Nach erworbener Hirnschädigung: Wie ein Projekt des Bezirks Betroffenen hilft
Es ist ein Abend im Jahr 2019, der Jana Deibler aus ihrem gewohnten Leben reißt: Auf dem Weg von ihrer Ausbildungsstätte nach Hause verletzt sich die Donauwörtherin bei einem Unfall schwer. Im Krankenhaus erleidet sie einen Schlaganfall der rechten Gehirnhälfte. Seitdem ist sie auf der linken Körperhälfte gelähmt und ihre Konzentrationsfähigkeit hat spürbar nachgelassen. Trotz dieser Einschränkungen kann sie ihre Ausbildung zur Erzieherin erfolgreich abschließen. In der Reha des Nachsorge Zentrums Augsburg der Bezirkskliniken verfolgt sie nun ein großes Ziel: „Ich will trotz meiner Beeinträchtigungen ein halbwegs normales Leben führen“, sagt die 26-Jährige.
Ein schwerer Unfall oder ein Schlaganfall wie bei Jana Deibler, ein Hirntumor oder eine Hirnhautentzündung – das Gehirn kann aus verschiedenen Gründen eine Verletzung erleiden. „Dank des medizinischen Fortschritts in der Akut- und Intensivmedizin überleben glücklicherweise immer mehr Menschen diese Schicksalsschläge“, sagte der Inklusionsbeauftragte des Bezirks Schwaben, Stefan Dörle, im Rahmen des Fachtags MeH MoS an der Hochschule Neu-Ulm. „Dadurch gibt es aber auch zahlreiche Menschen mit sogenannter erworbener Hirnschädigung, die die bestmögliche Versorgung benötigen. In Schwaben wären das statistisch etwa 17.000 Fälle.“ Bezirkstagspräsident Martin Sailer ergänzte: „Um die Versorgung von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen spürbar zu verbessern, brauchen wir ein schwabenweites Netzwerk von Trägern und Institutionen in der Neurorehabilitation.“
Der Startschuss für dieses Netzwerk fiel Ende März auf dem Fachtag MeH MoS, den der Inklusionsbeauftragte des Bezirks, Stefan Dörle, zusammen mit Prof. Dr. Alexander Würfel von der Fakultät für Gesundheitsmanagement an der Hochschule Neu-Ulm organisierte. Der Fachtag ist Teil des gleichnamigen Projekts MeH MoS von Bezirk und Hochschule, dessen Name für „Menschen mit erworbener Hirnschädigung im Modellbezirk Schwaben“ steht. Der nächste Schritt im Projekt sei es, das auf dem Fachtag geknüpfte Netzwerk zu stärken und Synergien auszuloten, erklärte Stefan Dörle. „Zu diesem Zweck werden die heute mit den Einrichtungen entwickelten Ideen von der Hochschule Neu-Ulm ab April wissenschaftlich begleitet.“ Langfristig soll ein schwabenweites Versorgungssystem aufgebaut und weiter optimiert werden, um Betroffene wie Jana Deibler noch besser zu unterstützen.