Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren: Wie Frauen gestalten
Sie waren tatkräftige Gestalten – und sie haben gestaltet. Meist das Leben anderer. Und dennoch gingen sie ihren eigenen Weg – ob als ledige Müllerin, als Schützenkönigin oder Kindsmagd. Das Schwäbische Bauernhofmuseum in Illerbeuren (Landkreis Unterallgäu) widmet „FrauenGestalten“ vergangener Tage jetzt eine gleichnamige Sonderausstellung. Zum Start in die neue Saison stellt es Frauen in den Vordergrund, die zu Lebzeiten meist im Hintergrund agierten.
Sechs Frauenleben, sechs unterschiedliche Lebenswege sind es, die den Ausstellungsmachern am Herzen liegen. „Wir möchten die Geschichten dieser Frauen sichtbar machen und zeigen, welch erheblichen, aber gern übersehenen Anteil Frauen am Familienleben, an Geselligkeit und wirtschaftlichem Erfolg hatten“, erläutert Museumsleiter Dr.-Ing. Bernhard Niethammer. Oft im Stillen, manchmal bewusst in den Hintergrund gedrängt oder aufgrund gesellschaftlicher Konventionen benachteiligt, leisteten diese Frauen ihren ganz persönlichen Beitrag. Deutlich werde auch, dass viele Biografien von Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts durch Themen wie Heirat, Mutterschaft, Beruf, aber auch uneheliche Geburt geprägt waren, die häufig bis heute nachwirken. „Scheinbar klassische Rollenbilder wie das Heimchen am Herd oder der Mann als Ernährer der Familie gelten inzwischen zu Recht als überholt“, betont Gudrun Thiel, die wissenschaftliche Leiterin des Projekts. „Sie entsprachen schon früher nicht der Wirklichkeit.“
Eröffnet wird die Ausstellung am 20. Juni mit sechs Porträts. Für die Saison 2022 wird sie um weitere spannende Biografien erweitert. Die Frauen begegnen in der Gestalt überlebensgroßer Silhouetten den Besuchern auf dem Museumsgelände. Spannende Porträts berichten outdoor nicht nur über den Lebensweg der Frauen, sondern legen Zeugnis ab von gesellschaftlichen Veränderungen. Da gibt es Frauen wie Mina Kundner. Die Kindsmagd stand ihr Leben lang im Dienst einer fremden Familie, eine eigene hatte sie nicht. Aber auch die 1872 geborene Josefa Gromer, die als selbständige Mühlenmeisterin ihr Kind alleine aufzog. Schirmherrin der Ausstellung ist Miriam Zeller, Witwe des Museumsgründers Hermann Zeller. Auch ihr, der „stillen Heimatpflegerin“, ist eine Station gewidmet.
Seit 1. Juni sind das Museum und das Museumsgasthaus "Gromerhof" wieder geöffnet. Notwendig ist aber eine Onlineanmeldung.
Für die Onlineanmeldung hat das Bauernhofmuseum eine eigene Reservierungsmöglichkeit auf der Website eingerichtet, die unter www.bauernhofmuseum.de abrufbar ist.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 9 bis 18 Uhr – Zutritt ist nur mit Online-Anmeldung möglich. Informationen zum Museumsbesuch erhält man in dieser Zeit unter Telefon 0 83 94 / 92 601 19.