Hoffnung für Menschen mit psychischen Erkrankungen
Menschen, die sich aktuell in einer psychischen Krise befinden, aber auch Personen, die schon seit mehreren Jahren von einer psychischen Erkrankung betroffen sind und jemanden zum Austausch auf Augenhöhe suchen, sind aufgerufen, mit dem Forschungsteam Kontakt aufzunehmen.
Menschen mit einer psychischen Erkrankung wieder Hoffnung zu geben, ihre Selbstbestimmtheit zu fördern und ihnen neue Möglichkeiten aufzuzeigen – das sind die Hauptanliegen von Peer-Begleitung. Hierbei wird Menschen mit einer psychischen Erkrankung ein(e) Peer-Begleiter/in zur Seite gestellt, die oder der ebenfalls eine psychische Erkrankung erfahren hat. Die Peer-Begleiter unterstützen Betroffene auf ihrem weiteren Genesungsweg, zum Beispiel in Form von zusätzlichen Gesprächsangeboten, Beratung im alltäglichen Umgang mit der Erkrankung und bei der Tagesplanung, Begleitung zu Arztterminen oder Angehörigengesprächen.
„Das Konzept der Peer-Begleitung ist eine international etablierte Behandlungsmethode. Sie basiert auf der Idee, dass Menschen, die selbst von psychischen Erkrankungen betroffen waren, aufgrund ihrer Erfahrungen genau wissen, wie es anderen Betroffenen gerade geht und wobei sie Hilfe brauchen könnten“, erklärt Prof. Dr. Bernd Puschner, Leiter der Sektion Prozess-Ergebnis-Forschung an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II des Universitätsklinikums Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg. „Menschen mit psychischer Erkrankung vertrauen sich eher jemanden an, der Ähnliches durchgemacht hat und bitten diese Personen offener um Hilfe“, so Prof. Puschner.
UPSIDES, so der Name des Forschungsprojekts, ist ein internationales Vorhaben, das in sechs Ländern auf drei Kontinenten durchgeführt wird. Das Projekt ist über fünf Jahre angelegt und wird gemeinsam von der Europäischen Union (EU) und der Global Alliance of Chronic Diseases (GACD) gefördert. Zentral koordiniert wird es von Prof. Puschner und den Mitarbeiterinnen der Forschungsabteilung der Psychiatrie II der Uni Ulm am BKH Günzburg.
Auch am Bezirkskrankenhaus Günzburg wurden 2019 Peer-Begleiter ausgebildet und in die bestehende psychiatrische Versorgung integriert. Das Training wurde von UPSIDES nach dem neuesten Forschungsstand entwickelt. Trainingsinhalte sind unter anderem Kommunikation (aktives Zuhören, Hoffnung vermitteln) und Ressourcenorientierung. Im Anschluss an das Basistraining werden wichtige Inhalte tätigkeitsbegleitend vertieft und die Peer-Begleiter erhalten während ihrer Tätigkeit wöchentlich Supervision. „An meiner Tätigkeit als Peer-Begleiterin gefällt mir am besten, dass ich mit Menschen zu tun habe. Meine Aufgabe hier ist, Menschen dabei zu unterstützen, für sich selbst gute Lösungen zu finden. Also quasi Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Barbara Kohlmann, UPSIDES-Peer-Begleiterin am Standort Ulm/Günzburg.
Ab diesem Jahr werden die UPSIDES-Peer-Begleiter insgesamt ca. 100 Personen mit psychischen Erkrankungen unterstützen. Während die eine Hälfte der Projektteilnehmer die Unterstützung sofort erhalten, erfolgt die Peer-Begleitung der anderen Hälfte der Teilnehmer zeitversetzt (nach zwölf Monaten). Die Peer-Begleitung im Rahmen der Studie ist vertraulich und kostenlos. „Wir haben Zeit für den Klienten. Wichtig ist, dass wir mit dem Klienten auf Augenhöhe sind. Dadurch, dass ich selbst Erfahrungen mit der Bewältigung von Krisen habe, kann ich Hoffnung vermitteln und das ist mir ganz wichtig“, betont Barbara Kohlmann. „Ich halte die Peer-Begleitung für eine sehr gute Ergänzung zur psychiatrischen Versorgung.“
Ansprechpartner und weitere Informationen:
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm am BKH Günzburg, Prof. Dr. Bernd Puschner, Ramona Hiltensperger, Lisa Wenzel, Telefon 08221 96-2862, E-Mail: upsides@uni-ulm.de