Tage der seelischen Gesundheit Kempten/Oberallgäu "light"

06. Oktober 2020: „Wellness für die Seele“ – das wäre das Thema der Tage der Seelischen Gesundheit 2020 in Kempten und dem Oberallgäu gewesen. Aufgrund der Pandemie finden nur vereinzelt Angebote statt.

„Gerade Menschen mit seelischen Befindlichkeiten hätten sicherlich sehr von den Impulsen der verschiedenen Veranstaltungen profitiert – speziell auch aufgrund der besonderen Belastungen durch die Corona-Krise“, ist sich Ulrike Bölker, Koordinatorin des GPV Kempten-Oberallgäu im Bezirk Schwaben, sicher. Es wird nur wenige vereinzelt Angebote rund um den 10. Oktober – dem Tag der seelischen Gesundheit – geben.

Die Tage der Seelischen Gesundheit werden seit vielen Jahren unter dem Dach des gemeindepsychiatrischen Verbundes (GPV) von den verschiedenen Akteuren in der Sozialpsychiatrie veranstaltet. Sie bieten der Bevölkerung die Möglichkeit, sich mit Themen rund um die Psychiatrie und Suchthilfe zu befassen. Für Betroffene selbst sind die Tage der Seelischen Gesundheit ein wichtiger Ankerpunkt und eine Gelegenheit, niedrigschwellig mit ihren Sorgen und Nöten an die Öffentlichkeit zu gehen. In diesem Jahr wollte man auch erstmals die einzelnen Veranstaltungen entzerren – und auf vier Wochen statt auf eine verteilen. „Das machen wir dann im nächsten Jahr“, schaut die Koordinatorin positiv in die Zukunft.

Sie weiß aber auch, wie schwer es die Menschen mit einem seelischen Handicap in den vergangenen Wochen und Monaten hatten. Einige fühlten sich in ihrer Erkrankung bestätigt und zogen sich noch weiter zurück. Andere vertraten die Meinung: „Jetzt wissen die Mitmenschen erst mal, wie mein Alltag seit Jahren aussieht – isoliert, keine/kaum Sozialkontakte, Ängste.“

„Wir vom Gemeindepsychiatrischen Verbund und den Einrichtungen haben in dieser Zeit viele Küchenfenster-Gespräche und Gespräche an der frischen Luft geführt“, erinnert sich Bölker. Die Einrichtungen und deren Mitarbeiter/innen seien für die Menschen mit einer seelischen Beeinträchtigung - oder auch für die Angehörigen – da gewesen. Das persönliche Gespräch am Telefon oder am Küchenfenster sei dabei für die Klienten sinnvoller gewesen als ein Videochat – auch weil teils die Vorrichtungen dafür fehlten. Man habe immer Wege gefunden, die Klienten zu erreichen. Jetzt versuche man, Schritt für Schritt wieder in die Normalität zu kommen.

Text: moriprint