Tag der offenen Tür: Bezirk Schwaben eröffnet Archiv in Kaufbeurer Innenstadt für Bürgerinnen und Bürger

11. Oktober 2024: Von Patientenakten schwäbischer „Euthanasie“-Opfer wie Ernst Lossa über die Neugründung des Bezirkstags von Schwaben bis hin zum „Großen Schwäbischen Trachtenstreit“ – im Archiv des Bezirks finden sich dunkle, helle und auch amüsante Kapitel aus fast 200 Jahren regionaler Geschichte. Interessierte können sie beim Tag der offenen Tür des Archivs am Freitag, den 18. Oktober, in Kaufbeuren entdecken.
Der Bezirk Schwaben eröffnet sein Archiv in der Kaufbeurer Innenstadt für interessierte Bürgerinnen und Bürger – im Bild: Bezirksheimatpfleger Christoph Lang. Bildnachweis: Maximilian Glas

Um das „oberbayerische Trachtenunwesen zurückzudrängen“, wie Dr. Alfred Weitnauers es 1961 beschreibt, greift der Heimatpfleger des Bezirks im „Großen Schwäbischen Trachtenstreit“ mitunter zu ungewöhnlichen Mitteln – und erfindet auch etwa schwäbische Traditionen. Mit Erfolg: Sein „traditionelles“ rotes Leible mit den silbernen Knöpfen hat bis heute Spuren hinterlassen. Wie der damalige Heimatpfleger seine Weste für Schwaben durchsetzte und welche dunkle Seiten Weitnauers Erbe auch hat, zeigt das Archiv des Bezirks Schwaben in Kaufbeuren. Beim Tag der offenen Tür am 18. Oktober erfahren Besucher/-innen, welche Fundstücke aus 175 Jahren schwäbischer Psychiatrie- und fast 200-jähriger Bezirksgeschichte noch in Kaufbeuren. Anschließend steht das Archiv allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern offen.

„Unser neues Archiv in Kaufbeuren ist das Gedächtnis des Bezirks Schwaben, seiner Einrichtungen und der Bezirkskliniken“, sagt Bezirkstagspräsident Martin Sailer. „Dieses Gedächtnis machen wir ab 18. Oktober für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zugänglich – das ist schwabenweit einzigartig! Wir wollen hier – auch mit Blick auf die Psychiatrie in der NS-Zeit – einen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten.“
Anlass für das Archiv ist das Jubiläum "175 Jahre Psychiatrie in Schwaben“, das der Bezirk und seine Einrichtungen heuer begehen. Die Geschichte der Psychiatrie in Bayerisch Schwaben beginnt mit der Eröffnung der sogenannten „Kreis-Irrenanstalt Irsee“ am 1. September 1849. Die Akten der „Kreis-Irrenanstalt Irsee“ sind ebenso Teil des Bezirksarchivs wie die Bestände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalten in Kaufbeuren und Günzburg sowie die Bücher der ehemaligen Ärztebibliothek. Unter den historischen Unterlagen findet sich auch die Patientenakte des jenischen Jugendlichen Ernst Lossa, der im Alter von 14 Jahren Opfer der NS-Krankenmorde wurde.

Auf rund 1.000 Regalmetern lagern zudem Dokumente aus der 75-jährigen Geschichte des Bezirks Schwaben, seiner Einrichtungen sowie zum Teil seiner Vorläufer. Darunter sind Unterlagen zur Neugründung des Bezirkstags im Jahr 1953 und allerhand Wissenswertes zum „Großen Schwäbischen Trachtenstreit“.

Bezirksarchiv Schwaben: Tag der offenen Tür
Freitag, 18. Oktober 2024, von 14:00 bis 17:00 Uhr
Bezirksarchiv Schwaben
Schmiedgasse 23
87600 Kaufbeuren

Das Archiv des Bezirks Schwaben ist nach dem 18. Oktober immer geöffnet von Montag bis Donnerstag von 8:00 bis 12:00 Uhr sowie freitags von 08.00 bis 11:30 Uhr. Termine an Nachmittagen sind nach Rücksprache möglich.