Erster schwäbischer Fischotterzaun: Fischereihof Salgen sperrt den Otter aus

Ende Januar 2025 wurde der erste Fischotter im Mindeltal gesichtet. Gerade rechtzeitig sichert der Schwäbische Fischereihof Salgen seine Zucht mit einem Schutzzaun. Rund 140.000 Euro hat der Bezirk Schwaben in den aufwändigen Zaun investiert, den er am vergangenen Dienstag zusammen mit seiner Fischereifachberatung öffentlich präsentierte. „Der Fischotter soll seinen Platz in unserer Gewässerlandschaft haben“, sagte der weitere Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten und Bezirksrat, Alfons Weber, bei der feierlichen Vorstellung. „Seine Ausbreitung darf jedoch nicht auf Kosten anderer seltener Arten und unserer heimischen Fischerei- und Teichwirtschaft erfolgen.“
Vor zahlreichen Gästen betonte der Schwäbische Fischereifachberater Dr. Oliver Born die Herausforderungen, vor die der Otter sowohl Zuchtbetriebe als auch die Gewässerwelt stelle: „Der Otter wird auch Schwaben vollständig besiedeln. Seine Ausbreitung bedroht nicht nur Fischzuchten, Teichwirtinnen und Teichwirte in ihrer Existenz, sondern auch die Bestände ohnehin gefährdeter Fischarten wie Huchen, Nasen oder Äschen und anderer geschützter Tierarten wie Muscheln, Krebse oder Amphibien. Hier ein Gleichgewicht zu finden, kann nur durch gezieltes Otter-Management gelingen.“ Auf diese Herausforderungen gelte es zu reagieren, bekräftigte der Fischereireferent des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (BStMELF), Dr. Reinhard Reiter. Wie ein Zaun die Bestände der Teichwirtinnen und -wirte vor dem Wassermarder bewahren kann, stellte wiederum der Fischotterberater für Niederbayern, Oberbayern und Schwaben, Florian Baierl, vor.
Der rund 620 Meter lange Schutzzaun des Schwäbischen Fischereihofs in Salgen ist der erste seiner Art in Bayerisch-Schwaben, wie die Leiterin des Lehr- und Beispielbetriebs Isabell Schwegel erklärte. Seine Gitter sind 50 Zentimeter tief in die Erde eingelassen. Dadurch ist es dem Otter unmöglich, sich von unten durchzugraben. Oben am Zaun verlaufen drei Reihen Elektrolitzen, die den Räuber – ähnlich einem Weidezaun – durch einen Stromstoß abschrecken.
Für Forellenzüchterinnen und -züchter könne eine derartige Maßnahme eine Lösung sein, betonte der weitere Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten Alfons Weber. So erhalten Privatleute für eine derartige Investition bis zu 60 Prozent der Förderkosten vom Freistaat und der Europäischen Union. Ein Allheilmittel gegen den Otter sei ein Zaun allein jedoch nicht, sagte Weber. Er hoffe, dass die heutige Veranstaltung dazu beitrage, auch „andere Abwehrmaßnahmen ohne ideologische Scheuklappen zu diskutieren“.
Dank strenger Schutzmaßnahmen breitet sich der Fischotter seit den 1990er-Jahren über Österreich und Tschechien in Bayern aus. Der Marder mit der breiten Nahrungspalette ist ein geschickter Jäger, der in Zuchtbetrieben und Teichanlagen große wirtschaftliche Schäden anrichten kann. In Nordbayern haben bereits einige Karpfenteichbetriebe wegen des Fischotters aufgegeben. Dabei gingen auch die Teiche verloren, die wertvolle Biotope für gefährdete Amphibien darstellen. Auch in bestimmten freien Gewässerabschnitten wie Laichplätzen kann der Otter zur Bedrohung für gefährdete heimische Fischarten werden.