Neurologie-Symposium Kaufbeuren: Vorträge über mögliche Ursachen der Multiplen Sklerose

18. Dezember 2017: International anerkannte Wissenschaftler sorgten mit ihren Vorträgen dafür, dass das 21. Allgäuer Neurologie-Symposium in Kaufbeuren in besonderer Erinnerung bleibt. Insbesondere ging es um vermutliche Ursachen der Multiplen Sklerose.

Viele Interessierte kamen zum 21. ärztlichen Allgäuer Neurologie-Symposium in den Festsaal des Bezirkskrankenhauses (BKH) Kaufbeuren. Der Tag drehte sich um neue Erkenntnisse zur Multiplen Sklerose (MS), der häufigsten Autoimmunerkrankung des Gehirns.

Dr. Natalia Mensching von der neurologischen Klinik Kaufbeuren stellte die aktuellen Diagnosekriterien vor und betonte, wie wichtig diese zur frühen Diagnosestellung und frühen Einleitung einer Therapie sind. Prof. Ingo Kleiter, seit 2017 Chefarzt in der Marianne-Strauß-Klinik am Starnberger See, zeigte die Vielfalt der immunmodulierenden Therapien der MS auf. Der Mediziner erläuterte, dass auch für besondere Situationen der MS-Patienten mittlerweile Therapien vorhanden sind.

Dr. Lucas Cepek (Nervenfachärztliche Gemeinschaftspraxis Ulm, früher Neurologische Klinik BKH Günzburg) stellte seine Erfahrungen mit dem besonderen Wirkstoff Alemtuzumab vor, der als kurzzeitige Therapie mit möglicher langzeitiger Wirkung eine besondere Rolle spielt. Dr. Bettina von Livonius von der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München stellte anschaulich dar, dass Atrophien des Nervus opticus (der paarige Sehnerv oder zweite Hirnnerv) oder auch Entzündungen der Sehnerven viele Ursachen haben können. Sie ging dabei speziell auf die mittlerweile therapierbare Lebersche Optikusatrophie (LHON = Lebersche Hereditäre Optikusneuropathie) ein.

Zwei weitere Vorträge waren der Suche nach den eigentlichen Ursachen der MS gewidmet. Prof. Dr. Reinhard Hohlfeld, Direktor des Instituts für klinische Neuroimmunologie der LMU München, stellte in seinem Vortrag „XY ungelöst: Wie kommen wir den Auslösern der Multiplen Sklerose auf die Spur?" die aktuellen Überlegungen zur Verursachung der MS dar. Hohlfeld, der seit Jahrzehnten international besonderes Ansehen genießt, erklärte verständlich und einprägsam, dass das sogenannte Mikrobiom, d. h. die Darmflora, derzeit intensiv untersucht wird. Neben genetischen Einflussfaktoren, insbesondere frühkindlicher Vitamin-D-Ausstattung und begleitendem Kontakt mit infektiösen Erregern, könnte die Darmflora eine entscheidende Rolle in der Entstehung der MS spielen. Der Fachmann betonte, dass trotz dieser Überlegungen Maßnahmen wie eine antibiotische Radikalkur des Darmes sicher nicht empfohlen werden können. Ein derartiges Vorgehen könnte neben schädlichen Organismen auch schützende, gute Organismen ausschalten.

Daran anschließend berichtete Prof. Dr. Ralf Linker von der Universitätsklinik Erlangen über die Arbeiten seiner Arbeitsgruppe. Ausgehend von der Beobachtung, dass milchsäurebildende Bakterien bei salzhaltiger Ernährung geringer vorhanden sind, verfolgen Linker und sein Team die Fragestellung, inwieweit vermehrte Salzeinnahme im Mausmodell über eine Reduktion der Milchbakterien das Immunsystem negativ beeinflussen könnte. Zum Abschluss seines Vortrages eröffnete der Referent, dass seine Arbeitsgruppe die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten aktuell in einer der weltweit wichtigsten wissenschaftlichen Zeitung, der Zeitschrift „Nature", publizieren konnte.

„Aktuelle und international hoch anerkannte Wissenschaftler präsentierten ihre Arbeit und ihr Wissen bei uns in Kaufbeuren", zog Prof. Martin Hecht, der Ärztliche Direktor der Neurologie am BKH Kaufbeuren, als Resümee. Hecht dankte den Referenten fürs Kommen und für ihre prägnanten und verständlichen, topaktuellen Botschaften. Trotz der vielen hochkarätigen Vorträge in der Vergangenheit wird das 21. Allgäuer Neurologie-Symposium sicher als ein Highlight in Erinnerung bleiben, ist sich der Kaufbeurer Chefarzt sicher.

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