"Die schwäbische Hausfrau - sparsam, sorgfältig und innovativ"; Tagung der Schwabenakademie Irsee am 4. und 5. Oktober
Unter dem Stichwort „Schwäbische Hausfrau“ wird heute deutschland- und europaweit um eine Wirtschafts- und Finanzpolitik gerungen, die nach Sparsamkeit, Grenzen der Ressourcen und finanzieller Tragfähigkeit fragt. Zugleich verweist es auf das alte Stereotyp der „schwäbischen Sparsamkeit“, die man zwar nicht beweisen kann, deren Bild gleichwohl das Selbstverständnis beeinflusst.
Die Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg haben auf ein Phänomen aufmerksam gemacht, das sich in allen Notzeiten zeigte: Die Ernährung und die Versorgung der Bevölkerung mit den Dingen des täglichen Bedarfs wurde im Lauf des Krieges immer schwieriger. Die meisten Nahrungsmittel waren rationiert, man suchte nach Ersatzstoffen. Ratgeberliteratur zum sparsamen Umgang mit den verfügbaren Ressourcen wurde verfasst.
Die Situation war nicht neu. Im ländlichen Bereich lebte man von den eigenen Erzeugnissen, verwendete sie, solange sie brauchbar waren, und verwertete sie restlos. Bis in die 1920er Jahre gab es keinen Müll, da keiner anfiel.
Seit den 1960er Jahren wird weltweit über die Grenzen des Wachstums und der natürlichen Rohstoffe diskutiert. In den 1980er Jahren wurde in der Abfallwirtschaft die Kreislaufwirtschaft zum Leitbild.
Die Tagung fragt nach der Ökonomie des bäuerlichen Haushalts, dem historischen Luxus und Konsum, den aus der Not erfundenen Ersatzstoffe und Verfahren, nach Abfall und Wertstoffen sowie Wiederverwertbarkeit und energetischer Bilanz. Letztlich können uns die Erfahrungen der Vergangenheit Hinweise und Anregungen für heute geben.
Programm
Dienstag, 4. Oktober 2016
10.00 Uhr
Dr. Markwart Herzog, Direktor der Schwabenakademie Irsee: Begrüßung
10.10 Uhr
Dr. Peter Fassl, Heimatpfleger des Bezirks Schwaben, Augsburg: Einführung in das Thema der Tagung
10.30 Uhr
Prof. Dr. Wolfgang Wüst, Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Hausfrauliche Tugenden – Sparsamkeit, Sorgfalt, Sauberkeit und Schnelligkeit im Spiegel „guter“ Policey-Ordnung
11.00 Uhr
Felix Guffler, B.A., Biberbach/Augsburg: Die bäuerliche Subsistenzwirtschaft in Bayerisch-Schwaben im Spiegel schwäbischer Dorfordnungen
11.30 Uhr
Dr. Eberhard Pfeuffer, Mitglied des Naturschutzbeirates der Stadt Augsburg: Ökologie und angepasste Landnutzung am Beispiel der Lechfeldheiden
12.00 Uhr
Diskussion
12.30 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Dr. Peter Fassl, Heimatpfleger des Bezirks Schwaben, Augsburg: Der Nahrungsspielraum der „kleinen“ Leute auf dem Land nach autobiographischen Zeugnissen
14.30 Uhr
Wolfgang Ott, M.A., ehemaliger Leiter des Heimatmuseums Weißenhorn: Sparsames Wirtschaften im ländlichen Bereich, Beispiele aus Ostschwaben
15.00 Uhr
Dr. Johann Kirchinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte, Universität Regensburg: Die Erfindung des bäuerlichen Familienbetriebes im Kampf um die landwirtschaftlichen Ressourcen in der Industriegesellschaft
15.30 Uhr
Diskussion
16.00 Uhr
Kaffeepause
16.15 Uhr
Corinna Malek, M.A., wissenschaftliche Volontärin, Heimatpflege des Bezirks Schwaben, Augsburg: Ersatzstoffe und Ersatzmittel während des Ersten Weltkriegs
16.45 Uhr
Dr. Karl Borromäus Murr, Leiter des Staatlichen Textil- und Industriemuseums Augsburg: Textile Ersatzstoffe im Zeitalter der Weltkriege am Beispiel der schwäbischen Textilindustrie
17.15 Uhr
Amanda Natterer, Augsburg: Augsburger Initiativen zum sparsamen Umgang mit Ressourcen
17.45 Uhr
Diskussion
19.00 Uhr
Abendessen
Mittwoch, 5. Oktober 2016
9.00 Uhr
Simon Kotter, M.A., wissenschaftlicher Volontär am Freilandmuseum Bad Windsheim: Bauwerke als Rohstoffquellen – Wiederverwendung von Baumaterial am Beispiel des Schlosses Binswangen
9.30 Uhr
Dipl.-Ing. Julia Ludwar, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Leiterin des Bauarchivs Thierhaupten: Wiederverwendung von Baumaterialien. Ein Beitrag zur Denkmalpflege
10.00 Uhr
Diskussion
10.15 Uhr
Kaffeepause
10.30 Uhr
Dipl.-Ing. Frank Lattke, Architekt, Vorsitzender des BDA Kreisverband Augsburg-Schwaben, Augsburg: Holzbau – eine noch wenig genutzte natürliche Ressource
11.00 Uhr
Dipl.-Ing. Andreas Thaler (FH), Geschäftsführer der „Andreas Thaler & Co. Kies- und Sandwerk OHG“, Augsburg: Baustoffrecycling heute am Beispiel des Kies- und Sandwerks Thaler
11.30 Uhr
Diskussion
12.00 Uhr
Mittagessen
13.30 Uhr
Prof. Dr. Marita Krauss, Lehrstuhl für europäische Regionalgeschichte sowie bayerische und schwäbische Landesgeschichte, Universität Augsburg: Leben in der Mangelgesellschaft. Hausfrauentipps nach 1945
14.00 Uhr
Dipl.-Kfm. Dirk Matthies, Geschäftsführer der „AVA Abfallverwertung Augsburg GmbH“, Augsburg: Die Abfallverwertung Augsburg
14.30 Uhr
Diskussion
14.45 Uhr
Dr. Volker Zepf, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ressourcenstrategie, Universität Augsburg: Wiederverwertbarkeit. Möglichkeiten und Grenzen am Beispiel von Elektrogeräten
15.15 Uhr
Verena Jaschke, B.A., Pfaffenhofen a. d. Roth: Nachhaltigkeit bei Lebensmitteldiscountern
15.45 Uhr
Schlussdiskussion
ca. 16.00 Uhr
Ende der Tagung
Konzeption & Tagungsleitung
Dr. Peter Fassl, Heimatpfleger des Bezirks Schwaben, Augsburg
Veranstalter
Heimatpflege des Bezirks Schwaben
Schwabenakademie Irsee
Anmeldungen
Schwabenakademie Irsee,
Klosterring 4,
87660 Irsee
Tel. 08341 906-661,
www.schwabenakademie.de
Kontakt
Dr. Peter Fassl,
Bezirk Schwaben,
Heimatpflege,
Prinzregentenstr. 8,
86150 Augsburg
Tel. 0821 3101-309
Hinweis
Die Tagung dient der Vorbereitung einer Ausstellung zum Thema, die 2017 im Schwäbischen Volkskundemuseum Oberschönenfeld stattfindet.