Ein Herz für Fledermäuse: Zuschuss des Bezirks führt zu einem bayernweiten Vorzeigeprojekt
„Die jungen Zwergfledermäuse sind zu dieser Jahreszeit auf der Suche nach neuen Quartieren für den Winter und das nächste Jahr. Bei gekippten Fenstern können sie einfliegen, finden aber nicht mehr raus“, meint Claudia Weißschädel. Die junge Frau, ehrenamtlich für den Fledermausschutz Augsburg tätig, wusste Abhilfe: Sie sammelte die flugfähigen Säugetiere ein und entließ die gesunden, unverletzten Flattermänner nachts wieder in die Freiheit.
Solche Aktionen sind für Claudia Weißschädel keine Seltenheit. Und dass unter den Tieren, die sie abholt, oftmals auch verletzte Fledermäuse sind, kommt ebenfalls häufig genug vor. Sie werden dann von den Vereinsmitgliedern in deren Privatwohnungen wieder aufgepäppelt, manchmal monatelang. Das aber soll nun - und dies nicht zuletzt auch durch einen Anstoß des Bezirk Schwaben - anders werden: Auf Gut Morhard in Königsbrunn (Landkreis Augsburg), einem Gnadenhof für Tiere, die zuvor nicht artgerecht gehalten wurden, entsteht derzeit eine Fledermaus-Auffangstation. Diese „Reha-Klinik“ für Fledermäuse, die so verletzt sind, dass sie längerfristig nicht flugfähig sind, wird erst die dritte Station dieser Art in Bayern sein.
Fledermäuse sind allgemein in ihrem Lebensraum gefährdet. Von den 25 heimischen Arten sind mittlerweile mehrere vom Aussterben bedroht. Ein Anliegen des Vereins „Fledermausschutz Augsburg“ ist es, über diese Situation zu informieren und vor allem der Öffentlichkeit aufzuzeigen, wie man den Tieren helfen kann. 2018 wurde dies vom Bezirk Schwaben mit Fördermitteln für Umweltbildung, die das Naturmuseum Königsbrunn als Projektträger erhielt, unterstützt. „Wir müssen regional noch mehr Aufmerksamkeit für die Belange des Umweltschutzes wecken“, betont Bezirkstagspräsident Martin Sailer, „denn da kann jeder direkt und vor Ort schon wertvolle Beiträge leisten.“ Umweltbildung, die Menschen aus allen Generationen erreicht, sei dafür elementar. „Und gerade am Beispiel eines heimischen Tieres, das ohne das Engagement Ehrenamtlicher sonst vielleicht einfach still und heimlich verschwindet, weckt man das Interesse an unserer Natur“, so Sailer.
Gemeinsam mit Günther Groß, der ehrenamtlich auch das Naturmuseum Königsbrunn aufgebaut hat, hatte Claudia Weißschädel bereits schon Ideen für Umweltbildungsmaßnahmen entwickelt. „Fledermäuse interessieren, sie sind sozusagen ein Zugpferd in Sachen Umweltbildung“, so Günther Groß, „aber am wirksamsten ist es immer, wenn man den Menschen auch etwas zeigen kann.“ So entstand die Idee einer begehbaren Auffangstation auf Gut Morhard. Den Kontakt zum Tierschutzverein, der Träger des Tierparadieses ist, stellte Günther Groß her. Besucher können durch Guckfenster und an Bildschirmen die Reha-Patienten, die dort künftig unterkommen sollen, beobachten, zusätzlich wird viel Informatives über Fledermäuse vermittelt. Ein Vorteil das Standortes ist es, so Claudia Weißschädel, „dass sich täglich Tierpfleger hier mit um die Fledermäuse kümmern, das sichert eine professionelle Pflege und entlastet uns Ehrenamtliche vom Verein sehr.“
Dass so ein Projekt jedoch auch ungleich mehr kostet als eine Reihe an Vorträgen und sonstigen Maßnahmen, ist auch klar. Die beiden Fledermausschützer sind daher derzeit auch in Kontakt mit weiteren Kommunen und mit Sponsoren. Beim Bezirk stellten sie das Projekt der Auffangstation im Bau-, Umwelt- und Energieausschuss vor, „auch um zu zeigen, was für eine weitere gute Idee aus der ursprünglichen Förderung heraus entstanden ist“, so Günther Groß.
Weitere Informationen: www.fledermausschutz-augsburg.de