Fachtag für Pflegende an der Allgäu Akademie: Nichtstun kann auch sinnvoll sein
Zum 14. Mal hat die Allgäu Akademie am Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren einen Fachtag für Pflegende in der Alterspsychiatrie veranstaltet. Mit 170 Teilnehmern aus allen Bereichen des Gesundheitswesens war es erneut der größte Fachtag zum Thema Demenz im Allgäu. Für die Betreuung von Menschen mit Demenz gibt es mittlerweile unzählige Konzepte. Doch helfen diese vielen therapeutischen Möglichkeiten wirklich weiter? Oder ist es nicht wichtiger, die Demenzkranken so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung wohnen zu lassen?
Unter dem Motto „Demenz mit allen Sinnen – aber was macht wirklich Sinn?" beschäftigten sich die Teilnehmer mit verschiedenen Konzepten zur Pflege von Demenzkranken. Im ersten Vortrag des Tages unterstrich Pflegewissenschaftler Ansgar Schürenberg anhand von vielen eindrücklichen Fallbeispielen den Sinn der basalen Stimulation in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Denn was bleibt, wenn der Verstand geht, sind die Sinne und Gefühle. Und genau hier liegen die Stärken des Konzeptes zur Anregung der basalen Sinneswahrnehmung, weil jeder Kontakt mit dementen Menschen, sei es bei der Grundpflege oder bei den Mahlzeiten, sinnlich-basal gestaltet werden kann. Dadurch entstehen völlig neue Wege der Kommunikation mit Demenzkranken.
Die zertifizierte Wohnberaterin Antje Holst vom Kompetenzzentrum Demenz in Schleswig-Holstein stellte Möglichkeiten der Wohngestaltung für Menschen mit Demenz vor. Der Lebensalltag im Alter ist ein Wohnalltag. Deshalb gehe es im Alter um ein Sich-zuhause-fühlen, egal ob mit oder ohne Demenz. Falls die gewohnte Umgebung verändert werden soll, sind laut Antje Holst drei Grundbedürfnisse zu beachten: Schutz und Sicherheit, Orientierung und Unabhängigkeit sowie Wohlbefinden und Behaglichkeit. Wie dies bei Demenzkranken umgesetzt werden kann, zeigte die Wohnexpertin in vielen anschaulichen Bildern.
Abschließend stellte Michael Schmieder, ehemaliger Leiter der Schweizer Demenz-Einrichtung Sonnweid und der wohl renommierteste Demenzexperte im deutschsprachigen Raum, einige provokante Thesen zum Sinn und Unsinn heutiger Betreuungsformen von Menschen mit Demenz zur Diskussion. Braucht es wirklich eine Aktivierung um jeden Preis? Die Einhaltung von Diätvorschriften bis zum Ende? Erinnerungsarbeit ohne Unterlass? Und ist Singen schon Musiktherapie? Er sprach sich für die Einfachheit statt immer neuer Therapiekonzepte aus. Nichtstun könne auch sinnvoll sein. „Deshalb sollten wir in der Betreuung wieder das Nichtstun lernen. Weniger ist manchmal mehr", meinte Schmieder.
Ein Höhepunkt dieser Fachtagung war der Auftritt von „Dein Theater" aus Stuttgart. Drei Schauspielerinnen zeigten zwischen den Vorträgen Unterhaltsames, Lustiges und Sinnliches aus ihrem neuen Programm: „Ewig und drei Tage – Alter als einziges Mittel für ein langes Leben". Die Teilnehmer zeigten sich mit diesem abwechslungsreichen Programm begeistert, was die vielen positiven Rückmeldungen zeigten.
Info: Weitere interessante Angebote zum Thema Demenz stehen im Jahresprogramm 2018 der Allgäu Akademie. Kontakt: Allgäu Akademie, Bettina Lukes, Telefon 08341/72-5703, E-Mail: info@allgaeu-akademie.de, Internet: www.allgaeu-akademie.de