Ein Krisendienst soll frühzeitige Hilfen anbieten und seelische Krisen vermeiden helfen - Koordination liegt beim Bezirk Schwaben
Um Menschen in seelischen Notlagen künftig schnell und unbürokratisch helfen zu können, sieht das neue „Bayerische Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz", kurz BayPsychKHG, nun flächendeckende Krisendienste vor. „In Schwaben befassen wir uns schon seit längerer Zeit mit der möglichen Umsetzung in der Region und haben bereits erste Vorbereitungen getroffen", erläutert dazu Maximilian Monzer, Leiter des Kompetenzzentrums Schwäbische Sozialpsychiatrie beim Bezirk Schwaben.
So ist die Einrichtung einer Leitstelle, die rund um die Uhr erreichbar sein muss, eine Voraussetzung für die Krisenversorgung. Der Auftrag zu deren Aufbau ging vor einigen Wochen an das Kommunalunternehmen des Bezirks, die „Bezirkskliniken Schwaben". Dort sollen die Anrufe der Hilfesuchenden eingehen und die Leitstelle wird dann künftig Hilfe anbieten und gegebenenfalls mobile Krisenteams, die vor Ort tätig werden können, einschalten.
„Wie sich diese mobilen Teams zusammensetzen und wo sie in den Landkreisen verortet werden, dies befindet sich derzeit alles in der Aufbau- und Planungsphase", so Walburga Bram-Kurz. Die Sozialpädagogin und ausgebildete Supervisorin ist seit einigen Wochen als Koordinatorin für den Aufbau des schwäbischen Krisendienstes beim Bezirk Schwaben tätig. „Die ersten Konzepte zu solch einem Dienst gibt es in verschiedenen Regionen schon sehr lange", sagt die 51-jährige, „und ich bin begeistert, dass ich nun bei der Realisierung in Schwaben mitwirken kann."
Aus ihrer beruflichen Erfahrung heraus weiß sie: „Krisen treten bei seelisch verletzten Menschen auch nachts oder an den Wochenenden auf, häufig dann, wenn sozialpsychiatrische Hilfsangebote nicht erreichbar sind." Daher soll der schwäbische Krisendienst keine neue Parallelstruktur abbilden, sondern eine echte Ergänzung zum bestehenden Hilfesystem sein: Rund um die Uhr und täglich telefonisch erreichbar, aber auch mit der Möglichkeit, Menschen vor Ort, beispielsweise in ihrer Wohnung, aufzusuchen und ihnen im Bedarfsfall die passenden Hilfsangebote zu vermitteln.
„Die Möglichkeit, frühzeitig zu helfen, bringt viele Vorteile", schildert Walburga Bram-Kurz. „In erster Linie kann der Krisendienst deeskalierend wirken, das heißt beispielsweise, dass viele Zwangseinweisungen vermieden werden können, dass präventiv geholfen werden kann und frühzeitig die passende Versorgung für den betroffenen Menschen gefunden wird." Drei Jahre hat der Gesetzgeber den Bezirken Zeit gegeben, um die einzelnen Bausteine für die Krisendienste in den Regionen umzusetzen. Walburga Bram-Kurz kann sich dabei auf das gute Netz an Gemeindepsychiatrischen Verbünden (GPV), das im Bezirk Schwaben bereits besteht, stützen. Überhaupt steht Netzwerkarbeit momentan ganz oben auf der Agenda: „Wir arbeiten bei Aufbau des Krisendienstes natürlich eng mit den Trägern bestehender Einrichtungen, mit den Kliniken, mit anderen Behörden, mit der Polizei, der Rettungsleitstelle und vielen anderen Akteuren zusammen", so Walburga Bram-Kurz.
Wichtig sei es auch, die Erfahrung von betroffenen Menschen mit einzubinden. Davon weiß die Koordinatorin auch durch ihre früheren beruflichen Stationen - unter anderem war sie im Akutbereich des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, für das Wohnen in Gastfamilien und im Bereich „Wohnen und Fördern" tätig sowie im stationären Wohnen. Dass der Krisendienst dazu beitragen kann, auf lange Sicht vielen Menschen auch präventiv zu helfen und durch die Vermeidung eskalierender Situationen auch der Stigmatisierung psychisch Kranker entgegenwirken kann, davon ist Walburga Bram-Kurz zutiefst überzeugt. „Daher freue ich mich einfach sehr, dass ich hier als Koordinatorin zur Realisierung eines Projektes beitragen kann, dass vor Jahren noch als Utopie galt."