Warum er mit 70 immer noch gerne in Vollzeit arbeitet
„Wir können uns keinen besseren Chef vorstellen“, sagen seine Mitarbeiter und auch der Vorstand lobt ihn. Vor 15 Jahren wurde allerdings lebhaft diskutiert, ob es gut ist, einen 55-Jährigen einzustellen.
Dass ein noch in Vollzeit aktiv Beschäftigter seinen 70. Geburtstag feiert, ist ein eher seltenes Ereignis. Achim Crede hat dies getan. Der stellvertretende Geschäftsleiter und Leiter Süd von Wohnen und Fördern sowie Einrichtungsleiter der Standorte Kaufbeuren/Buchloe der Bezirkskliniken Schwaben erhielt überraschenden Besuch zahlreicher Kollegen und Weggefährten. Darunter auch Vorstandsvorsitzender Stefan Brunhuber aus Augsburg. „Dass Sie an Ihrem runden Geburtstag in die Arbeit gehen, zeugt von Ihrem Pflichtbewusstsein, das Sie an den Tag legen“, sagte er vor zahlreichen Gratulanten. Zu ihnen gehörten auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Wolfram Firnhaber, der ehemalige Vorstandsvorsitzende Thomas Düll, Credes „Chef“ Gerhard Becker aus Günzburg sowie die örtliche Krankenhausleitung des BKH Kaufbeuren um PD Dr. Albert Putzhammer, Pflegedirektor Andreas Gebler und Regionalleiter Claus Thoma. Alle waren sie ins Verwaltungsgebäude von Wohnen und Fördern, des außerklinischen Bereichs der Bezirkskliniken, gekommen.
Crede, der seit 2010 bei den Bezirkskliniken arbeitet, freute sich sichtlich über die Überraschung und die zahlreichen Gratulanten. Geschäftsleiter Becker erinnert sich noch genau an die Diskussion vor 15 Jahren, ob die Bezirkskliniken einen 55-Jährigen einstellen sollten. „Ich bin sehr froh, dass sie es damals getan haben. Ein ganz herzliches Dankeschön für die tolle Zusammenarbeit“, rief Becker dem Jubilar zu. Auch Credes Mitarbeiter sehen dies offensichtlich so. „Wir können uns keinen besseren Chef vorstellen“, sind sie sich einig und taten dies in einer kleinen Feierrunde auch kund.
Hans-Joachim Crede, wie er offiziell heißt, wurde im hessischen Marburg geboren. Er ist staatlich geprüfter Krankenpfleger und absolvierte später Fort- und Weiterbildungen zum Fachkrankenpfleger für Psychiatrie und zum Pflegedienstleiter im Krankenhaus. 2010 kam er ins Allgäu. Hier leitet er seitdem den Bereich Süd von Wohnen und Fördern, zu dem neben dem Pflegeheim auf dem BKH-Gelände das Landhaus am Kaiserweiher, die Villa Schönblick (alle Kaufbeuren) auch die Tagesstätten Füssen und Kaufbeuren, das Haus Kemnat in Buchloe sowie das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) und das Betreute Wohnen in Familien (BWF) gehören. 100 Frauen und Männer sind in diesen Einrichtungen beschäftigt, 250 Mitarbeitende zählt Wohnen und Fördern insgesamt. „Inzwischen sind es mehr als 450 Menschen, die wir betreuen“, berichtete Becker. Die meisten seien schwer chronisch psychisch krank. „Unter Deiner Führung, lieber Achim, ist der Bereich hier stark gewachsen“, so der Geschäftsleiter.
Vorstandsvorsitzender Brunhuber lobte den Jubilar für sein nach wie vor ungebrochenen Einsatz. „Ich bin beeindruckt, wie jemand in einem so hohen Alter noch so tatkräftig zupackt und die Dinge vorantreibt“, sagte der 41-Jährige in Richtung des Neu-70gers. Dass dieser sein mögliches Renteneintrittsdatum freiwillig um fünf Jahre verlängert hat, hat nach eigenen Angaben „etwas mit den Bezirkskliniken zu tun“. „Die sind ein super Arbeitgeber. Außerdem habe ich hier tolle Kollegen und ein super Team“, stellte Crede fest, der sich selbst als kontaktfreudig beschreibt.
Noch bis Ende des Jahres will er im Dienst bleiben und dann seinen wohlverdienten Ruhestand antreten. Seinen Lebensmittelpunkt hat er schon vor längerer Zeit nach Pfronten verlegt. Dort wohnt er gemeinsam mit seiner Frau Grazyna. Alle drei Kinder sind bereits aus dem Haus. „Wir sind eine typische Patchwork-Familie“, verriet Crede. Seine Frau ist ebenfalls im Gesundheitswesen tätig: Die 52-Jährige arbeitet als Altenpflegerin und Fachfrau für Demenz in der Klinik St. Vinzenz in Pfronten.
Achim Crede ist auch ehrenamtlich sehr aktiv. Zum einen ist er erster Vorsitzender des Vereins für Nachbarschaftliche Unterstützung und Zeitvorsorge (NUZ) in Pfronten, zum anderen steht er an der Spitze des Gemeindepsychiatrischen Verbunds (GPV) Ostallgäu/Kaufbeuren. Der 70-Jährige will dieses Jahr zwar beruflich weiterhin Gas gehen, freut sich nach eigenen Angaben aber schon heute auf die freie Zeit ab 2025. „Ich möchte mit meiner Frau auf jeden Fall noch eine Kreuzfahrt im östlichen Mittelmeer machen“, nannte er als Plan. Künftig wird er dann auch mehr Zeit für seine Hobbys Lesen, Skifahren und Mountainbiken haben.