Landestheater Schwaben: Spielzeit 24/25 - Übersicht

08. Mai 2024: Als Spielzeitauftakt im Großen Haus und erste Regiearbeit der neuen Intendantin Sarah Kohrs wird das Drama der Deutschen Klassik schlechthin zum Thema Freiheit in einer zeitgemäßen Inszenierung zu sehen sein: Friedrich Schillers »Don Karlos«.
Symbolbild Aktuelle Meldung

Um Freiheit und Gleichheit geht es zentral auch in dem modernen Klassiker »Animal Farm (Farm der Tiere)« von George Orwell. In Gestalt einer Tierfabel hat Orwell die Mechanismen der Unterdrückung und Herausbildung einer 2-Klassen-Gesellschaft veranschaulicht, die sich nach dem Aufstand gegen den despotischen Bauern unter den Tieren schnell wieder etabliert.

 

 

MUSIKALISCHES, SPANNENDES UND KOMÖDIE

Einen starken Akzent setzt die neue künstlerische Leitung bei musiktheatralen Produktionen. Neben dem Musical auf der Großen Bühne wird es sie auch auf der Foyerbühne geben. »Spatz und Engel« ist im besten Sinne Schauspiel mit Musik, indem es von der Freundschaft der so verschiedenen Weltstars Marlene Dietrich und Édith Piaf bewegend erzählt und dabei wahre Hymnen der Freiheit wie »No, je ne regrette rien« oder »Sag mir, wo die Blumen sind« erklingen lässt.

In dem Musical »Non(n)sens« (Großes Haus) wird aus einem Benefizkonzert, das fünf Ordensschwestern auf die Beine stellen müssen, eine knallbunte Revue mit viel Komik, schmissigen Musiknummern und Sentiment.

Eine Agentengeschichte, die von Alfred Hitchcock verfilmt wurde, gleichermaßen spannend wie amüsant-unterhaltsam auf die Bühne zu bringen – dieser Spagat ist dem englischen Dramatiker Patrick Barlow mit »Die 39 Stufen« perfekt gelungen. Unter anderem auch deshalb, weil das vierköpfige Ensemble ca. 140 Rollen zu sehen ist. Mehr Theater ist kaum möglich!

Wer denkt nicht gelegentlich daran, sich überlebter Freund- und Bekanntschaften zu entledigen. Das Ehepaar in der französischen Gesellschaftskomödie »Das Abschiedsdinner« (von den selben Autoren wie »Der Vorname«) versucht dies in die Tat umzusetzen – doch sie haben nicht mit dem erbitterten Widerstand des Gastes gerechnet, der ‚aussortiert‘ werden soll.

 

REGIONALES, ZEITGENÖSSISCHES & AKTUELLES

In der Uraufführung »Rufmord« (nach dem gleichnamigen Drehbuch) erlebt eine Lehrerin durch Mobbing und übler Nachrede, wie ihre Freiheit zunehmend eingeschränkt und sie selbst gesellschaftlich isoliert wird – bis zu dem Punkt, an dem sie sich zu wehren beginnt. (Studio)

Der Kleinbauer Huber aus dem Allgäu hat nichts mehr zu verlieren, nachdem sein Hof von der Agrarindustrie in den Ruin getrieben wurde und ein Meteor in den Stall eingeschlagen ist. Also nimmt er sich »Die letzte Sau« (Großes Haus) und sein Gewehr aufs Moped, um fortan als Outlaw bzw. moderner Don Quichote durch die Lande zu ziehen und den Aufstand zu proben; vor allem gegen die Zernutzung von Tier und Umwelt durch den agrarindustriellen Komplex. Eine Allgäuer Tragikomödie, die zum Lachen wie zum Nachdenken anregt.

Kluges politisch aufklärendes Theater, das nicht mit dem Holzhammer eine Botschaft einzubläuen versucht, ist eine hohe Kunst. Mit ihrem Erfolgsmonolog »Der Reichsbürger« (Premiere: MEWO-Kunsthalle) ist das den Autoren gelungen. Wir werden bei einem Vortrag in den labyrinthischen Kaninchenbau der Gedanken mitgenommen, mit denen der Reichsbürger seine Ideologie rechtfertigt – und dies auf eine interaktive Weise.

‚Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit‘? – In Michel Houellebecqs dystopischem Roman »Unterwerfung« (Studio) muss sich ein französischer Professor entscheiden: soll er sich den Auflagen und Geboten der nach der Wahl islamisch ausgerichteten französischen Regierung beugen, um weiterhin an der Universität lehren zu können und ein gesellschaftlich angesehene Stellung zu haben? Oder gibt er sich mit einem zwar materiell abgesicherten, aber völlig isolierten und sinnentleerten Leben zufrieden?

Die Komplexität der Welt steht oft dem Gefühl der Freiheit entgegen. Die Verrätselung des Lebens verführt zu einer Sehnsucht nach einfachen Antworten auf komplexe Fragen. Der Agenten-Thriller »Chiffren« lässt auf der Bühne (Großes Haus) eine Welt entstehen, in der alles einen doppelten Boden hat und nichts ist, wie es scheint. Durch dieses Gespinst aus Lügen und Intrigen hindurch versucht eine Frau das Verschwinden ihrer Schwester, die für den Geheimdienst arbeitet, aufzuklären.

DIE STÜCKE DES JUNGEN LANDESTHEATERS SCHWABEN

 

NEUPRODUKTIONEN

 

Mit »Freie Wahl« hat Esther Rölz für ein junges Theaterpublikum ab 14 Jahren eine spannende Auseinandersetzung über die Frage geschrieben, wie weit sich Freiheit des Einzelnen und staatliche Ordnungs- und Verbotspolitik im Namen eines höheren Zieles wie der Klimarettung gegenseitig ausschließen bzw. miteinander vereinbar sind – und dies in Zeiten von nationalen Streitthemen wie z.B. den Aktionen der »Letzten Generation«.

Die Stückentwicklung und Uraufführung »Young Rebel Girls« soll jungen Menschen ab 10 aufzeigen, wie wichtig es ist, für sich, seine Rechte und sein Glück zu kämpfen und sich seiner Zukunft zu bemächtigen: eine feministische Geschichte des Widerstandes.

Wiederstand ist auch ein Markenzeichen für die Heldin unseres diesjährigen Familienstückes: »Pippi Langstrumpf« von Astrid Lindgren. Seit vielen Generationen begeistert die liebenswerte Pippi Klein und Groß. Ganz spielerisch und mit einem großen Herzen zeigt sie, wie man ein Leben frei von Zwängen und Konventionen lebt.

Kann man frei und dabei sicher leben? Können zwei völlig verschiedene Freunde gemeinsam ihren je eigenen Weg finden, dieses Ziel zu erreichen? In seinem Stück für alle ab 7 Jahren erzählt Martin Baltscheit die heitere Geschichte von »Krähe und Bär«, die sich trotz ihrer ganz unterschiedlichen Probleme zusammenraufen.

Da der Klassenzimmermonolog »Die Eisbärin« diese Spielzeit so begeistert aufgenommen wurde, wird es auch in der kommenden Spielzeit eine Neuproduktion im Format des Klassenzimmerstückes geben: »Jihad Baby!« erzählt von der Anziehungskraft eines zwar sinngebenden und Gemeinschaft stiftenden, aber restriktiv ausgeübten Glaubens. Für den  16jährigen Jona eröffnet der Islam eine ganz neue Welt, gleichzeitig versuchen radikale Kräfte, ihn auf ihre Seite zu ziehen. »Die Eisbärin« wird daneben auch weiter in Klassenzimmern zu sehen sein.

 

 

WIEDERAUFNAHMEN

 

Egal wie lange ein Leben dauert, es ist immer ein großes Abenteuer! In der Bewegungsperformance »EinsLeben!« für die Allerkleinsten (4+) begleiten die jungen Zuschauer*innen eine Figur auf der Abenteuerreise ihres Lebens. Altersgerecht wird aufgezeigt, dass ALLES im Leben einen Platz hat, jedes Gefühl sein darf und mit dazu gehört. »EinsLeben!« erzählt die Geschichte bewegungsorientiert und mit tänzerischen Elementen und ermöglicht Kindern einen direkten Zugang zum emotionalen Miterleben.

Ein Kuscheltier-Löwe geht vom Slum in Bangladesch auf Reisen! Losgeschickt hat ihn der 8jährige Anand der für einen asiatischen Unternehmer Kuscheltiere nähen muss. Als ‚Herz‘ trägt der Löwe einen Brief, in dem Anand Gott bittet, von der harten Arbeit erlöst zu werden. Mit dem Löwen reist die Botschaft von Kind zu Kind in „Oropa“. In Nino Haratischwilis poetischem und bildgewaltigen Kinderstück »Löwenherzen« (8+) wird ohne erhobenem Zeigefinger Folgen einer globalisierten Welt zur Anschauung gebracht.

Erich Maria Remarques Antikriegsroman »Im Westen nichts Neues« zeichnet ein scharfes Bild der traumatischen Erlebnisse, denen Paul Bäumer im Ersten Weltkrieg ausgesetzt ist und lässt uns erfahren, was Krieg mit dem Wesen eines Menschen macht. Die beeindruckende 2- Personen-Inszenierung mit stets ausverkauften Vorstellungen wird auch kommende Spielzeit zu sehen sein.