Kunstforum Oberschönenfeld: Ausstellung „Vielfalt Papier“ überschreitet Grenzen zwischen Kunst, Handwerk und Design

Geschnitten, gefaltet, perforiert, gewebt, geschöpft oder als Skulptur – die Ausstellung „Vielfalt Papier“ im Kunstforum Oberschönenfeld widmet sich den gestalterischen Möglichkeiten, die das Material bietet. Vom 9. Mai bis 20. Juli entdecken Besucherinnen und Besucher Arbeiten von sieben Künstlerinnen, welche die Grenzen zwischen bildender Kunst, Kunsthandwerk und Design verschwimmen lassen.
Metallisch wirkendes Graphit trifft auf farbenfrohe Papiertaschen
Aus Burga Endhardts Werkreihe „Gewand“ sind großformatige Graphit-Zeichnungen auf Transparentpapier zu sehen. Das Mineral Graphit schafft bei dichtem Farbauftrag Oberflächen, die metallisch wirken. Sie stehen im Kontrast zu den weiblich anmutenden Motiven wie zarte Gewänder oder ornamental ausgeschnittene Kleider.
Endhardts großformatige Graphit-Arbeiten treten in Dialog mit den farbigen Papierarbeiten von Maria Verburg. Die Trägerin des Bayerischen Staatspreises gestaltet seit 1985 Taschen aus Papier, die tragbar sind. Für ihre Arbeiten verwendet Verburg historische Bütten- oder eigene Kleisterpapiere.
Schnitte, Häutungen und zartes Gewebe
Bücher und Kataloge sind wiederum das Ausgangsmaterial von Helene Tschachers Werkreihe „Buch-ab-schnitte“. Der Titel ist wörtlich zu verstehen: Die gebürtige Höchstädterin zerschneidet und zersägt Bücher und Kataloge. Die Abschnitte, die dabei entstehen, verformt und fügt Tschacher zu Reliefbildern von ornamentalem Reiz zusammen.
An die Grenzen des Werkstoffs geht Dorothea Reese-Heim, eine Pionierin der Papier-Kunst (u. a. Bundesverdienstkreuz). In ihrer Arbeit „Häutungen“ nutzt sie die Papierfaser „Kozo“, die aus dem Rindenbast des Maulbeerbaums gewonnen wird. Das Ergebnis sind durchscheinende, fragil wirkende Plastiken. Sie erinnern an Häutungen und stellen für Reese-Heim ein Symbol für Erneuerung dar.
Reese-Heims Werke bilden einen Kontrast zu den feinen Geweben von Maja Vogl (u. a. Bayerischer Staatspreis). Für ihre Stücke verwendet Vogl feinste Papierfäden aus „Abaká“ beziehungsweise Manilahanf. Die Fäden färbt sie vor dem Weben mittels der sogenannten Ikat-Technik ein: Abgebundene Fadenstränge nehmen keine Farbe an, alle offenliegenden Stränge werden gefärbt. Diese Kettfäden geben das Muster der gewebten Schals vor, die wie große Bilder wirken.
Von Schalen und Schuhen
Das Papierschöpfen mit Abaká, Kozo oder Flachs variiert Andrea Viebach. Sie formt große, hauchdünne, teilweise doppelwandige Schalen. Im Inneren können Besucherinnen und Besucher abstrahierte Fotografien von Bäumen entdecken, die sich je nach Perspektive verändern.
Eine eigene Perspektive auf aktuelle zeitgeschichtliche Ereignisse nimmt die Origami-Installation der Japanerin Kyoko Takeuchi ein. Zahlreiche kleine gefaltete Schuhpaare gruppieren sich um ein Zeitungsfoto vom November 2022, das eine zerstörte Schule in der Ukraine zeigt. „Als ich an die betroffenen Menschen dachte, fertigte ich Schuhe an, wobei ich Tageszeitungen als Symbol für sie verwendete“, erklärt Takeuchi.
„Vielfalt Papier“ ist vom 9. Mai bis zum 20. Juli 2025 im Kunstforum Oberschönenfeld zu sehen.
Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Gudrun Szczepanek, steht für Interviews und Gespräche zur Verfügung. Kontakt per E-Mail unter mos@bezirk-schwaben.de oder telefonisch unter 08238/3001-0.
Kunstforum Oberschönenfeld
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