Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren: "Bitte einsteigen!" Sonderausstellung zur Lokalbahn Memmingen-Legau (1904-1972)
Bis 21. Juli 2019 kann die Sonderausstellung in Schwabens Freilichtmuseum besichtigt werden. Für den Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather ist "die ehemalige Eisenbahnbrücke bei Illerbeuren - frisch saniert - ein echtes Schmuckstück. Mit der Ausstellung ‚Bitte einsteigen!‘ wollen wir die Geschichte dieses besonderen Denkmals aufleben lassen und damit auch die Geschichte der gesamten Bahnstrecke Memmingen - Legau.“ Seit 1972 ist die Bahnlinie eingestellt und wurde durch einen Buspendelverkehr ersetzt. Damit verlagerte man den einstigen Wirtschaftswarentransport komplett auf die Straße um.
Eine gestampfte Brücke
Die zwischen den Gemeinden Illerbeuren und Lautrach gespannte Bogenbrücke aus Stampfbeton war für diese Zeit eine technische Meisterleistung. Die Iller als alpiner Fluss führte häufig Hochwasser. Verbauungen im Flussbett waren daher unsicher. So erstellte die Generaldirektion der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen ein Konzept, dass die Flussüberspannung in einem einzigen großen Brückenbogen zu erfolgen hatte. Die Umsetzung wurde in nur neun Monaten realisiert, bis zur Fertigstellung im April 1904. Diese Meisterleistung bekundet auch der Illerbeurer Museumsleiter und Bauhistoriker Dr. Bernhard Niethammer: "Die historische Eisenbahnbrücke über die Iller gehört zu den großen ingenieurtechnischen Leistungen der frühen Betonarchitektur, deren Erhaltung und vorbildliche Restaurierung mich als technikaffinen Menschen besonders freut." Insgesamt mussten für die Strecke sieben Brücken in kürzester Zeit errichtet werden.
In der Sonderausstellung haben die Besucher die Möglichkeit sich auf eine kleine Zeitreise entlang der Eisenbahnstrecke zu begeben. Jeder historische Haltepunkt auf der Strecke erzählt eine persönliche Geschichte: vom Berufseisenbahner Wilfried Kuhn, Fahrkartenverkäufer in Memmingen, über Caro Zorino und Dominico Zurini, die als italienische Gastarbeiter am Brückenbau 1903/04 beteiligt waren bis hin zum Ehepaar Auguste und Josef Müller aus Lautrach, die das Schicksal der Brücke 1945 auf besondere Weise in die Hand nahmen: Auf deren eindringliches Bitten wurde die Gemeinde Lautrach kampflos den Alliierten übergeben und damit die eigentliche Brückensprengung als Schutz vor den Alliierten verhindert.
Relikt dieser Verkehrsgeschichte ist heute ein Fahrradweg der über den alten Bahndamm führt. Dieser bekommt durch die von Landkreis Unterallgäu sanierte und im Mai 2019 geplante Wiedereröffnung der Eisenbahnbrücke in Illerbeuren einen besondere Attraktivität. Nach über 100 Jahren wurde die Eisenbahnbrücke 2017 erstmals saniert. Die umfangreichen bauhistorischen Analysen und Sanierungsarbeiten werden ebenfalls in der Sonderausstellung vorgestellt.
Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung.
Das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren, zwölf Kilometer südlich von Memmingen im wunderschönen Illerwinkel gelegen, zeigt im Wechsel der Jahreszeiten 350 Jahre schwäbische Geschichte bis in die Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts. Das Museumsgelände erstreckt sich auf 12 Hektar; mehr als 30 ländliche Bauten bieten einen Einblick in die vergangene Alltagswelt. Das Museum für den Bezirk Schwaben befindet sich weiter im Ausbau. Die historische Architektur und die Landwirtschaft stehen für die Landschaftsvielfalt zwischen Iller und Lech, zwischen dem Allgäu im Süden und dem Ries im Norden. Das Freilichtmuseum ist über die Autobahnen A 7 und A 96 gut zu erreichen.
Öffnungszeiten:
1. März – 31. März 10 – 16 Uhr
1. April – 15. Oktober 9 – 18 Uhr
16. Oktober – 30. November 10 – 16 Uhr
Montags (außer an Feiertagen) sowie Karfreitag geschlossen.
Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren
Museumstraße 8 | 87758 Kronburg-Illerbeuren
Telefon: (0 83 94) 14 55
Fax: (0 83 94) 14 54