Kloster Irsee legt Treibhausgas-Bilanz vor
Corona-Pandemie führt zu Rückgang um 27% - Wärme-Energiebedarf bleibt hoch
Nach der Eröffnungsbilanz, die für 2019 Emissionen von 320 Tonnen CO2 dokumentierte, legt der bezirkliche Eigenbetrieb jetzt die erste Nachfolgebilanz vor. “Ihre Treibhausgas-Emissionen lagen im Berichtsjahr 2020 bei 233 t CO2-Äquivalenten. Das entspricht etwa 3,8 t CO2-Äquivalenten pro Mitarbeiter:in. Im Vergleich zum Basisjahr 2019 kann ein Rückgang der Emissionen um 27% festgestellt werden”, lautet das erfreuliche Fazit von Verfahrenstechniker Maximilian Liebgott (B.Sc.) vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!), der die Bilanz als externer Auditor erstellte. Erfreulich für Kloster Irsee: Der im Bündnis Klimaneutrales Allgäu 2030 vereinbarte Absenkpfad der Treibhausgas-Emissionen wird eingehalten. Eine zusätzliche Kompensation ist nicht notwendig.
Werkleiter Dr. Stefan Raueiser macht bei der Vorstellung der Treibhausgasbilanz auf zahlreiche Sondereffekte aufmerksam, die der in 2020 einsetzenden Corona-Pandemie geschuldet sind: „Wegen der langen Schließzeiten und geringeren Übernachtungszahlen ist unser Energieverbrauch zwar insgesamt um fast ein Drittel gesunken, bezogen auf den einzelnen Gast jedoch um nahezu 170% gestiegen. Das liegt daran, dass ein großer Anteil unseres laufenden Energiebedarfs nicht direkt von der Gäste-Anzahl abhängt, sondern durchlaufende Haustemperierung, Sicherheitsbeleuchtung und Kühlhäuser nur begrenzt reduzierbar sind.“
Erfreulich ist jedoch, dass durch die Einspeisung von 80.080 kWh solar-erzeugtem Strom allein in 2020 50,2 Tonnen externe CO2-Emissionen vermieden werden konnten, was zwar aus systematischen Gründen der Treibhausgas-Bilanz nicht direkt zugutekommt, aber verdeutlicht, dass Kloster Irsee an mehreren Stellschrauben arbeitet, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen.
„Umwelt und Natur unserer Heimat zu bewahren und für zukünftige Generationen zu sichern, ist eine wichtige Aufgabe für den Bezirk Schwaben“, betont Bezirkstagspräsident Martin Sailer: “Wir sind der erste Bezirk in Bayern, der am European Energy Award teilnimmt, einem professionellen Management-System, bei dem alle Aktivitäten für den Umweltschutz strukturiert gebündelt werden. Zudem lädt unser Energieteam aktuell zur Reihe NATOUR ein, das Themen rund um Klimawandel und Naturschutz lebendig vermitteln und Anregungen für den Alltag geben möchte. Ich freue mich sehr, dass uns unser Eigenbetrieb in Irsee dabei unterstützt.”
Bei der Bestandsaufnahme wurde erneut deutlich, dass die Treibhausgas-Emissionen von Kloster Irsee zu etwa 74% dem Wärmebedarf des barocken Ensembles mit Konvent- und Ateliergebäude, mit Sommerhaus, Orangerie und Erweiterungsbau Küferei zuzuordnen sind. Mit großem Abstand folgen CO2-Emissionen zur Deckung des Strombedarfs (14%) und für die Arbeitswege der Mitarbeiter (9%).
„Die aktuellen Zahlen verdeutlich, welche Wegstrecke wir schon hinter uns haben“, erläutert Dr. Raueiser: „Bei einem 2017 erstmals durchgeführten Energie-Audit lagen wir noch bei 546 Tonnen CO2-Ausstoß. Durch die Umstellung auf Biogas-erzeugte Fernwärme und auf 100% Ökostrom aus heimischen Wasserkraftwerken haben wir bis Ende 2020 bereits mehr als 50% CO2-Emissionen im laufenden Betrieb einsparen können. Jetzt heißt es, diesen Weg konsequent fortzusetzen.“
Die nächsten Schritte stehen bereits unmittelbar bevor: Die Heiz-Kühl-Decken im Erweiterungsbau Küferei nutzen die Energie des durch das Klostergelände durchfließenden Irseer Bachs zu Kühlzwecken und die im Umbau begriffenen Nebengebäude Sommerhaus und Ateliergebäude erhalten top-aktuelle Heizungs- und Beleuchtungstechnik.
Kloster Irsee ist das Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben. Es bietet Gästen aus Wissenschaft und Politik, Wirtschaft und Verbänden Tagungs- und Veranstaltungsmöglichkeiten in einer einmaligen Atmosphäre von festlichem Ambiente und konzentrierter Ruhe. www.kloster-irsee.de
Die Mitglieder im Bündnis Klimaneutrales Allgäu 2030 verpflichten sich, schrittweise bis spätestens zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Dabei liegt der Schwerpunkt zunächst auf der Reduktion der CO2-Emissionen durch mehr Energieeffizienz und dem stärkeren Einsatz von erneuerbaren Energien. Darüber hinaus sollen unvermeidbare Restemissionen durch hochwertige zertifizierte Projekte, die entsprechend CO2 einsparen, kompensiert werden. www.buendnis-klimaneutrales-allgaeu.de