Rettet die Vielfalt! - Seminar an der Schule der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten
Stolz sei man, so Geschäftsführerin Gerlinde Augustin, dass die Marktgemeinde Thierhaupten der Ökologie schon im Dorferneuerungsverfahren einen hohen Stellenwert gegeben hat. Heute erfahren Maßnahmen zum Artenschutz eine höhere Akzeptanz, denn wir spüren alle, dass das Klima sich verändert. Umso dankbarer sind wir den „Pionieren“, auf deren Erfahrungen wir jetzt zurückgreifen können.
Gelungene Beispiele, so Bürgermeister Toni Brugger sind das Brunnenwasser mit Einbindung des Lehr- und Schulgartens, der naturbelassene Mühlenweg, das Auerochsenprojekt und das Anlegen von Blühflächen. „Suchen Sie sich Verbündete, das können Vereinsvorstände, Planer oder Landwirte sein“, war der Ratschlag von Toni Brugger. Kultur und Natur erlebbar machen – für Erholungssuchende und die örtliche Bevölkerung – war das übergeordnete Ziel.
Naturgemeinde als Leitbild
Die Gemeinde Kettershausen dagegen befindet sich erst seit einigen Jahren auf dem Weg. Mit dem in der SDL erarbeiteten Leitbild „Naturgemeinde Kettershausen“ punktet die Gemeinde auf breiter Ebene. „Wir konnten unsere Außenwirkung steigern und unser Image verbessern, berichtete stolz Frau Bürgermeisterin Susanne Schewetzky“. Heute ist Kettershausen eine der 10 bayerischen Gemeinden für Biodiversität. Der strategische Ansatz ist breit angelegt und soll nicht nur Landwirtschaft und Naturschutz, sondern auch Bürgerinnen und Bürger einbeziehen. Dafür wurden Erlebnisswege und ein Glücksweg angelegt. Kinder sind wichtige Multiplikatoren, deshalb gibt es viel Projekte mit Schule und Kindergarten z.b. Pflanzaktionen, Patenschaften, Waserschule und Erntetage, erklärte Bürgermeisterin.
Kommunikation war das „A und O“! Die Bevölkerung müsse den eigenen Mehrwert der Lebensqualität erkennen, was nicht ganz einfach ist, so die Bürgermeisterin. Wilhelm Daurer, der die Gemeinde planerisch begleitet, plädierte für mehr Anreize, um dadurch ein breites Umdenken auch bei den Landwirten einzuleiten. Man müsse mit allem Partner und Behörden gewinnen, regelmäßig kommunizieren umso gute Projekte umsetzen zu können. Biodiversität hört nicht an der Ortsgrenze auf, sondern muss mit dem Siedlungsbau vernetzt sein.
Hochwasserschutz lässt sich mit Ökologie sehr gut verbinden
Extreme Hochwasserereignisse veranlasste die Marktgemeinde Thierhaupten beim Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben ein Flurneuordnungsverfahren zu beantragen. Der zuständige Projektleiter Manfred Pfeiffer stellte engagiert die Ziele des Verfahrens vor. In Thierhaupten wurden Maßnahmen des Hochwasserschutzes eng mit der Ökologie verknüpft, so Manfred Pfeiffer. Wichtigster Partner waren neben der Kommune die örtlichen Landwirte, deren Produktionsbedingungen verbessert werden konnten. Über Zusammenlegungen, Flächentausch und -erwerb ist es gelungen, weitere 50 ha zu einem Biotopverbund zu vernetzen und deren Bestand langfristig zu sichern. Die Artenvielfalt wird gewährleistet über artenreiche Mähwiesen, Magerrasen, Quellbiotope, Wildäcker, Uferrandstreifen, Streuobstwiesen und Waldflächen usw.. Auch wichtige Landschaftsbestandteile konnten erhalten werden; eine „Win-win-Situation“ für alle Beteiligten - für die Gemeinde, die Bevölkerung und die örtliche Landwirtschaft - freute sich Bürgermeister Toni Brugger.
In Diskussionsrunden wurde heftig debattiert über Fördermöglichkeiten, Kommunikationsstrategien, Erfolgsfaktoren und das Zusammenspiel zwischen Gemeinde, Verwaltung und Bürgern