Neuer Name und neues Konzept
Damit soll der standortübergreifenden Bedeutung Rechnung getragen und Kurse sollen künftig mehr dezentral abgehalten werden, nicht nur in Kaufbeuren. Das Angebot für Führungskräfte wird ausgebaut. Der Schwerpunkt auf die Bereiche Psychiatrie, Gerontopsychiatrie und Heilpädagogik dagegen bleibt. Auch auf Qualität und praxisnahe Ausbildung wird weiter großen Wert gelegt.
Viele Mitarbeitende im Gesundheitswesen haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine Aus- oder Weiterbildung an der Allgäu Akademie am Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren absolviert. Seit 1. April hat das Bildungsinstitut einen neuen Namen: Es heißt jetzt „Akademie der Bezirkskliniken Schwaben“. Der neue Leiter Michael Mayer arbeitet mit seiner Mitarbeiterin Bettina Lukes an einem neuen Konzept. „Wir wollen inhaltlich neue Angebote machen und künftig Seminare an allen Standorten der Bezirkskliniken in Schwaben abhalten, also nicht nur in Kaufbeuren“, kündigt der 56-Jährige an.
Die Allgäu Akademie wurde 2001 in Kooperation mit dem Bildungswerk Irsee ins Leben gerufen. 2003 wurde sie eigenständig. Verantwortlich war der damalige Pflegedirektor des BKH, Bertram Sellner (jetzt Geschäftsführer Irseer Kreis). Michael Mayer war von Beginn an als Bildungsreferent dabei. 1987 begann er am BKH Kaufbeuren eine Ausbildung zum Krankenpfleger, absolvierte später eine Supervisionsausbildung und schloss dann ein Magisterstudium in Sozialen Verhaltens- und Erziehungswissenschaften sowie Philosophie an der Fernuniversität Hagen ab. Ende der 90ger Jahre kehrte er aus Kempten zurück, wo er zwischenzeitlich am dortigen BKH gearbeitet hatte. Zusätzliche Fachweiterbildungen folgten. Der Promovent der Universität Ulm wechselte dann im Februar 2020 an die Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten, um dort einen grundständigen Studiengang Pflege zu entwickeln. Im Wintersemester 2021/22 startete dieser. Am 1. April 2022 kehrte Mayer nach Kaufbeuren zurück. Gerhard Stadler, sein langjähriger Mitstreiter, hatte das Bildungszentrum inzwischen verlassen und eine Aufgabe als Demenzbeauftragter am Landratsamt Ostallgäu angenommen. Das Team und zahlreiche Dozenten blieben.
Fortan galt es, unter neuem Namen ein neues Bildungskonzept auszuarbeiten. Die Akademie der Bezirkskliniken am BKH bietet Mitarbeitenden sowie externen Interessentinnen und Interessenten nach wie vor ein vielfältiges Fort- und Weiterbildungsprogramm in den Bereichen Psychiatrie, Gerontopsychiatrie und Heilpädagogik. Das praxisbezogene Angebot ist sowohl auf die berufliche wie auch auf die persönliche Weiterentwicklung der Teilnehmenden ausgerichtet. Daran soll sich nichts ändern, versichert Mayer. „Wir haben uns einen sehr guten Ruf in der Region erarbeitet. Mit diesem Pfund wollen wir nun ins gesamte Gesundheitsunternehmen der Bezirkskliniken gehen“, kündigt er an.
Künftig will die Akademie mit ihren zahlreichen Dozenten und Referenten auch dezentrale Kurse anbieten. Fort- und Weiterbildungen sollen nicht nur im 2. Stock des D-Gebäudes am Kaufbeurer BKH abgehalten werden, sondern auch an anderen Klinikstandorten der Bezirkskliniken Schwaben wie Augsburg, Donauwörth, Günzburg und Kempten. Diese Seminare sind zum Großteil auch für Externe zugänglich. „Die Absolventinnen und Absolventen sind flexibler und nicht mehr so an einen Ort gebunden. Dieser Entwicklung wollen wir Rechnung tragen“, so Mayer. Unterricht an den einzelnen Kliniken abzuhalten, unterstreiche zum einen, „dass wir Teil der Bezirkskliniken sind“, und zum anderen „unsere Nähe zur Praxis“.
Inhaltlich bleibt es beim Schwerpunkt Pflege im psychosozialen Bereich. Hier soll nach Aussage des Akademieleiters der Fortbildungsteil für die Langzeitpflege hinzukommen. Das sei vor allem für Externe wertvoll. Bei der Facharztweiterbildung will das Bildungsinstitut auch den Theorieteil übernehmen. Ins Programm 2023, das voraussichtlich im November erscheint, sollen Seminare und Weiterbildungen für alle Berufsgruppen wie Ärzte, Pflege und Therapeuten, auch zum Fachpsychotherapeuten, sowie neue Seminare zum Thema Führung integriert werden. Es werde laut Mayer daran gedacht, im nächsten Schritt ab 2024 Angebote für die Berufsgruppe der Verwaltungskräfte zu machen. Fester Bestandteil des Programms bleiben die Deeskalationskurse, die regelmäßig Teilnehmende aus ganz Süddeutschland nach Kaufbeuren bringen und die stets auf eine äußerst positive Resonanz stoßen, wie Befragungen ergeben haben. Auch Weiterbildungen zur Praxisanleitung und Leitung werden nach wie vor angeboten.
Wenn es um Teilnehmerzahlen geht, geben Bildungseinrichtungen in der Regel „Teilnehmertage“ an. An der Akademie waren es vor der Corona-Pandemie zwischen 4000 und 5000 pro Jahr, währenddessen etwa 3000. „Die letzten zwei Jahre waren schwierig: viel Distanzunterricht, Personalausfall wegen Covid-19, knappe Ressourcen. Wir wollen diese Phase hinter uns lassen und konzentrieren uns jetzt auf den Neustart“, sagt Mayer. Der ist nun nicht mehr der örtlichen Pflegdirektion oder der Regionalleitung des BKH zugeordnet, sondern direkt dem Vorstand der Bezirkskliniken.
In einem Weiterbildungskurs für Leitungen stehen beispielsweise maximal 20 Plätze zur Verfügung, bei einer ärztlichen Weiterbildung bis zu 24. „Unsere Kursteilnehmer kommen aus einem Umkreis von zirka 100 Kilometern um Kaufbeuren, also bis aus Weilheim-Schongau, aus Kempten/Lindau, Landsberg, Donauwörth, Günzburg und Augsburg“, berichtet Mayer. Die guten Kooperationen mit den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren und dem Klinikum Landsberg sollen fortgeführt werden.
Koordiniert werden die Kurse weiterhin von Bettina Lukes. Die 53-Jährige kümmert sich seit 2007 um die Organisation und den kompletten Ablauf an der Akademie und ist wichtige Ansprechpartnerin für Referenten und Teilnehmende. Sie bekommt regelmäßig großes Lob für ihre gute Organisation. „Auch wenn wir nach dem Neustart im Frühjahr das Programm gerade umbauen, werden die Fort- und Weiterbildung zu Themen der psychischen Gesundheit und persönlichen Entwicklung unsere Schwerpunkte bleiben. Das Grundgerüst ab 2023 steht. In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen wir zahlreiche neue Prozesse entwickeln“, blickt der Akademieleiter voraus.