Gedächtnisstörung kann auch eine Depression sein

13. Juli 2020: Immer wieder kommen ältere Patienten zu Univ.-Prof. Dr. Matthias Riepe ins Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg, weil sie, die Angehörigen oder der behandelnde Hausarzt festgestellt haben, dass eine gedrückte Stimmung oder eine nachlassende Gedächtnisleistung besteht.
Prof. Dr. Matthias Riepe in seinem Büro im Gespräch mit einem Patienten

Um eine fundierte Diagnose zu erhalten, ob ältere Patienten mit gedrückter Stimmung eher an einer Depression oder an einer Alzheimer-Erkrankung leiden, wendet das Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg seit langem erfolgreich eine liquorchemische Analyse an.

Die Diagnose der Ursache ist schwierig: Eine gedrückte Stimmung aufgrund einer Depression geht oft mit einer nachlassenden Gedächtnisleistung einher und bei einer nachlassenden Gedächtnisleistung aufgrund einer Demenzerkrankung ist beim Patienten häufig eine gedrückte Stimmung festzustellen.

Um die zutreffende Diagnose zu stellen, wendet die Abteilung für Alterspsychiatrie und Akutgeriatrie innerhalb des BKH regelmäßig eine liquorchemische Analyse an – und das seit vielen Jahren erfolgreich. Mithilfe einer Punktion wird vom Patienten das Nervenwasser gewonnen: Das ist die Flüssigkeit, die direkt das Zentralnervensystem umgibt. „Die einzelnen Bestandteile dieses Nervenwassers wie zum Beispiel die Eiweiße werden anschließend genau untersucht, vergleichbar einer Analyse des Blutes“, erläutert der Chefarzt. Auf diese Weise lasse sich dann häufig eine fundierte Diagnose erstellen und entscheiden, welche Therapie angewandt werden muss.

Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse von Prof. Riepe und seinem Günzburger Team wurden vor kurzem in der renommierten internationalen Online-Fachzeitschrift „PLOS one“ veröffentlicht. Sie basieren auf der retrospektiven Analyse von zirka 4000 Patientinnen und Patienten, die in den vergangenen fünf Jahren die Gedächtnissprechstunde am BKH Günzburg besucht haben.

Der 57-jährige Mediziner, der seit etwa zehn Jahren die Abteilung für Alterspsychiatrie und Akutgeriatrie am BKH leitet, erläutert: „Die Botschaft für die Öffentlichkeit lautet: Kognitive Beeinträchtigungen bei älteren Menschen mit Depression sind ein ernsthaftes Symptom, das vielfältige Ursachen haben kann und gründlich abgeklärt werden muss.“ Die Diagnostik dieser Patienten erfordert auch eine liquorchemische Analyse, so wie es im BKH Günzburg geschieht. Nur damit könne man bei älteren Menschen zuverlässig neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer-Erkrankung von einer Depression auseinanderhalten.

In diesem Zusammenhang weist Prof. Riepe auf das Angebot der Gedächtnissprechstunde am BKH Günzburg hin. Hier wird eine gründliche Untersuchung vorgenommen, wenn eine gedrückte Stimmung oder eine leichte Beeinträchtigung der Gedächtnisleistungen vorliegt. Neben den Standardtherapien wird auch die Teilnahme an Studien mit innovativen Medikamenten angeboten. Interessenten können sich bei der Abteilung für Alterspsychiatrie und Akutgeriatrie unter Telefon 08221 96-2355 melden.