PIKASSO.2: Wie ein zweites Zuhause für ältere Menschen
Zu finden ist PIKASSO.2 in der Heilig-Kreuz-Straße 22 mitten in der Augsburger Innenstadt. Dort ist die Einrichtung in angemieteten Räumen des Diakonischen Werkes untergebracht. Immerhin 160 Frauen und Männer im Alter zwischen 50 und 90 Jahren kommen mindestens einmal pro Woche hierher. 75 Prozent leiden an depressiven Störungen, gefolgt von Patienten mit Demenzen. Am 28. November 2007 wurde PIKASSO eröffnet, also vor zehn Jahren. Dieses Jubiläum wurde nun im kleinen Rahmen gefeiert.
PIKASSO steht – wenn man die Anfangsbuchstaben betrachtet - für präventiv, integrativ, koordiniert, ambulant, selbsthilfefördernd und sektorenübergreifend (wobei es sich beim letzten Buchstaben „o" nicht um einen Anfangsbuchstaben handelt). „Das ist kein Buchstabensalat, sondern ein Ausdruck gelebter Begegnung, Mitmenschlichkeit und geschenkter Zeit", stellte Brigitte Rottach von der Pflegedienstleitung fest. Hier arbeite ein „tolles Team, dessen oberstes Ziel der Patient ist", so Rottach.
Wie sehr dieses Zwischenmenschliche zu spüren war und bei PIKASSO.2 offensichtlich gelebt wird, zeigte sich in den Schilderungen von Patienten und Angehörigen. „Mein Mann konnte sehr viel von Ihrer Einrichtung profitieren. Er wurde herzlich aufgenommen. Die Betreuung ist lindernd und heilend. Ein Glück, dass es Sie an diesem Ort gibt", sagte eine Frau, deren Mann psychisch krank ist. Ein Betroffener, der nach eigenen Angaben von Oktober 2014 bis Mai 2017 hier war, berichtete, dass es ihm immer besser gegangen sei. Inzwischen hat er den Sprung zurück ins Arbeitsleben geschafft. „PIKASSO hat mich wieder arbeits- und alltagsfähig gemacht", meinte er hoffnungsvoll. Eine Patientin, die im Anschluss an eine neunwöchige stationäre Behandlung im BKH seit gut einem halben Jahr die Einrichtung besucht, stellte fest: „Ich fühle mich hier zu Hause." Sie freue sich am Sonntag schon auf die neue Woche und darauf, PIKASSO wieder besuchen zu können.
Leiterin Gabriele Eisinger bezeichnete PIKASSO.2 als „wichtigen Baustein in der Behandlung von psychisch kranken, älteren Menschen in Augsburg". Insgesamt sieben Mitarbeiterinnen setzten auf eine intensive Interaktion mit den Patienten und deren Angehörigen. Aktuell gibt es laut Eisinger 36 Gruppen, darunter drei zur Depressionsbewältigung und sechs im Rahmen der Ergotherapie. Das Gros seien von der Pflege angeleitete Gruppen. Angeboten werden Therapiegruppen wie Gedächtnistraining, Sturzprävention, Haushalts-, Bewegungs- und Entspannungstraining. „Durch ein breites Angebot an therapeutischen Gruppen, Einzelgesprächen und Einzeltherapien werden persönliche Fähigkeiten gestärkt und die Selbstständigkeit gefördert", sagte die Fachkrankenschwester für Psychiatrie. Seit einem Jahrzehnt trägt Eisinger nun Verantwortung für PIKASSO. „Es war ein Glücksgriff, dass wir die Einrichtung hier etabliert haben", sagte der Ärztliche Direktor des BKH, Prof. Dr. Max Schmauß. Gabriele Eisinger habe die Einrichtung mit viel Engagement und Liebe aufgebaut. Dr. Anne Hiedl, die stellvertretende Ärztliche Direktorin, sagte PIKASSO.2 habe sich zu einem „Knotenpunkt im Versorgungsnetzwerk Augsburg" entwickelt.
Zum Stichwort „Geburtsstunde" konnte der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken Schwaben, Thomas Düll, einiges beitragen. Schließlich ist er es, der die Einrichtung von ihren allerersten Anfängen an begleitet hat. Begonnen habe alles im Allgäu. Um außerklinisch, praktisch ambulant ein Angebot für betroffene Senioren zu schaffen und deren Angehörige zu entlasten, sei Anfang der 2000er Jahre in Kaufbeuren die „Blaue Blume" ins Leben gerufen worden. „Diese Idee haben wir 2007 nach Mindelheim verpflanzen können. Ich habe fortan für weitere Standorte geworben", so Düll. Dann folgte ein Telefonat mit der AOK Schwaben. Diese habe ihm eröffnet, dass sie für 2007 noch über finanzielle Mittel für integrative Projekte verfüge. Man wolle das Projekt weiterentwickeln und könne noch einen Standort aufmachen, merkte Düll an. „So sind wir auf Augsburg gekommen", schilderte der Vorstandsvorsitzende. Das Gespräch mit dem AOK-Vertreter sei sozusagen das „Geburtstelefonat" für PIKASSO gewesen. PIKASSO deswegen, weil man einen eigenen Namen für die Einrichtung gewollt habe, obwohl es im Prinzip das Gleiche sei wie die „Blaue Blume". Auf ärztlicher Seite als Ansprechpartner von Anfang an dabei waren Dr. Anne Hiedl und Oberarzt Christian Steber (Gerontopsychiatrie).
Dass die Einrichtung heute PIKASSO.2 heißt und nicht mehr PIKASSO wie zu Beginn, habe den Grund, dass nach drei Jahren eine Krankenkasse nach der anderen den Vertrag für das ursprüngliche „Projekt der integrierten Versorgung" gekündigt habe. „Damals erlebten wir die schwersten Stunden. Schließlich ging es um eine sechsstellige Summe, die im Feuer stand", blickte Düll zurück. Die Bezirkskliniken Schwaben entschieden sich für einen Neustart – was richtig gewesen sei, so der Vorstandsvorsitzende. Er bedankte sich beim gesamten Team, das stets dafür sorge, dass alle in guten Händen seien. Insbesondere dankte Düll der Leiterin Gabriele Eisinger für ihre ausgezeichnete Arbeit.