Tierisches Sommerfest für Patienten und Bewohner des BKH Günzburg
Dass der Platz vor dem Festsaal den ganzen Nachmittag dicht umlagert war, lag hauptsächlich an zwei Gründen: am sonnigen Wetter und am Gastspiel des Zirkus Liberta (Freiheit) von Dieter und Brigitte Schetz aus Immenstadt (Oberallgäu). Beide hatten etwa 70 Tiere mitgebracht, die den Patienten, Bewohnern, deren Angehörigen mit Kindern sowie den Mitarbeitenden am Standort viel Freude bereiteten. So sausten Gänse, Enten, Hühner, Hunde und Katzen unten den aufgestellten Biertischgarnituren hindurch oder spazierten im parkähnlichen Gelände umher, ohne sich jedoch zu weit von Transportfahrzeug und Anhänger des Zirkusses zu entfernen. Die Tiere konnten auch gestreichelt werden. Bei mehreren Vorführungen zeigten Dieter und sein „Zirkusdirektor“ Brigitte Schetz kleine Kunststücke mit den Tieren, wofür es stets Applaus gab. „Wir arbeiten nur mit heimischen Haustieren, die sich frei bewegen dürfen. Unser Motto lautet: alles kann, nichts muss“, gab Schetz schon im Vorfeld als Begründung dafür aus, dass anschließend nicht jede „Attraktion“ auf Anhieb klappte. So musste viel improvisiert werden – zum Beispiel, als eine Katze auf einem Balken laufen sollte, auf der eine Maus saß, die Maus jedoch vorher Reißaus nahm und sich unter dem Wagen versteckte. So wurde die Vorführung eben mit einer anderen Maus gezeigt.
Dass der Zirkus nach 2018 wieder im BKH auftreten konnte, dazu trug der „Verein zur Förderung der Einrichtungen der Bezirkskliniken Schwaben am Standort Günzburg“ maßgeblich bei. Vorsitzender Tobias Bühler überreichte Initiatorin Susanne Jarisch-Wohlwend und Pflegedirektor Georg Baur einen symbolischen Scheck über 850 Euro. Damit konnte das Engagement des Zirkusses maßgeblich finanziert werden. „Wir finden es sehr wichtig, dass das Patienten-Sommerfest stattfinden kann“, sagte Bühler, zugleich Bürgermeister der Gemeinde Gundremmingen. Eine gelungene Abwechslung im Klinikalltag, die so manchem schwer kranken Patienten ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Die Patienten hätten nach dem letzten Gastspiel so geschwärmt, dass die Verantwortlichen schnell einig waren, den Zirkus nach dem Ende der Pandemie wieder nach Günzburg einzuladen.
Der 2015 gegründete Förderverein BKH Günzburg war nach Aussage Bühlers längere Zeit nicht sichtbar. „Das will der Vorstand ändern“, so der Vorsitzende. Im Frühjahr war er als Nachfolger von Stephanie Denzler in dieses Amt gewählt worden. Inzwischen wurde ein Flyer entworfen und eine Homepage erstellt (www.foerderverein-bkh-guenzburg.de). „Wir wollen auf diese Weise kundtun, wer wir sind und was mit den Spenden passiert.“
Unter anderem sei beschlossen worden, dem Sozialfonds am BKH jährlich 500 Euro zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Topf sollen Menschen, die verarmt sind, unbürokratisch unterstützt werden. „Das kann mal schnell ein Kleidungsstück sein, das gekauft werden muss, oder eine Zugfahrkarte“, so Bühler. Nach Ansicht des Fördervereins stellen diese Spenden einen Mehrwert für die Patienten dar und drücken den Respekt gegenüber den Mitarbeitenden aus. „Patientinnen und Patienten sollen sich – bei bestmöglicher medizinischer Behandlung – in der Klinik wohl und geborgen fühlen. Wo möglich, wollen wir aber auch den Mitarbeiterrinnen und Mitarbeitern ihre tägliche Arbeit erleichtern“, lautet das Ziel des Vereins und seiner Aktivitäten.
Dass das Patienten-Sommerfest eine so gelungene Veranstaltung wurde, dafür sorgen viele Mitstreiter. Die Klinikseelsorge um Diakon Andreas Thalhofer und Pfarrerin Ulrike Berlin warf die Popcorn-Maschine an. Am Nachbarstand gab es Kaffee und Kuchen. Die Ergotherapie hatte sich um die Deko, die hauseigene Gärtnerei um Blumen, die technische Abteilung um die Stromanschlüsse gekümmert. „Da sind noch so viel mehr dabei. Alle helfen und halten zusammen“, sagte Initiatorin Susanne Jarisch-Wohlwend. Von Pflegedirektor Baur gab es für die Fachkrankenschwester für Psychiatrie ein großes Lob. „Sie ist die entscheidende Macherin. Uns ist es wichtig, dass alle Patientenfeste – ob an Weihnachten, Fasching oder beim Maubaumaufstellen – gelebt werden. Denn für viele Menschen, insbesondere für die 125 aus dem Bereich Wohnen und Fördern, ist das BKH ihr Zuhause“, sagte Baur. Sprach‘s und blickte hinüber zu den Zuschauerbänken, unter denen in diesem Moment ein kleiner Gockel, verfolgt von zwei Entlein, hindurchschlüpfte…