Präventionsstelle Schwaben im Vollbetrieb
Außerdem seien inzwischen fast alle Personalstellen besetzt – außer die eines Facharztes. „Einmal pro Woche findet eine feste Visite von den oberärztlichen Kolleg:innen aus der Klinikoberärztliche Visite statt, die die Kollegen aus der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirkskrankenhaus Günzburg stattübernehmen. Außerdem übernehmen bearbeiten die Ärzt:innen der Forensik medizinische Tätigkeiten im Rotationsbetrieb und „stehen auf Abruf bereit“, erfuhr Bezirkstagspräsident Martin Sailer bei einem Besuch in der Präventionsstelle von Carolin Schunn. Mit dabei waren die Krankenhausreferentin des Bezirks, Sonja Treffler, und der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken Schwaben, Stefan Brunhuber, sowie die Ärztliche Direktorin der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am BKH, Prof. Dr. Manuela Dudeck, sowie der stellvertretende ärztliche Direktor Dr. Andreas Metzele und Pflegedienstleiter Paul Buschmann.
Die Präventionsstelle ist seit 1. Dezember 2022 in Betrieb. Sie wird vom Bayerischen Sozialministerium finanziert und ist die einzige in Schwaben. Weil aber einige Stellen erst noch besetzt werden mussten, konnte man noch nicht voll durchstarten. Hier mitten in der Günzburger Innenstadt sollen psychisch Kranke, die zu Gewalt neigen, betreut werden. Nach Auskunft von Prof. Dudeck handelt es sich vor allem um Menschen mit Diagnosen aus dem chronisch schizophrenen Spektrum oder um solche mit einer Persönlichkeitsstörung. Sie sollen davor bewahrt werden, Straftaten zu begehen, die eine längere Behandlung im Maßregelvollzug zur Folge hätten. Die Ärztliche Direktorin: „Es sind zumeist Erkrankungen, die medikamentös gut behandelt werden können.“
Wie sie weiter erläutert, neigen nur sehr wenige Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, zu Gewalt. „Menschen mit einer Psychose leben in ihrer ganz eigenen Welt. Sie hören Stimmen, haben Wahnvorstellungen oder fühlen sich verfolgt – und manche von ihnen werden dann gewalttätig.“ Unter dem Motto „Stopp die Gewalt in Dir!“ wollen die Mitarbeitenden in der Präventionsstelle ihnen spezielle Hilfe anbieten. Damit sollen Straftaten verhindert und somit auch potentielle Opfer geschützt werden.
Sozialpädagogin Carolin Schunn und Pflegefachkraft Simone Holm waren die beiden ersten Mitarbeiterinnen in der Präventionsstelle. Seit 1. April 2023 arbeitet auch die Medizinische Fachangestellte Maike Welsch dort. Überbrückungsweise unterstützt Psychologin Lea-Mara Vorreiter von der Forensischen Klinik das Team. Ab 15. Juli wird Sarah Karrasch als Psychologin das Team an drei Tagen in der Woche verstärken. Damit fehlt „nur“ noch der oder die Fachärzt:in für Psychiatrie und Psychotherapie. Bis er oder sie gefunden ist, hilft die Klinik weiter aus.
Sehr erfreulich sei die zunehmend enge Kooperation mit den Netzwerkpartnern außerhalb des BKH. „Wir haben gute Kontakte zu den Gemeindepsychiatrischen Verbünden (GPV), zur Polizei, den Justizvollzugsanstalten und vielen mehr geknüpft. Man kennt uns inzwischen immer mehr wirklich gut“, stellte Carolin Schunn fest. Die Öffentlichkeitsarbeit laufe aber weiter. In der 120 Quadratmeter großen Einrichtung in der Otto-Geiselhart-Straße klingelt häufig das Telefon. Auch die Bewährungshilfe ruft regelmäßig an.
Anfangs, so informierte die Leiterin, lag der Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit im Einzugsgebiet des BKH Günzburg. „Die nächsten Termine finden eher in Augsburg und Kaufbeuren statt, denn wir möchten uns weiter bekannt machen und unsere Arbeit vorstellen“, so Schunn. Da die Mitarbeitenden im Rahmen ihrer aufsuchenden Tätigkeit zahlreiche Hausbesuche bei den Patient:innen sowie Besuche in Einrichtungen absolvieren, werden sie weiter viel unterwegs sein.
Bezirkstagspräsident Sailer, zugleich Verwaltungsratsvorsitzender der Bezirkskliniken, zeigte sich von der Arbeit des Teams beeindruckt. „Ihre Arbeit ist sehr wertvoll. Herzlichen Dank dafür und machen Sie so weiter“, appellierte er an alle Mitarbeitenden der Präventionsstelle.