Startschuss für ein Jahrhundertprojekt am Bezirkskrankenhaus Günzburg
Künftig wird die Psychiatrie in einem Neubau konzentriert sein. Das Vorhaben läuft unter dem etwas sperrig klingenden Namen „1. Bauabschnitt zur Strukturverbesserung beim Bezirkskrankenhaus Günzburg". Die Umsetzung aller Pläne wird mehrere Jahre dauern und voraussichtlich knapp 80 Millionen Euro kosten.
Wie der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken Schwaben, Thomas Düll, erläuterte, soll das Mammutvorhaben in drei Bauabschnitten verwirklicht werden. Im ersten Teil werden ein neues Mitarbeiter-Casino mit Speisesaal, eine Mehrzweckhalle (Sporthalle) sowie ein Radiologiegebäude gebaut. Außerdem wird ein neuer unterirdischer Bahnhof für die Automatische Warentransportanlage (AWT) errichtet. Die AWT verbindet die einzelnen Kliniken und Stationen miteinander und ist für die Ver- und Entsorgung von entscheidender Bedeutung. Außerdem ist die Neuordnung der kompletten Trafo- und Notstromversorgung für die späteren Klinikbauabschnitte ein Teil der ersten Bauphase. Die Bauabschnitte 2 und 3 beinhalten jeweils zwei drei- und viergeschossige Baukörper, die miteinander verbunden sind. Hier wird künftig die komplette psychiatrische Klinik untergebracht. Insgesamt sind zwölf Stationen mit 290 Betten und eine Tagesklinik mit 20 Plätzen geplant.
Düll hofft, in etwa zwei Jahren den Grundstein für den neuen Bettentrakt legen zu können. Allerdings stehen diesem noch einige Gebäude im Weg, für die erst Ersatz geschaffen werden muss, insbesondere für die bisherige Kantine. Sie wird sowohl vom BKH als auch von der benachbarten Kreisklinik genutzt. Auch Haus 20 muss dem späteren Betten- und Therapiegebäuden weichen. „Wir wären gerne schon weiter, aber die sehr gute Konjunktur im Baugewerbe macht uns einen Strich durch die Rechnung", sagte Vorstandsvorsitzender Düll. Die starke Auslastung der Firmen treibe auch die Preise in die Höhe. So werde es noch bis Anfang 2018 dauern, bis die Bagger auffahren.
Ganz untätig, so Düll, sei man deswegen aber nicht. Nahe der beiden Kliniken für Neurologie und Neurochirurgie auf dem BKH-Gelände wird aktuell bereits ein neuer Hubschrauberlandeplatz gebaut. Kosten: 700 000 Euro. Der bisherige Landeplatz muss verlegt werden, weil er dem Neubau der Psychiatrie ebenfalls im Weg steht.
Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, zugleich Verwaltungsratsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, bezeichnete das Gesamtvorhaben als „Jahrhundertprojekt". Davon würden in erster Linie die Patientinnen und Patienten profitieren. Aber auch für den Pflegedienst, die Therapeuten und alle, die dort tätig sein werden, werde künftig vieles einfacher sein, weil sich alles unter einem Dach befinden wird, so Reichert. Das jetzige BKH, das aus etwa 100 Gebäuden besteht, gleicht einer weitläufigen Pavillon-Landschaft. „Die Anforderungen an eine moderne, zeitgemäße Psychiatrie sind jedoch andere", meinte der Bezirkstagspräsident.
Landrat Hubert Hafner und Oberbürgermeister Gerhard Jauernig freuten sich über den Ausbau der Klinik und die große Investitionssumme, die hierfür vorgesehen ist. Das BKH sei eine feste Größe in der Stadt und im Landkreis Günzburg und zugleich der größte Arbeitgeber. Das Projekt mache die Bezirkskliniken zukunftsfähig, unterstrichen beide.
Für den Psychiatrie-Neubau war ein Architekten-Wettbewerb initiiert worden. Diesen gewann das Büro „Broghammer, Jana, Wohlleber, Freie Architekten" aus dem baden-württembergischen Zimmern ob Rottweil (bei Schwenningen). Für Architekt Hanns Jana war der Spatenstich ein freudiger Tag – auch deswegen, „weil sich unser Wettbewerbsentwurf aus dem Jahr 2015 im Planungsprozess als robust und belastbar für die gestellten Anforderungen erwiesen hat und daher stabil geblieben ist". Die Sporthalle, die zusammen mit dem Mitarbeitercasino errichtet wird, soll mit zwei Dritteln ihres Volumens in die Erde eingegraben werden, sodass nur ein Drittel nach außen zeigt. „Vergleichbar mit einem Eisberg, der auch nur einen Bruchteil seiner Masse über dem Wasser zeigt", so Jana. Auf diese Weise entsteht ein eingeschossiger Pavillon als weiterer Solitärbaustein in der historischen Parkanlage, der den ruhigen Charakter des Ortes wiedergibt. Mit den verwendeten Materialien Glas und Holz und seiner breiten Terrassenfront nach Süden würden so erholsame Räume für Mitarbeiter und Patienten geschaffen.