Ein Jahr RPK Günzburg: Facheinrichtung hat sich etabliert
Das liege vor allem am großen fachlichen Engagement der zehn Mitarbeitenden. Martina Bronold, Einrichtungsleiter der RPK Schwaben, nannte Zahlen. Zwölf Rehabilitanden hätten die Reha in Günzburg bereits abgeschlossen, 17 seien aktuell im Haus. „Die Räume sind sehr schön renoviert und neu ausgestattet worden. Hier kann man sich wohlfühlen“, stellte Bronold fest. In der Günzburger RPK werde ein vielfältiges Angebot für Rehabilitanden zur Verfügung gestellt.
Mit einer ganztägigen Veranstaltung wurde das einjährige Bestehen gefeiert. Eingeladen waren überwiegend Netzwerker und Kooperationspartner der RPK, wie Sozialdienste der Bezirkskliniken, Sozialpsychiatrische Dienste, gesetzliche Vertreter der Rehabilitanden und Kostenträger (Krankenkassen, Deutsche Rentenversicherung und die Agentur für Arbeit). Unter den Gästen waren auch Prof. Mattias W. Riepe, stellvertretender Leitender Ärztlicher Direktor des BKH, und Albert Riedelsheimer, Mitglied des Verwaltungsrates der Bezirkskliniken. Die mehr als 30 Anwesenden erfuhren, dass die RPK Schwaben zu den Bezirkskliniken Schwaben gehört und zwei Standorte hat: Kempten und Günzburg. In Kempten bietet die Einrichtung seit 31 Jahren zielgerichtete und bewährte Rehabilitation für psychisch kranke Menschen an. Übergeordnetes Ziel dabei ist die Wiedereingliederung in den Alltag und ins Berufsleben.
Der Verwaltungsrat traf im Juli 2020 die Entscheidung, zusätzlich zum etablierten Standort im Allgäu eine Einrichtung der RPK in Nordschwaben ins Leben zu rufen. „Unser Ziel ist es, ein offenes Angebot für ganz Schwaben zu bieten“, sagte Graf, der zugleich Geschäftsführer des Therapiezentrums Burgau ist. Im Februar 2022 fiel der Startschuss für 20 ganztägig ambulante Plätze in Günzburg. Diese befinden sich auf dem Gelände des Bezirkskrankenhaues (BKH). Damit wurden in Nordschwaben die Zugangsmöglichkeiten zur psychiatrischen Rehabilitation erweitert und die Basis zur Entwicklung individueller Lebensperspektiven geschaffen.
Es sei gelungen, eine kleine Einrichtung mit einem individuellen Angebot für die Rehabilitanden zu etablieren, betonte Martina Bronold. „Wir fragen uns in jedem Einzelfall: Welcher Mensch steht vor uns? Was benötigt er? Und wie können wir das als Team organisieren?“ Wie die Einrichtungsleiterin informiert, können die drei Arbeitsbereiche kaufmännisch, Holz- und Metallverarbeitung durchgängig besetzt werden, der Elektrobereich fehle noch. Bronold ist seit 1991 – also von Anfang an – dabei und wird zum Jahresende in den Ruhestand gehen.
Einen tiefen und sehr informativen Einblick in die psychiatrische Rehabilitation in Deutschland gab Stefanie Heyer. Die Diplom-Psychologin aus Halle (Saale) ist Einrichtungsleiterin der RPK Sachsen-Anhalt und Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft RPK. Ihren Ausführungen zufolge gibt es bundesweit knapp 70 RPKs mit etwa 2000 Plätzen. „Das ist lächerlich wenig. Zum Vergleich: Die medizinische Reha hat mehr als 160.000 Plätze“, sagte sie. Stefanie Heyer kritisierte zudem, dass es bei der psychiatrischen Reha noch kaum Angebote für Jugendliche gibt. An die Kooperationspartner appellierte sie: „Denken Sie an die Reha über die Akutbehandlung hinaus, an Teilhabe!“. Rehabilitation lohne sich, sie sollte eigentlich Standard sein, so die Referentin.