ehemaligen „Haus Olympia“ – werde wieder mit Leben erfüllt. Ein offenes Konzept ermögliche den künftigen Besuchern, niederschwellig vor Ort zu sein, so Sailer. Mit Hilfe eines Transpondersystems können sich die Bewohnerinnen und Bewohner im Rahmen ihrer Möglichkeiten dann frei bewegen und auch den Garten nutzen, der entstehen wird. Gäste und Besucher können das Haus jederzeit betreten und direkt auf die Wohnebereiche gehen.

„Wir werden keinen geschlossenen Bereich mehr haben. Das Pflegeheim soll ein Haus der Begegnung werden“, ergänzte Gerhard Becker, Geschäftsleiter von Wohnen und Fördern und zugleich Einrichtungsleiter am Standort Günzburg. Einen kleinen politischen Seitenhieb verkniff er sich nicht. Aufgrund der in Aussicht gestellten und letztlich nicht erhaltenen Förderung habe er nach mehrjähriger Verschiebung nicht mehr an die Baumaßnahme geglaubt, so Becker. „Dank des Beschlusses unseres Verwaltungsrates unter Vorsitz von Herrn Sailer bauen wir jetzt trotzdem. Ihnen einen herzlichen Dank!“. Der Geschäftsleiter sagte, er sei froh, dass die Unternehmenspolitik der Bezirkskliniken im Gegensatz zu manch anderer Politik gut funktioniere.
„Diese Investition ist ein gut angelegtes Geld“, stellte Vorstandsvorsitzender Stefan Brunhuber fest, „der Bedarf ist da“. Das Richtfest sei eine Premiere in der Geschichte von Wohnen und Fördern der Bezirkskliniken. Wegen der Corona-Pandemie habe man im Frühjahr 2022 sowohl auf einen symbolischen Spatenstich als auch auf eine Grundsteinlegung verzichtet. Stattdessen nun eine Hebauffeier. „Die Veranstaltung heute ist in erster Linie ein Fest der Handwerker und der beteiligten Firmen“, so Brunhuber.
Auch wenn die Zeit vor dem Baubeginn, wie beschrieben, nicht immer reibungslos verlief, so scheint die Baustelle selbst unter einem besonders guten Stern zu stehen. Das betonten alle Redner unisono. Für alle Beteiligten – vom Planer über die Handwerksfirmen bis hin zur Bauleitung und Objektüberwachung – gab es viel Lob. Das Resultat: Das Vorhaben liegt nach Aussagen des Vorstandsvorsitzenden nicht nur gut im Zeitplan, sondern auch „einigermaßen im Kostenbudget, was in diesen Zeiten sicherlich außergewöhnlich ist“, so Brunhuber. „Es passt menschlich, und deshalb dürfen wir heute den tollen Baufortschritt sehen.“ Bezirkstagspräsident Sailer zeigte sich ebenfalls erfreut. Er rief den Handwerkern und Planern zu: „Ihr habt bisher einen ganz, ganz tollen Job gemacht.“ Besonders hervorgehoben wurde die gute Arbeit des Günzburger Bauunternehmens Bendl sowie der Planer des Büros „kreuger wilkens architekten“ (Stuttgart), Udo Kreuger, Sonja Bänsch und Susanne Dövener. Dövener und Frank Tomcala (Polier Firma Bendl) trugen den Richtspruch vor. Ihr erstes Prosit stießen sie auf die Bauherren an, ihr zweites auf die Planer und ihr drittes auf die Handwerksleute.

Unter den gut 70 Anwesenden waren nicht nur die Verwaltungsräte Stephanie Denzler und Dr. Gerhard Ecker, sondern auch dritter Bürgermeister Anton Gollmitzer und die evangelische Pfarrerin Ulrike Berlin. Besonderheit am Rande: Zu den Nachbarn, die der Einladung zum Richtfest folgten, zählten auch zwei bekannte Führungskräfte aus dem Kreis des BKH: der bereits erwähnte Gerhard Becker und der ehemalige Leitende Ärztliche Direktor des Standortes, Prof. Dr. Thomas Becker, jeweils mit ihren Frauen. Beide Eheleute übrigens weder miteinander verwandt noch verschwägert.

Gerhard Becker entschuldigte sich bei den Nachbar für die Lärmbelästigung, bedingt durch die Baustelle. „Ich kann Ihnen allerdings sagen, ich bin ebenso direkt betroffen und freue mich über diese Geräusche. Denn dann weiß ich: Es tut sich was, um bedürftigen und betroffenen Menschen aus der Umgebung hier ein neues modernes Zuhause zu erschaffen“, sagte der Geschäftsleiter. Seit gut 30 Jahren begleite er diverse Bauvorhaben. „In bisher so hervorragender Weise, muss ich sagen, habe ich das nicht in Erinnerung.“

Wenn alles weiterhin so gut läuft, werden in etwa einem Jahr die drei Wohngruppen vom Haus 50 in den Neubau Haus 56 ziehen. Was Bezirkstagspräsident Sailer freut, ist die Absicht der Verantwortlichen, dem neuen Heim den Namen „Haus Olympia“ zu geben. Das gleichnamige, inzwischen abgerissene Bauwerk hatte am Standort eine historische Bedeutung, weil es zu den Olympischen Spielen 1972 in München als mögliche Pockenstation errichtet wurde. Es musste als solches jedoch nie in Betrieb gehen.